Teamspiel Fortnite: Was Jugendliche dabei lernen können

Teamspiel Fortnite: Was Jugendliche dabei lernen können
Beim Fortnite-Spielen finden Jugendliche Zugang zueinander und im besten Fall auch zu Eltern und Lehrern

Bei Felix Ohswalds Online-Plattform „GoStudent“ lernen Schüler Mathematik, Deutsch und Englisch. Und Fortnite. „Viele Burschen spielen gerne und das ist oft ein guter Einstieg für unsere Lehrer, um den Kontakt aufzubauen. Deswegen haben wir einige Coaches, die gute Fortnite-Spieler sind. Die können den Kids ein paar Tricks beibringen, mit denen sie in der Klasse gut ankommen.“

Bei Fortnite können die Teilnehmer gemeinsam spielen, jeder an seinem Bildschirm und verbunden über ein Mikrofon. Seine Lehrer arbeiten ebenso und nützen das Spiel nicht nur als Eisbrecher zum Kennenlernen, so Ohswald: „Mit manchen Schülern hat ein Lehrer eine Stunde pro Woche Englisch-Unterricht über unsere Nachhilfe-Plattform und eine Stunde Fortnite-Spielen auf Englisch.“

Gesprächsstoff

Er sieht bei dem Spiel nicht nur Nachteile: „Wir wissen aus unseren Vorbereitungsgesprächen mit den Schülern, dass viele sich auf YouTube Videos ansehen, in denen sie anderen beim Spielen zusehen, auch auf Englisch. Für die Burschen ist es auch eine gute Möglichkeit, ein gemeinsames Gesprächsthema zu finden.“

Dieser kommunikative Aspekt von Computerspielen ist ein Faktor für die Bewertung der Spiele durch die Bupp, die Bundesstelle für die Positivprädikatisierung von Computer- und Konsolenspielen, erklärt deren Leiter Gerhard Pölsterl. Experten wählen dabei Spiele aus, die sie als wertvoll beurteilen: „Bei der Altersfreigabe PSK oder PEGI geht es nur um den Jugendschutzaspekt. Wie wird Gewalt oder Sex gezeigt, wird unpassende Sprache verwendet, für welches Alter ist das Spiel geeignet? Wir empfehlen Spiele, die pädagogisch sinnvoll sind und Spaß machen. So haben wir Minecraft empfohlen, weil es Kommunikation und Kreativität fördert. Man baut völlig neue Welten. Es gibt sogar einen Nachbau der Ringstraße.“

Fortnite zählt nicht zu den empfohlenen Spielen, aber Pölsterl meint, dass auch die eGames wertvolle Lerneffekte beinhalten: „Viele Spiele werden in Teams gespielt – Fortnite im üblichen Modus Battle Royale zu zweit oder zu viert – und dabei muss man sich eine gute Aufteilung überlegen, viel kommunizieren und oft übernimmt einer die Leitung. Außerdem müssen unter Stress schnelle Entscheidungen getroffen werden.“

Den Gewaltaspekt will er nicht überbewerten: „Der Unterschied zwischen einer Altersempfehlung für 12 oder etwa 16 und 18 Jahre hat damit zu tun, ob das einzige Ziel des Spiels das Töten der Feinde ist oder ob es auch andere Lösungen gibt, zum Erfolg zu kommen. Außerdem hängt es von der Grafik ab, wie realitätsnahe die Situation oder der Tod dargestellt werden.“ Er selbst spielt gerne Minecraft und rät Eltern, sich auf die Spielewelt einzulassen: „Schauen Sie dem Kind nicht nur über die Schulter, sondern spielen Sie mit, auf Augenhöhe. Über das Erlebte kann man in der Familie sprechen.“

Die Bupp empfiehlt auch Spiele für die ganze Familie, betont er: „Super Mario Party, SnipperClips oder Degrees of Separation.“ Auch Ohswalds Team nützt Online-Spiele zum Vermitteln von Lerninhalten: „Marco Polo Learning, Anton Lern App Grundschule und die Minecraft Education Version.“

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