Kein Wunder, dass manche hier das Paradies verorten. Aber wem die saftig grünen Wiesen und das Blau des Zeller Sees nicht genügen, der findet alle Arten von Abenteuer
In einem sehr alten Buch findet sich eine Beschreibung, wie man sich als Gläubiger das Paradies vorstellen darf: „Das Paradies, das den Gottesfürchtigen versprochen ist, ist so beschaffen: In ihm sind Bäche mit Wasser, das nicht faul ist, andere mit Milch, die frisch schmeckt, andere mit Wein, den zu trinken ein Genuss ist, und wieder andere mit geläutertem Honig. Die Gottesfürchtigen haben darin allerlei Früchte und Barmherzigkeit von ihrem Herrn zu erwarten.“
Das alte Buch ist freilich der 1.300 Jahre alte Koran, das Heilige Buch des Islam, in der 47. Sure findet sich diese Beschreibung. Zu Recht denken Sie sich jetzt, was das soll, warum der KURIER hier in der Reise-Beilage mit Österreich-Schwerpunkt aus dem Koran zitiert.
Nun, die arabischen Staaten mögen die fossilen Energieträger besitzen, mit denen unsere Wirtschaft seit einem Jahrhundert läuft. Aber hier in Österreich hat man nach der Vorstellung vieler Araber auch keine schlechten Karten im kosmischen Lotto gezogen, gleichen doch manche Regionen der Beschreibung des Paradieses im Koran.
Vor allem für Zell am See hat sich das seit den 1960er-Jahren von Beirut bis Kuwait und Dschidda herumgesprochen. Aber egal, ob die Schrift hier akkurat beschreibt oder nicht, eines ist gewiss: Die Salzburger Region Zell am See ist einfach unglaublich schön.
Und bei Weitem nicht mehr so arabisch wie noch vor einem Jahrzehnt. Die Gäste wollen ohnehin unter sich bleiben. Zwei Dinge finden die Besucher aus dem Mittleren Osten dennoch immer einer Reise wert: Den Schnee der Gletscher. „Viele sehen Schnee zum ersten Mal in ihrem Leben und sind verzückt und benehmen sich wie kleine Kinder“, erzählt die Grande Dame von Zell, die Hotelbesitzerin Gisela Holleis. Und die Gäste lieben den Regen. „Die stellen sich mitten in den Regen und singen vor Freude“, beschreibt ein Zeller die für Österreicher befremdliche Szene.
Zell liegt ziemlich genau in der Mitte Österreichs inmitten der Alpen, etwa sechzig Kilometer Luftlinie südwestlich der Stadt Salzburg, hundert Kilometer östlich von Innsbruck und dreißig Kilometer nördlich vom Großglockner, Österreichs höchstem Berg.
Die Zeller rühmen die Trinkwasserqualität ihres Sees, was nicht weiter verwundert, wenn man die hohen Berge rundherum, einige davon Gletscher, betrachtet, die ständig für kristallklaren Zulauf sorgen. Von Mitte Mai bis Mitte Oktober findet am See immer dienstags, donnerstags und sonntags abends im Elisabethpark der „Zeller Seezauber“ statt, eine liebe, zwanzigminütige Wasser-, Licht-, Musik- und Laser-Show.
Die Hexenküche
Zell am See hat mit der Schmittenhöhe, dem Kitzsteinhorn und dem Maiskogel gleich drei Hausberge. Alle sind wunderschöne Naherholungsgebiete für Wanderer, Fahrradfahrer und Mountainbiker. Nur einmal um den See zu fahren, kann man leider mit kleinen Kindern nicht empfehlen.
Zwar verläuft der Großteil der Seerundfahrt auf wunderbaren Radwegen. An der Ost-Seite des Sees bei Thumersbach hat sich der Gemeinderat offenbar noch nicht durchringen können, kindertaugliche Radwege zu genehmigen. So bleibt nur die gewöhnliche Straße.
Ganz fair ist diese Kritik auch nicht, bietet die Region doch Hunderte Kilometer Radwege und noch mehr für Mountainbiker. Wer dann noch ein E-Bike ausgeborgt hat, schafft unglaublich viele Höhenmeter, ohne dabei außer Atem zu kommen. Zell etwa liegt am Tauernradweg, der ist über dreihundert Kilometer lang und führt vorbei an den schönsten Plätzen des Salzburger Landes, wie den fünfzig Kilometer entfernten Krimmler Wasserfällen.
