Wes Anderson-Ästhetik erobert TikTok: Der Alltag in Farbe

Wes Anderson-Ästhetik erobert TikTok: Der Alltag in Farbe
Wer in letzter Zeit durch die sozialen Medien gescrollt hat, ist unmöglich am viralen Wes Anderson-Trend vorbeigekommen.

von Laura Lugmair

Symmetrisch, detailverliebt und farblich abgestimmt - ganz im Stil des bekannten Filmregisseurs erobern Kurzvideos mit einem Hauch von Retro die Welt von TikTok, Instagram & Co. Wie es sich für einen viralen Social Media-Trend gehört, stürmten zahlreiche Videos in Vintage-Ästhetik die Plattformen innerhalb kürzester Zeit.

Gutes Timing

Der US-amerikanische Filmemacher Wes Anderson ist bekannt für seine bilderbuchartigen Filmwelten. Für ihn kommt die Aufmerksamkeit zur rechten Zeit, hat er doch vergangene Woche seinen neuen Film "Asteroid City" beim Filmfestival in Cannes gezeigt.

Perfektioniert hat den Trend der Creative Director Mike Quyen, der schon mehrmals mit seinen Videos viral ging.

Warum funktioniert diese Ästhetik so gut?

Für TikTok, vielmehr Content Creator im Allgemeinen, ist eine charakteristische Handschrift für den Wiedererkennungswert wichtig. Kein Wunder also, dass sich viele vom unverwechselbaren und erfolgreichen Stil Wes Andersons inspirieren lassen.

Untermalt vom fröhlich klingenden Soundtrack zum Film "The French Dispatch" aus dem Anderson-Universum werden meist der banale Alltag oder Urlaubstrips romantisiert und in kurzen Clips verpackt.

Kennzeichnend für die Bildsprache von Anderson ist, dass sich die Kamera kaum bewegt. Höchstens ein Schwenk, ein Dreher oder ein Zoom ins Bild lässt sich entdecken, ebenso nur ein bestimmtes Farbschema. Diese Charakteristika sind kaum zu verkennen.

In Österreich ist der Trend längst angekommen. Die Wiener Influencerin Irina verfilmt ein mehr oder weniger alltägliches Wochenende in Wien.

Kulturdebatten auf TikTok?

Die Kommentarspalten unter den Videos erinnern an so manche Kulturkritik im Feuilleton - nur eben im Stil der Generation Z. Es finden sich häufig Diskussionen, ob das Video dem Trend - oder vielmehr dem Werk von Wes Anderson - denn überhaupt gerecht würde. Man unterstellt sich gegenseitig, noch nie einen Film von Anderson gesehen zu haben und heuchlerisch ausschließlich für Klicks auf den Trend aufzuspringen. Unter dem Titel "Jetzt tu nicht so, als wärst du in einem Film von Wes Anderson" nehmen sich viele der Creator selbst nicht zu ernst.

Diese Debatte greift auch dieser User in einem weiteren viralen Video auf ironische Art und Weise auf.

Währenddessen schwärmen andere, dass Anderson seine verdiente Aufmerksamkeit jetzt auch auf TikTok bekäme. Inzwischen finden sich ganze Vorlagen, die sich fast als Bedienungsanleitungen bezeichnen lassen, wie man den Trend "wirklich richtig" macht. Wenn man diesen folgt und sich mit der Handschrift Wes Andersons vertraut macht, steht also nur noch der undurchschaubare Algorithmus von TikTok als Hürde auf dem Weg zum eigenen viralen Video.

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