Reportage: Wie wird man eigentlich Detektiv?

Der „Matula vom Auhof“ zeigt vor, wie es draußen in der Realität geht: Markus Schwaiger fungiert auch als Ausbildner
Der KURIER drückte einen Tag lang in der Akademie für Detektive die Schulbank.
Von Uwe Mauch

Man lernt nie aus: Wenn eine Dame ihren Kopf neigt und damit die leicht verletzliche  Halsschlagader schutzlos frei gibt, ist sie weiteren Annäherungsversuchen nicht ganz abgeneigt. Erklärt die Kriminalpsychologin in Ausbildung. Man fragt sich, ob das nicht ein bisserl viel Küchenpsychologie ist. Aber man will als Gasthörer auch nicht gleich eine Grundsatzdebatte vom Zaun brechen.

Sieben angehende Detektiv-Assistenten sitzen im Schulungsraum der Europäischen Detektiv-Akademie, so wie früher in der Kirche, die vier Männer links vom Mittelgang, die drei Frauen rechts. Zehn Wochen drücken sie hier die Schulbank, jeweils drei Tage zu acht Stunden. Der Kurs kostet 2940 Euro. Dafür berechtigt der Abschluss, einen in Österreich streng reglementierten Beruf (siehe unten) auszuüben.

Sie lernen hier nicht nur Kriminalpsychologisches. Sie lernen auch, wie sie Personen unauffällig observieren können, Ladendiebe überführen, moderne „Wanzen“ einsetzen oder eine Pistole gesetzeskonform mit sich führen.
Schnell wird im Kurs klar: Das Detektivleben ist weniger spektakulär, als amerikanische Fernsehserien vermuten lassen. Es verspricht für einige Kursteilnehmer dennoch mehr  Abwechslung als ihr bisheriger Beruf. In der Pause zwischen zwei Lerneinheiten kommt man schnell ins Gespräch.

Reportage: Wie wird man eigentlich Detektiv?

Angehende Psychologin vor angehenden Detektiven: im Schulungsraum der Detektiv-Akademie

Zwei Quereinsteiger

Christian, 46, ein selbstständig tätiger Schlossermeister, erzählt, dass er seine Firma Ende des Jahres aufgeben wird, um sich noch einmal beruflich zu verändern. Das bisher im Kurs Gelernte stimmt ihn optimistisch: „Ich freue mich auf einen hoffentlich spannenden Neuanfang. Der Umgang mit Menschen, das kommt mir sehr entgegen.“

Auch Anna, halb so alt wie Christian und zuvor im Gastgewerbe tätig, will etwas Neues beginnen. Sie deutet auf einen prall gefüllten Ordner, in dem alle Module der Detektiv-Ausbildung festgehalten sind. Dann sagt sie: „Diese Ausbildung ist ebenso umfang- wie abwechslungsreich.“

Als Frau habe sie grundsätzlich ganz gute berufliche Chancen, erklärt Diplomingenieur Markus Schwaiger, der die Akademie maßgeblich mitkonzipiert hat und die Räumlichkeiten seiner Detektei in Wien-Auhof für alle Schulungen zur Verfügung stellt. Seine Begründung: „Unser Beruf ist männerdominiert. Eine Frau fällt bei Observationen weniger auf.“

Schwaiger, der mit seinem drahtigen Outfit den Detektiv gar nicht erst verheimlichen möchte, bezeichnet sich selbst als „Platzhirsch“ unter den Wiener Detektiven. Wer je „Ein Fall für zwei“ im Fernsehen gesehen hat, wird eine gewisse Ähnlichkeit zum TV-Detektiv Matula erkennen können. Der „Matula vom Auhof“ macht im Kurs jedoch schnell klar: Echte Detektive können ihren Beruf nicht vom Fernsehen lernen.

Berufsdetektive in Österreich: ein reglementiertes Gewerbe

Gesetzeslage

Wer in Österreich als Detektiv arbeiten möchte, muss anders als die Privatdetektive in Deutschland eine Ausbildung absolvieren. Diese Reglementierung erklärt, warum nur rund 300 Detektive aktiv sind.

Ausbildung

Die Ausbildung zum Berufsdetektiv-Assistenten  besteht aus insgesamt fünf Modulen. Sie wurde gemeinsam mit dem Detektiv-Verband und der Wirtschaftskammer konzipiert.

Voraussetzungen

Wer eine Detektiv-Ausbildung absolvieren möchte, muss das
18. Lebensjahr vollendet haben und darf nicht im Strafregister vermerkt sein. Der Führerschein B wird de facto vorausgesetzt.

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