Die Wagemutigen (und Konditionsstarken) können aber auch gleich beim Nachbarort Bruck in die Glocknerstraße einbiegen und den Weg zum Hochtor wagen. Von Fusch gilt es, auf fast einundzwanzig Kilometern knapp 1.600 Höhenmeter zu überwinden. Die Steigung beträgt ständig neun Prozent und in der sogenannten „Hexenküche“ (wegen bizarrer Steinformationen so bezeichnet) fast zwölf Prozent. Der Autor gibt es zu: Er hat die Bergfahrt nicht versucht, nicht einmal mit seinem E-Bike.
Im Zeller Gebiet ist über Radwege ohnehin fast alles verbunden, Mountainbiker können bis Saalbach und noch weiter nach Leogang und über die steilen MTB-Abfahrten wieder herunter. Dann lieber nur hinüber nach Kaprun. Dort kann man entweder die vier Stau- beziehungsweise Speicherseen der Kraftwerksgruppe besuchen – der Stausee Margaritze ist der höchstgelegene davon und liegt am Fuß der Pasterze am Großglockner. Man muss auch kein Kraftwerksfan sein, um das zu besichtigen, die Stauseen liegen malerisch in der Glocknergruppe.
Viel einfacher und ganz und gar nicht anstrengend ist hingegen der Besuch des „Maisi-Flitzer“, einer Sommerrodelbahn bei der Kapruner Talstation. Ein echter, kurzer Spaß für die ganze Familie.
Eine ganz besondere Wanderung ist die Kitzsteinhorn Explorer Tour: Gemeinsam mit einem Nationalpark-Ranger kann man bequem zu Fuß und per Seilbahn durch vier Klimazonen stapfen. Krönender Abschluss ist der Besuch der Panoramaplattform „Top of Salzburg“ am Kitzsteinhorn auf 3.029 Meter Höhe, mit Blick vom Großglockner bis Großvenediger bis Hochkönig.
Man kann aber auch einfach im Tal bleiben, die Annehmlichkeiten und Pools und Saunalandschaften der Hotels genießen – und vor allem das Essen. Etwa im Salzburger Hof, das im aktuellen Falstaff-Restaurant-Guide mit dreiundneunzig Punkten und drei Gabeln sowie drei Hauben bei Gault&Millau keine Wünsche offenlässt.
Die Salzburger können übrigens nicht nur Süßspeisen! Und zum Abschluss, egal ob nach einem sportlichen oder kulinarischen Tag, einen Kirsch-, Holler-, Vogelbeer- oder Zwetschkenschnaps aus der Umgebung. Den trinken Ihnen die Araber sicher nicht weg.
Klimafreundliche Anreise
Mehrere Zugverbindungen mit den ÖBB ab Wien täglich bis Zell am See, Umstieg in Salzburg oder Schwarzach/St. Veit.
Unterkunft
– Salzburgerhof, Zell am See, 5*, DZ mit VP ab 180 € p. P. für 1 Nacht.
– Das Paket „Nachhaltige Ferien“ von Zell am See Tourismus gilt noch bis 31. Oktober, ab 134 € p. P. für 3 Nächte.
– 7 Nächte/HP im TauernSpa Kaprun mit Spa-Zugang, inkludierten Ausflügen zu den schönsten Sehenswürdigkeiten der Region, Honigmassage, Kombi-Ticket Schmittenhöhe (Bergerlebnis & Schifffahrt), ab 1.068 € p. P. im DZ.
Alles auf einen Blick
Mit der Zell am See-Kaprun-App sind die Gäste der Region für den Aufenthalt gerüstet. Veranstaltungen, Restaurantführer und Infos über Öffnungszeiten von Sommerbergbahnen und Museen sind hier gebündelt. Zwischen 1. Mai und 31. Oktober 2022 ist auch die digitale Mobilitätskarte integriert, mit der alle öffentlichen Verkehrsmittel (Bus und Zug) während des Urlaubs kostenlos sind.
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