#unten: Wenn Menschen vom Leben in Armut erzählen
Allein in Österreich gelten laut Caritas 434.000 Menschen als manifest arm. "Manifest arm" zu sein heißt, neben sehr geringen Einkommen (Einkommen von weniger als 60 Prozent des österreichischen Mittelwerts) auch mit gravierenden Mängeln in zentralen Lebensbereichen konfrontiert zu sein. So können etwa rund 208.000 Frauen und Männer in Österreich ihre Wohnung im Winter nicht warm halten. 15.000 Menschen sind als wohnungslos registriert. Am häufigsten und stärksten von Armut betroffen sind Kinder und Jugendliche aus Ein-Eltern-Haushalten, Familien mit drei und mehr Kindern, alleinerziehende Mütter und Väter sowie Menschen mit Migrationshintergrund.
Arm zu sein, das bedeutet für Betroffene existenzielle Unsicherheit, eine große psychische wie physische Belastung, sozialer Ausgrenzung und nicht zuletzt meist auch den Rückzug aus der Gesellschaft.
Wie es sich anfühlt, einen Alltag in Not zu erleben, beschreiben Menschen derzeit unter dem #unten auf Social Media.
Angestoßen wurden die Postings von dem deutschen Journalisten Christian Baron. In einem Artikel für Wochenzeitung Der Freitag schrieb Baron über soziale Diskriminierung - von der auch selbst in seiner Kindheit betroffen war: "Früher ließ der für meine Familie zuständige Mitarbeiter vom Jugendamt oft herabwürdigende Sprüche über uns fallen. Sein berühmtester: 'Die Barons sind der Sozialhilfe-Adel.' Damit traf er einen wunden Punkt. Er verbreitete das Vorurteil, die Armen seien immer aus eigenem Verschulden arm. Darum setzte er unser Dasein am Existenzminimum mit dem Leben dekadenter Fürsten gleich, die es sich auf Kosten der hart Arbeitenden bequem machen, anstatt selber zu nützlichen Mitgliedern der Gesellschaft zu werden."
Um Kritik an der Klassengesellschaft zu üben, einen - wie er sagt notwendigen - Aufschrei einzuleiten, Vorurteile abzubauen, alltägliche Erniedrigungen öffentlich zu machen und armen Menschen eine Stimme zu geben, rief er in seinem Text dazu auf, sich unter dem Hashtag #unten zu Wort zu melden.
Obwohl der Aufruf erst knapp einen Tag alt ist, haben bisher bereits Tausende Nutzer Beiträge über ihre Erfahrungen mit sozialer Ungerechtigkeit geteilt.
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