Sexismus? Mädchen protestiert gegen männliche Zahnärzte

Symbolbild
Der Zahnarztbesuch eines Mädchens hat eine Twitter-Diskussion über die Unterrepräsentiertheit von Frauen im Arztberuf entfacht.

Als Alissa Nutting am Montag einen Tweet über den Zahnarztbesuch ihrer Tochter absetzte, ahnte sie wohl nicht, welche Wellen dieser schlagen würde. Nutting, die in den USA als Autorin Bekanntheit erlangte, berichtete, dass ihre Tochter enttäuscht darüber gewesen sei, dass sie nicht von einer Frau behandelt wurde. "Meine Tochter hat beim Zahnarzt angefangen zu weinen, weil der Zahnarzt 'ein Bub"'war und der Zahnarzt sagte 'tut mir leid, aber es gibt keine weiblichen Zahnärzte in dieser Praxis' & meine Tochter sah mich an & sagte 'warum sind wir hierher gekommen'", schrieb sie am 16. April auf Twitter.

Auf dem Mikrobloggingdienst verbreitet sich das Posting derzeit viral. Nuttings Tweet wurde bisher über 310.00 Mal gelikt, 40.000 Mal geteilt und tausendfach kommentiert. In den Antwortbeiträgen ist eine Debatte über die Unterrepräsentiertheit von Frauen im Arztberuf entfacht. So loben viele User das Kind für sein Denken:

Allerdings teilen nicht alle diese Meinung. Viele Nutzer bekritteln, dass sich im Verhalten der Kleinen erst recht Sexismus manifestiere:

Frauen in der Medizin

Wie der Independent berichtet, verdienen Zahnärztinnen in Großbritannien nach wie vor durchschnittlich um 20 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Beim britischen Zahnärzteverband, der British Dental Association, sei das Verhältnis weiblicher und männlicher Zahnärzte mittlerweile aber annähernd ausgeglichen.

In Österreich sind laut der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) 47 Prozent der Ärzteschaft weiblich (Stand 2018). Nach der Erwerbsform betrachtet, sind bereits 55 Prozent der angestellten Ärzte weiblich. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren (2009) waren es erst 49 Prozent. Mit elf Prozent noch sehr gering ist der Anteil an Primarärztinnen. Bei den Ärzten in Ausbildung gibt es mit 55 Prozent mehr Frauen als Männer, allerdings ist hier der Frauenanteil gegenüber 2009 um zehn Prozent gesunken. Im niedergelassenen Bereich wird inzwischen mehr als ein Drittel der Ordinationen (37 Prozent) von einer Frau geführt. Vor zehn Jahren waren es erst 31 Prozent. Zu 59 Prozent weiblich ist die Allgemeinmedizin, aber auch bei den Fachärzten ist der Frauenanteil auf 38 Prozent gestiegen (2009: 51 bzw. 32 Prozent).

Doch gerade für Ärztinnen sei es laut ÖÄK immer noch schwierig, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Man forderte daher anlässlich des diesjährigen Welt-Frauentages die Politik auf, den Ärztinnen und ihren berechtigten Anliegen mehr Aufmerksamkeit und Wertschätzung entgegenzubringen.

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