Kräuter sind vielseitig, sie duften, schmecken, locken Schmetterlinge an und können manchmal sogar heilen. Ob am Fensterbrett oder im Garten, in der Sonne oder im Schatten, es gibt für jeden Ort die geeignete Pflanze. Harald Thiesz, Besitzer vom Bio Feigenhof in Wien, wo man auch eine Fülle an Gewürz-Raritäten findet, erzählt dem KURIER, worauf es im Kräuterbeet ankommt.
Mediterrane Kräuter mögen es trocken
Wie der Name es schon verrät, brauchen mediterrane Kräuter Sonne, Wärme und trockene, sandige Böden. Der vollsonnige Standort ist besonders wichtig, damit sich die ätherischen Öle entwickeln, die den intensiven Geschmack bestimmen. Vor der Bepflanzung sollte die Erde nicht gedüngt werden, da diese Kräuter kaum Nährstoffe benötigen. Im Balkonkisterl brauchen sie allerdings regelmäßig Wasser.
Salbei: Es gibt unterschiedlichste Sorten, zum Beispiel den Berggarten-Salbei, der ist wunderbar geeignet für Saltimbocca“, erklärt Harald Thiesz. Der spanische Salbei hingegen entfaltet im Tee sein Aroma optimal. Der Muskateller-Salbei lockt mit seinen lilafarbenen Blüten viele Insekten und Bienen an. Für die Küche ist er weniger geeignet.
Thymian: „Da haben wir etwa den Zitronen-Thymian, Orangen-Thymian, Steinpilz-Thymian, Feld-Thymian und den Gewürz-Thymian“, zählt Thiesz auf.
Oregano: Dieser passt gut ins mediterrane Beet, genauso wie der Ysop, der in blau, rosa oder weiß blüht. Sowohl Blüten als auch Blätter können in der Küche für Fleischspeisen oder Suppen vielfältig verwendet werden. „Man kann Ysop auch in Essig oder Öl einlegen und erhält dadurch einen sehr guten Geschmack“, verrät Thiesz.
Rosmarin: Da empfiehlt der Kräuterkenner die Sorte Arp, eine kanadische Züchtung, die bis -20 Grad winterhart ist. Ein nicht winterharter Rosmarin, der laut Thiesz geschmacklich kaum zu überbieten ist, ist der sogenannte Pinien-Rosmarin. „Er schmeckt und riecht tatsächlich nach Pinien.“
Bohnenkraut: Es ist zu Bohnengerichten bekömmlich, man kann damit jedoch auch Salate, Gemüse und Fleisch verfeinern.
Lavendel: Für den guten Duft und die Farbakzente darf Lavendel nicht fehlen, dann sind auch Schmetterlinge nicht weit.
Currykraut: „Es gibt einen ganz tollen Duft. Vor allem, wenn man nach einem Regen in den Garten kommt, riecht es intensiv nach Curry“, schwärmt Thiesz.
Nährstoffreiche und leicht feuchte Böden
Kräuter wie Petersilie, Schnittlauch, Kerbel, Liebstöckel, Minze, Estragon und Gartenkresse sind nicht dauerhaft auf Sonnenschein angewiesen. Sie bevorzugen nährstoffreiche und leicht feuchte Böden. Hat man ein Beet, das zu einem Teil in der Sonne und zum anderen im Halbschatten ist, hat man viele Möglichkeiten.
Basilikum: Dieser müsste in den sonnigen Teil des Beets. Er ist besonders kälteempfindlich und sollte auch frühestens im Mai ausgesetzt werden. Neben dem bekannten Genovese-Basilikum nennt der Kräuterexperte eine ganze Reihe anderer Sorten. „Es gibt zum Beispiel das rote Basilikum, das gibt den Speisen einen violetten Anstrich.“ Zimt-Basilikum oder Nelken-Basilikum bestechen durch ihr intensives Aroma.
Im Normalfall ist Basilikum eine einjährige Pflanze, die jedes Jahr neu ausgesät werden muss. Mehrjährig sind lediglich Strauchsorten – diese müssen aber im Haus überwintern.
Koriander ist ein sehr kurzlebiges Kraut. Es lässt sich in der Sonne gut mit Basilikum kombinieren – sobald Koriander in der Blüte ist, wird er jedoch ungenießbar. „Er schmeckt dann fast wanzenartig“, erklärt Thiesz. Eine Alternative ist der vietnamesische Koriander, dabei handelt es sich allerdings um eine völlig andere Pflanzenart. Es ist ein Knöterichgewächs, das dem Koriander jedoch sehr ähnlich schmeckt.
Gartenkresse: Für den scharfen Geschmack kann die Gartenkresse gepflanzt werden. „Die hat mit der Kresse aus dem Supermarkt nichts zu tun,“ erklärt Thiesz. Sie hat lanzettliche Blätter (die Blätter sind drei bis acht Mal so lang wie breit) und eine Wurzel ähnlich dem Kren. „Sie schmeckt toll nach Wasabi und lässt sich sehr gut in Aufstrichen verarbeiten.“ Die Gartenkresse kann im Halbschatten ausgesetzt werden.
Blüten sind nicht nur schön auf dem Teller, sie schmecken auch gut. Essbare Blüten sind etwa:
Kapuzinerkresse
Gänseblümchen
Borretsch
Kornblume
Ringelblume
Schlüsselblume
Apfelblüten
Rosen
Zucchiniblüten, ...
Blütenbutter
125 g weiche Butter,
Orangenschale,
2 EL Blüten,
Salz
Zutaten verrühren. Die Blütenbutter zu einem Ball formen und für 15 Minuten in den Gefrierschrank geben. Danach die Butter in Blüten wälzen und im Kühlschrank hart werden lassen
Minze: Besondere Vorsicht ist bei den meisten Minzarten geboten. Sie bilden mit ihren Rhizomen (ähnlich den Wurzeln, verdickte Sprossachsen) Ausläufer, die innerhalb kürzester Zeit das Beet durchwachsen. Am besten setzt man Minze in einen Topf, damit sie sich nicht ausbreiten kann. Diese Pflanze bildet auch im Halbschatten ihre ätherischen Öle. Bei den Sorten ist die Auswahl gigantisch.
Kräuter für schattige Plätzchen
Waldmeister: Manche Pflanzen bevorzugen ein Schattendasein. Allen voran der Waldmeister. „Er wird für die Waldmeisterbowle verwendet und wächst ohne Probleme unter Bäumen ohne direkte Sonne.
Jiaogulan: Diese Heilpflanze ist mit der Gurke verwandt, ihre Blätter sind als Tee sehr bekömmlich. „Jiaogulan heißt auch Pflanze der Unsterblichkeit. Man sagt, wer jeden Tag ein junges Blatt isst, lebt ewig“, schmunzelt Thiesz.
Hintergrund: Bei einer Volkszählung im Jahr 1400 in Guizhou (China) lag der Anteil der über 100-Jährigen weit über dem Durchschnitt. Für die Forscher lag das am Jiaogulan-Tee, den die Menschen der Provinz tranken.
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