Weihnachtsflair in Pilsen: Was nicht alles zu Weihnachten passt
Der schlanke Turm der Kathedrale im Herzen der Stadt dominiert den Hauptplatz. Das vorweihnachtliche Flair mit Marktbuden und Riesenrad umfängt am späteren Nachmittag die Besucher, wenn Kerzen und Lampen ein funkelndes Licht abgeben, eingerahmt von den Prachtfassaden edler Bürgerhäuser rings um den rechtwinkeligen Platz. Sie glänzen golden in der Weihnachtsbeleuchtung.
Die Kathedrale mit dem markanten Turm, dem höchsten in Tschechien, ist auch das Wahrzeichen der Stadt. Sie ist dem Pilsener Patronen St. Bartholomäus geweiht und kann nach dem Abschluss jahrelanger Renovierungen seit 2021 wieder besichtigt werden. Beim Eintreten fällt der erste Blick auf die hell beleuchtete Pilsener Madonna am Hochaltar. Die gotische Statue ist Ziel vieler Pilger.
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Aber man hat in Pilsen nicht nur die Kathedrale großzügig geplant. Auch beim Besuch der Großen Synagoge mit den beiden markanten Türmen wird man von den Dimensionen und der prunkvollen Ausstattung überrascht. Das Bauwerk im maurisch-romanischen Stil ist mit orientalischen Elementen verziert und wurde 1893 fertiggestellt. Nach den 2022 abgeschlossenen, umfangreichen Rekonstruktionen dient die Synagoge heute nicht nur religiösen Zwecken der klein gewordenen jüdischen Gemeinde. Dank der außergewöhnlichen Akustik und Atmosphäre wird sie auch als Konzert- und Ausstellungssaal genutzt.
Beim winterlichen Bummel durch verschneite Parkanlagen bietet sich ein Abstecher in die Kellergewölbe der Stadt an. Unter dem historischen Zentrum erstrecken sich fast zwanzig Kilometer Gänge. Damit sich niemand im Labyrinth verirrt, ist der Eintritt nur im Zuge einer Führung möglich, spannende Mythen und Geschichten über Pilsen inklusive. Die Besichtigung des etwa achthundert Meter langen Rundgangs beginnt im Eiskeller, wo Natureis für die Kühlung gelagert worden ist. „Der Eiskeller gehörte zu den gut durchdacht angelegten Kellerkomplexen der brauberechtigten Stadthäuser. Er lag im oberen Kellergeschoss. Wenn das Eis langsam taute, lief das Eiswasser in die darunter gelegenen Gär- und Lagerkeller und kühlte sie.“
Unterirdisch
Die Erklärungen von Führer Tomáš lassen die Geschichte der Stadt lebendig erscheinen, er zeigt Relikte aus den Hussitenkriegen und viele intakte Wasserstellen, die einst zur Versorgung der Stadtbewohner gedient haben. Die unterirdischen Räume sind ab dem Ende des 13. Jahrhunderts entstanden, mit dem Bau der ersten Bürgerhäuser. Einst zur Aufbewahrung von Lebensmitteln genutzt, dienten sie später im großen Umfang bei der Bierherstellung. Das historische Wasserrad der Stadt Pilsen aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, mit dem man Wasser in den Behälter des Turms befördern konnte, bildet das Ende des Kellerrundgangs.
Zurück im Freien bietet sich an, auch dem Marionettenmuseum am Hauptplatz einen Besuch abzustatten. Auf verschiedenen Bühnen kann man Märchenwelt, Schabernack oder Historienspiele erleben, auch den Radetzkymarsch gibt man zum Besten, schließlich gehörte Pilsen zu Österreich-Ungarn. Über hundert Marionetten unterschiedlicher Art und Größe sind zu bestaunen, man darf auch selbst ausprobieren, Theater zu spielen. Pilsen ist eine der Heimstätten des tschechischen Marionettenspiels, das kürzlich auf die Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO gesetzt worden ist.
