Shoppingfaule Männer atmen auf

Hinter Modomoto stecken Andreas Fischer u. Corinna Powalla.
Das Berliner Unternehmen Modomoto verhilft shoppingfaulen Männern zu neuen Kleidern.

Im Sekundentakt fährt ein grelles Hupgeräusch durch das alte Fabrikgebäude. Ein gutes Zeichen. Die Ware wurde richtig verbucht und kann verpackt werden. Dieses Verpacken passiert im Berliner Unternehmen Modomoto noch in Handarbeit und mit viel Liebe zum Detail. Hosen und Hemden werden fein säuberlich zusammengelegt und mit einer schönen Schleife versehen - obendrauf kommt noch eine handgeschriebene Karte von der zuständigen Stylistin.

Angesiedelt ist das 2011 von Corinna Powalla gegründete Unternehmen in den Räumen einer ehemaligen Fabrik in Berlin Kreuzberg. Dort wuseln sich bereits am frühen Vormittag die Modomoto-Berater durch die Ware und lassen sich dabei kaum aus der Ruhe bringen. Nach einem kurzen Studium der Kundenkartei, stellen sie die passenden Outfits zusammen. Immerhin gilt es ein Versprechen zu halten: "Gut gekleidet ohne Shopping".

Vom Businessplan zur ersten Bestellung

Auf die Idee ist Powalla durch ihren Freund gekommen. "Er ist ein richtiger Shoppingmuffel. Um ihn und mir das Leben leichter zu machen, habe ich damit angefangen, für ihn Outfits zu kaufen - Hosen, T-Shirts usw. Was ihm nicht gefiel, wurde umgetauscht. Meistens fand er meine Zusammenstellungen so gut, dass mir die Idee kam, dieses Service auch anderen Männern anzubieten", sagt die Gründerin des Berliner Start-ups im KURIER-Interview.

Am Anfang habe sie Businesspläne geschrieben, mit Labels Kontakt aufgenommen und mit Experten aus der Branche über das Konzept gesprochen. Im August 2011 ging die erste Version der Modomoto-Homepage online. "Diese war nicht hübsch, ganz schlicht und einfach gehalten und mit dem heutigen Internet-Auftritt nicht vergleichbar. Aber die Reaktionen der Männer war damals schon durchwegs positiv", erklärt Powalla die Entstehungsgeschichte.

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Persönlicher Kontakt

Der Unterschied zu Online-Shops wie Zalando besteht in der angebotenen Beratungsleistung. "Unsere Stil-Experten versuchen den Modegeschmack der Kunden in einem Beratungsgespräch zu ermitteln", erklärt Powalla. Auf persönliche Stylisten setzt auch Outfittery, die unmittelbare Konkurrenz in Berlin.

Was Mann nach dem Öffnen seines Pakets dann nicht gefällt bzw. nicht passt, kann kostenfrei zurückgeschickt werden. Um Berge von Rücksendungen zu verhindern, steht der Austausch mit den Kunden im Mittelpunkt. "Die persönliche Beziehung zu unseren Kunden ist uns enorm wichtig. Wir reagieren auf Probleme und vermeiden diese bei der nächsten Lieferung. Das unterscheidet uns von großen Unternehmen wie zum Beispiel Zalando", sagt Powalla.

Kundenkartei

Das Unternehmen macht kleine, aber dafür nachhaltige Schritte. Kürzlich wurde der 80.000 Kunde in die Kartei aufgenommen. Demgegenüber stehen rund 110 Mitarbeiter, die Reklamationen entgegen nehmen, Kunden beraten, Kleidung zusammentragen, einpacken und verschicken. Auf der Berlin Torstraße wurde nun auch ein Fitting Room eingerichtet, in denen sich Kunden nach einer Termin-Vereinbarung face to face von Modeexperten beraten lassen können.

Die derzeit angebotene Ware setzt sich unter anderem aus Marken wie Levi’s, Scotch & Soda, Burlington, Strellson Lacoste zusammen. Strategische Kooperation mit Labels gibt es keine: „Wir verhalten uns wie ein klassischer Einzelhandel und kaufen die Kleidung direkt von den Anbietern. Mittlerweile treten immer mehr Hersteller ans uns heran und testen über uns ihre neue Kollektion. So bekommen sie Feedback und können schnell auf etwaige Probleme oder Fehler bei der Kollektion reagieren.

Export

Beliefert werden zurzeit hauptsächlich Kunden aus Deutschland. Aber auch österreichische Männer setzen zunehmend auf das Service: Jedes zehnte Paket geht in die Alpenrepublik. Shoppingfaule aus anderen Teilen Europas müssen sich aber noch ein wenig gedulden. Das Unternehmen will aber bald weitere Länder mit ihrem Angebot erschließen.

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