Schul-Einschreibung: ABC für Volksschul-Eltern

Vorfreude: Viele Kindergartenkinder freuen sich auf die Schule. Diese Woche beginnt die Einschreibung.
Ist mein Kind schulreif? Soll ich es früher einschulen? Was sind bilinguale Klassen? Psychologin Sabine Kainz gibt Tipps.

Für Kinder, die bis 31. August ihren sechsten Geburtstag feiern, beginnt jetzt die Schuleinschreibung. Was Eltern zu beachten haben, weiß die klinische Psychologin Kainz (www.kinderpsychologinnen.at). Beim Tag der offenen Tür haben sich Eltern und Schüler einen Eindruck von Schule und Lehrer oder Lehrerin gemacht. In Wien können die Eltern die Schule wählen, in den Bundesländern gilt die Sprengelpflicht. "Verlassen Sie sich bei der Schulwahl auf Ihr Bauchgefühl. Können Sie mit der Lehrerin? Wie reagiert das Kind auf sie?", rät Kainz. Die Chemie müsse stimmen: "Die nächsten vier Jahre brauchen Sie eine Gesprächsbasis." Eltern und nicht ihre Kinder müssen die Schule auswählen.

Schulreife

Bei der Einschreibung stellt die Direktorin fest, ob das Kind schulreif ist, also ob es körperlich und geistig in der Lage ist, dem Unterricht zu folgen. "Falls Sie glauben, Ihr Kind ist noch zu unreif für die Schule, verlassen Sie sich auf Ihre Einschätzung", rät Kainz. "Sie kennen Ihr Kind am besten." Bei Fragen helfen Schul- oder unabhängige Psychologen. Kinder, die nicht schulreif sind, müssen jedenfalls in die Vorschule. In manchen Schulen werden die Vorschulkinder in die 1. Klasse integriert (flexible Schuleingangsphase).

Die letzte Entscheidung über die Schulreife hat der Bezirks- bzw. Stadtschulrat. Gegen den Entscheid können Eltern innerhalb von zwei Wochen Einspruch erheben.

Früher einschulen

Grundsätzlich dürfen nur Kinder, die heuer noch sechs Jahre alt werden, 2012 eingeschult werden. Für die von September bis Dezember Geborenen gilt: "Wenn ein Kind im Kindergarten vieles besser macht als Gleichaltrige, kann ein Psychologe durch Entwicklungsdiagnose feststellen, ob es den Schulalltag meistern wird. Nur wenn Begabung und Arbeitshaltung überdurchschnittlich sind, sollten Eltern ihr Kind einschulen. Sonst ist es besser, ihnen noch ein Kindergarten-Jahr "zu gönnen", meint Kainz.

Lehrmethoden

Viele Schulen werben mit neuen Formen wie dem "Offenen Lernen": Frontalunterricht gibt es nur zeitweise oder gar nicht. Schüler arbeiten meist in Kleingruppen. Vorteil: Leistungsschwache Kinder haben mehr Zeit, sich den Stoff anzueignen. Gute Schüler können in der gleichen Zeit mehr lernen. Nachteil: "Kleine Chaoten" verlieren leicht den Überblick. Hier ist der Lehrer besonders gefordert, den Kindern eine Struktur zu geben.

Bilinguale Klassen

Volksschulen, in denen auf Englisch und Deutsch unterrichtet wird, sind bei Eltern sehr begehrt. Psychologin Kainz warnt aber: "Solche Schulen sind nur sinnvoll, wenn das Kind zu Hause zweisprachig aufwächst. Für die meisten Kinder ist es besser, wenn sie in der Volksschule nur Deutsch lernen. Wird viel Stoff auf Englisch vermittelt, üben die Kinder zu wenig den Gebrauch der deutschen Sprache." Doch nur wer die Muttersprache gut beherrscht, ist später erfolgreich. "Statt die Jüngsten in Englischkurse zu geben, ist es besser, mit ihnen Deutsch zu üben – mit ihnen singen oder ihnen vorzulesen."

Legasthenie

Ob ein Kind eine Lese-Rechtschreibstörung (LSR) hat, kann erst in der 2. Klasse Volksschule festgestellt werden. Anzeichen können schon früher auf eine Legasthenie hinweisen: "Das Kind merkt sich keine Liedtexte, interessiert sich nicht für Geschichten usw." Was für alle Kinder gilt, gilt für Legastheniker besonders: "Üben Sie täglich zehn Minuten Lesen mit dem Kind."

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