Oberösterreich: In Gmunden Keramik selbst bemalen

Frau an der Flammstation der Gmundner Keramik Manufaktur probiert das Flammen eines Tellers unter Anleitung aus
In der oberösterreichischen Manufaktur können Besucher und Besucherinnen hinter die Kulissen blicken und das Flammen und Bemalen von Keramik selbst probieren
Von Lea Moser

Eine Frau legt einen Teller auf ihre Hand und nimmt mit der anderen einen Schlauch, aus dem grüne Farbe tropft. Ein, zwei, drei Drehungen aus dem Handgelenk – schon ist der Teller mit der weltberühmten Gmundner Schleife verziert. Etwa tausend Teller bemalen die Mitarbeiterinnen in Gmunden jeden Tag. Einige arbeiten seit Jahrzehnten in der oberösterreichischen Manufaktur, andere erlernen gerade den Beruf der Kerammalerin. Etwa die 19-jährige Anna, die gerade an einer Schüssel sitzt und Blumenmuster stempelt. Sie ist eine von wenigen Lehrlingen, hat giftgrüne Haare, trägt ein schwarzes Oversize-T-Shirt, viele Ringe und Piercings. „Man sieht es mir vielleicht nicht an, aber ich bin sehr traditionsbewusst. Und die Gmundner Keramik gehört einfach zur Identität der Region“, sagt sie.

Von den Häferln mit den grünen Kringeln, Blümchen oder Hirschen hat fast jeder und jede eines in der Küche. Im 18. Jahrhundert kam die typische, grüne Bänderung auf weißer Glasur in Mode und in den Handel. Das „Grüngeflammte“ ist heute immaterielles Kulturerbe. Jeder Teller und jedes Häferl, das die Manufaktur in Gmunden verlässt, ist ein Unikat. Hier entsteht traditionelles Handwerk, das nach dreihundert Jahren immer noch nicht altbacken wirkt. Vielleicht, weil Landhausästhetik gerade zurück in die Wohnzimmertrends findet. Vielleicht, weil die Designs wirklich „zeitlos“ sind. Vielleicht aber auch, weil das Unternehmen nie seinen Humor verloren hat. Neben den Brennöfen stehen Dutzende Gmundner Bongs – Wasserpfeifen für den Marihuana-Konsum –, fertig für den Verkauf. Die Idee der Satireplattform Die Tagespresse („Endlich: Gmundner präsentiert Keramik-Bong“) ging viral und die Manufaktur setzte sie um. Die Nachfrage ist übrigens riesig.

  • Führung durch die Manufaktur in Gmunden, Eintrittspreis 9,50 Euro, für Kinder kostenlos
  • Keramik selbst bemalen: An den Standorten in Gmunden, Anif, Hallstatt und Wien. Pro bemaltem Stück ab 19 Euro
  • Kulturhauptstadt: Kunst und Kultur im ganzen Salzkammergut. Bahnfahrt nach Gmunden und Hotel im Package bei ÖBB Rail Tours: 1 Nacht im Keramikhotel Goldener Brunnen (inkl. Frühstück) und Bahnfahrt 2. Klasse ab/bis Wien z.B. 15.07.-16.07.24 ab 158 Euro p.P im DZ

Wer die Manufaktur besucht, bekommt in verschiedenen Räumen gute Einblicke in die Produktion: von der Aufbereitung des Rohmaterials bis zum Brennen in den Brennöfen. Auch das Flammen darf selbst ausprobiert werden. Eine der Malerinnen korrigiert die Haltung und gibt einen letzten Tipp: „Einfach machen.“ Die Hände zittern trotzdem. Statt konzentrischer Halbkreise entsteht verwackeltes Gekritzel und Tropfen, die aussehen, als hätte man grüne Sauce auf den Teller gepatzt. Ein Unikat ist es trotzdem. Und so einen Gmundner Klecksteller hat sonst wirklich niemand in der Küche stehen. 

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