So uncool ist Österreichs Jugend in der Freizeit

So uncool ist Österreichs Jugend in der Freizeit
Jugendstudie zeigt Veränderungen. Wichtig ist "frei bekommen vom Alltagsstress", aber die Wege sind überraschend.

Die Jugend liebt ihre Freizeit und will dann Energie tanken und ihre Batterien für Schule, Studium und Beruf aufladen. Aber wie funktioniert das konkret?, fragte das Institut für Jugendkulturforschung hat in der aktuellen Jugendfreizeitstudie "Leisure ist Pleasure" bei 1.000 jungen Erwachsenen (16 bis 29 Jahre) nach.

Freizeit bedeutet für Jugendliche "frei bekommen vom Alltagsstress" und "etwas tun können, was man nicht tun muss und einem Spaß macht". Die Freizeitkulturen der jungen Österreicherinnen und Österreicher bieten einen Mix aus Aktivität und Chillen.

Acht von zehn Jugendlichen (81 Prozent) unternehmen in ihrer Freizeit besonders gerne etwas mit ihren Freunden, sieben von zehn Jugendlichen (71 Prozent) lieben es aber auch, einfach einmal nichts zu tun und zu relaxen.

So uncool ist Österreichs Jugend in der Freizeit

Weniger schrill als erwartet

In der öffentlichen Debatte werden Jugendfreizeitkulturen als expressive und vielfach auch exaltierte Vergnügungswelten beschrieben. Man hört und liest von der Party- und der Shopping-Jugend oder lifestyle-tauglichen Koch-Sessions und Yoga als junge Freizeittrends.

Im Ranking der bei jungen Österreicherinnen und Österreichern beliebtesten Freizeitaktivitäten spielen exaltiertes Vergnügen und schrill-bunte Lifestyles jedoch wider Erwarten eine Nebenrolle.

Shopping und Party, aber auch Koch-Sessions und Yoga liegen in dem Beliebtheitsranking auf den unteren Ranglistenplätzen. "Die Jugend ist der bunten Lifestylewelt mit ihrer Vielzahl an ständig wechselnden Trends und Moden überdrüssig geworden. Sie sucht weniger das Abenteuer, sondern konzentriert sich auf das Solide und findet persönlichen Ausgleich vor allem in Sport und Bewegung", kommentiert Studienautorin Beate Großegger.

So uncool ist Österreichs Jugend in der Freizeit

44 Prozent der Jugendlichen nennen Sport und Fitnesstraining als eine ihrer Lieblingsfreizeitbeschäftigungen. Für jeden Dritten sind Sport und Bewegung sogar die allerliebste Freizeitaktivität. Jugendliche denken hier übrigens vor allem an Outdoor-Sport.

Wo sind die Sportler und wo die Faulen? "Sport und outdoor, also rausgehen und draußen in der Natur Energie tanken, dominieren die jungen Freizeitkulturen im Westen, den Typus des Couch-Potatoes sehen wir vor allem im Osten besonders stark vertreten," so Großegger.

Social Media ist kein Freizeit-Programm

Social Media sind im Alltag der heutigen Jugend fest verankert. Die überwiegende Mehrheit ist via Social Media mit Altersgleichen vernetzt. Umso erstaunlicher ist es, dass Social-Media-Aktivitäten nicht zum "wirklich coolen Freizeitprogramm" zählen.

Mediennutzung steht in den Freizeitpräferenzen der Jugendlichen generell nicht im Vordergrund, sondern rangiert bei den beliebtesten Freizeitaktivitäten lediglich im Mittelfeld. Gaming wie auch Lesen kommen noch vor Internetnutzung, TV und Streamen.

Freizeit ist für junge Menschen heute ein rares Gut. Wer zu viel Freizeit für Familienarbeit, Haushalt oder Lernen verwenden muss, reagiert genervt. 53 Prozent der jungen Österreicherinnen und Österreicher möchten ihre Freizeit dazu nutzen, endlich einmal ihren ganz persönlichen Interessen oder Hobbys nachzugehen.

Vor allem in bildungsnahen Milieus bedeutet Freizeit hier auch kreativ sein und Muse finden zu können, also zum Beispiel Musik zu machen, zu schreiben oder zu fotografieren.

Im Jugendfreizeitsektor sei derzeit vieles in Bewegung, so die Autoren. Wenig Angebot gibt es für eine Zielgruppe, die im Jugendfreizeitbereich bislang vernachlässigt wurde: die Introvertierten.

"Extrovertierte haben andere Freizeitinteressen als Introvertierte – sie sind stärker outgoing und werden vom Jugendfreizeitmarkt auch viel  besser bedient. Zahlenmäßig machen sie, wie unsere aktuelle Studie zeigt, aber gerade einmal knapp die Hälfte der Jugendlichen aus. Hier besteht Nachholbedarf, und zwar nicht nur seitens des kommerziellen Jugendfreizeitmarktes, sondern auch seitens der Freizeitarbeit der außerschulischen Jugendarbeit, die sich um attraktive Freizeitgestaltung für junge Menschen mit knappen Freizeitbudgets bemüht", so Beate Großegger-

Freizeit und Gesundheit hängen eng zusamen. Bedarf besteht hier ganz besonders bei jungen Frauen: 65 Prozent der jungen Österreicherinnen fühlen sich im Alltag gestresst (bei den jungen Männern sind es mit 42 Prozent deutlich weniger).

"Hier braucht es neue Konzepte und teils wohl auch kritische Distanz zu den medial gehypten Trends", so Großegger. "Yoga wird beispielsweise gerne als junges, lifestyle-taugliches Stressbekämpfungsmittel gepriesen. Tatsächlich spielt Yoga als Stressmanagementstrategie in den Lebenswelten der jungen Frauen aber keine große Rolle: Gerade mal jede Zehnte macht in der Freizeit gerne Yoga."

Wer ist mit dabei?

Freunde und Familie sind wichtige Freizeitpartner. Jugendliche wollen ihre Freizeit mit Menschen verbringen, die ihnen persönlich wirklich etwas bedeuten. Bei Mädchen und jungen Frauen zeigt sich dies noch stärker als bei Burschen und jungen Männern: 84 Prozent der weiblichen Jugendlichen unternehmen in ihrer Freizeit besonders gerne etwas mit Freunden (bei den männlichen Jugendlichen sind es 77 Prozent), 73 Prozent der Mädchen und jungen Frauen lieben es, mit den Freunden einfach einmal gemütlich zusammenzusitzen und zu plaudern (bei den Burschen und jungen Männern tun das nur 49 Prozent gerne).

Immerhin 70 Prozent der weiblichen Jugendlichen verbringen ihre Freizeit aber auch gerne mit der Familie. Bei  männlichen Jugendlichen ist Familienfreizeit weniger populär: 52 Prozent der männlichen Jugend verbringen die Freizeit gerne mit den Eltern, den Geschwistern oder Verwandten.

Kommentare