Landung geglückt: „Philae spricht zu uns!“

Der Lande-Roboter hat sein Ziel erreicht, allerdings ist nicht alles so gelaufen wie geplant.

Exakt um 17.03 Uhr jubelten die Astronomen im Kontrollzentrum in Darmstadt: "Philae spricht zu uns!" Mehr als eine halbe Milliarde Kilometer von der Erde entfernt scheint das kühlschrankgroße Landegerät am Mittwochnachmittag eine überraschend sanfte Landung auf dem Himmelskörper "67P/Tschurjumow-Gerassimenko" hingelegt zu haben. 28 Minuten zuvor – so lange braucht das Signal zur Erde – sollte er seine Landehaken in den Boden von „Tschuri“ graben.

Um 18.03 Uhr twitterte Philae: „Meine Harpunen wurden nicht abgefeuert.“ Die Verankerung des Forschungsroboters sei möglicherweise nicht gewährleistet, sagte der Lande-Manager, der Österreicher Stephan Ulamec. Das könne bedeuten, dass der Roboter „in weichem Material steckt“. Es sei auch möglich, dass der Lander nochmals abgehoben hätte. „Möglicherweise sind wir heute also zweimal gelandet.“ Genaueres könne man aus den Daten derzeit noch nicht ablesen.

Nicht die erste Schrecksekunde an diesem wissenschaftshistorische Tag: Am Vormittag hatte eine Anpressdüse den Geist aufgegeben. Die Entscheidung, das Mini-Labor trotzdem von Rosetta abzukoppeln und auf den Kometen sinken zu lassen, war also eine riskante. „Es braucht schon auch Glück“, meinte Ulamec. Das hatten sie.

Große Fragen

Geht alles weiterhin gut, wird Philae den Menschen wohl einen Blick in die tiefste Vergangenheit des Universums erlauben. Zehn Jahre lang dauerte die Reise, bis das Mini-Labor endlich sein Ziel erreicht hatte. Jetzt geht die eigentliche Arbeit erst richtig los. Bodenbeschaffenheit, Temperatur oder die Zusammensetzung des Kometenkerns – all das ist von größtem Interesse. Damit wollen die Forscher zur Lösung eines alten Rätsels beitragen: "Es ist die Frage: Wo kommen wir her?", sagt Ulamec.

Kometen sind mehrere Milliarden Jahre alt und stammen aus der Anfangszeit unseres Sonnensystems. "Tschuri" kommt aus besonders kalten Regionen und hat die Urmaterie wie ein Kühlschrank konserviert. "Damit können wir vielleicht auch etwas zu dem Verständnis beitragen, wie Leben auf der Erde entstanden ist", hofft der Esa-Kometenexperte, Gerhard Schwehm. Dass Kometen vor langer Zeit Moleküle auf die Erde brachten, könne als gesichert angenommen werden. "Haben sie aber damit auch einen Beitrag dazu geleistet, dass sich Leben auf der Erde entwickelte?", umschreibt Schwehm die Frage, die beantwortet werden soll.

Darum sagen die ESA-Wissenschafter auch: "Das war nicht das Ende der Mission, wir werden den Kometen eineinhalb Jahre begleiten. Und hoffen, dass die Mission auch die nächste Generation dazu inspiriert, den Geheimnissen da draußen nachzuspüren."

Hinweis: Den Live-Ticker gibt es auch zum Nachlesen.

Landung geglückt: „Philae spricht zu uns!“

Am Ende war es ein emotionaler Abend für alle, die an der Mission Rosetta beteiligt waren. Die über 20 Jahre aufgestaute Spannung entlud sich bei den Zuschauern im Festsaal der Akademie der Wissenschaften in Wien. Weltraumforscher Wolfgang Baumjohann, nach eigener Aussage "sonst nicht so der emotionale Typ", sprang auf und umarmte die Astrobiologin Pascale Ehrenfreund. Diese sprach dann aber von einem "wunderschönen Moment: Europa ist gelandet, und Österreich ist mit dabei". Einige der Zaungäste hatten in der Vergangenheit Wesentliches zum Gelingen der Reise zum Kometen beigetragen. Baumjohann: "Die Russen hatten Sputnik und Gagarin, aber wir Europäer haben als erste einen Kometen eingefangen. Ich bin glücklich, dass das Ding unten ist."

Christian Köberl, Chef des Naturhistorischen Museums, stellte bereits Überlegungen zur Beschaffenheit der Kometen-Oberfläche an: "Philae ist nicht eingesunken. Wahrscheinlich ist der Untergrund vergleichbar mit Firn."

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