Loos-Spuren
Adolf Loos war einer der bedeutendsten mitteleuropäischen Architekten des 20. Jahrhunderts und hat in Pilsen dreizehn Wohnungen ausgestaltet – drei davon kann man besichtigen. Eine ist entsprechend den Bedürfnissen des Chemiefachmanns Vilém Kraus eingerichtet, besonders auffällig ist der mit dem Esszimmer verbundene Wohnbereich mit gegenüber befindlichen Spiegelwänden, weiß-grüner Marmor-Täfelung und dunkler Mahagoni-Decke.
Bierbad
In der einbrechenden Dunkelheit wirkt das Funkeln und Glitzern der Lichter am Weihnachtsmarkt noch intensiver. Ein kurzes Warten vor dem Riesenrad lohnt sich. Bei der Fahrt gewinnt man herrliche Blicke über das Treiben, den großen Christbaum in der Mitte und auf die schneebedeckten Dächer der Altstadt.
Punschtrinken, Stöbern in böhmischer Handwerkskunst, von fein geschnitzten Krippen bis bunten Kerzen aller Größen, man lässt sich einfach von der fröhlichen Stimmung der vielen Menschen treiben. Immer wieder läutet hell eine Glocke, wenn Kinder auf den Holzturm in der Mitte steigen und vergnügt am Seil ziehen. Die riesige Weihnachtskrippe vor der St.-Bartholomäus-Kathedrale, deren schlanker Turm hell beleuchtet in den dunklen Himmel ragt, trägt auch außerordentlich zur Besinnlichkeit bei.
Klimafreundliche Anreise
Per Zug mit Umstieg in Prag nach Pilsen
Unterkunft
Z. B. Hotel Courtyard by Marriott, Bahnhof und Stadtzentrum in wenigen Minuten zu Fuß erreichbar, Frühstücksbuffet auch mit böhmischen Spezialitäten
Kulinarik
Das „U Salzmannů“, ältestes Restaurant in Pilsen nächst dem Platz der Republik, bietet böhmische Küche wie Schweinefleisch mit Zwiebeln in dunklem Bier gebraten, mit Sauerkraut und Rotkraut, Erdäpfelknödel und „Thüringer Klöße“.
Auskunft
Tschechische Zentrale für Tourismus – CzechTourism:
Tel. 01/89 202 99
Mail: wien@czechtourism.com
Web: visitczechia.com.
Infos über Pilsen auf visitpilsen.eu
Aus Ärger der Pilsner Bürger über ein missglücktes Selbstgebräu entstand der Entschluss zur Gründung einer Stadtbrauerei. Man lud einen bayrischen Braumeister ein, der das erste untergärige Bier entwickelte und damit die Basis zur Erfolgsgeschichte des Pilsner Bieres legte. Das Pilsner Urquell, erstmals 1842 gebraut, wurde zum Vorbild für mehr als zwei Drittel des weltweit gebrauten Biers, das heute als „Pils“ oder „Pilsner“ angeboten wird. Führung durch altes und neues Sudhaus und feuchtkalte Keller, wo früher das Bier gelagert wurde. Mit Verkostung von frisch gezapftem Pils.
Doch Pilsen wird seinem Namen als Bierstadt auch zu dieser Jahreszeit gerecht, mit einer speziellen Attraktion. Am Stadtrand im Brauereihof Purkmistr findet man beim zwanzigminütigen warmen Bierbad in einer Holzwanne Ruhe nach dem winterlichen Stadtrundgang.
Ein heißes Bierbad soll dank des Gehalts von Vitamin B, Hopfen und Getreideextrakt positiv auf Haut und Haare wirken. Dauer rund dreißig Minuten, in Wannen aus Lärchenholz für ein oder zwei Personen. Auf das Bad sollte eine wenigstens zwanzigminütige Ruhephase folgen. Info: purkmistr.cz
Die äußerliche Anwendung belebt die Haut, aber bei der Wanne ist auch ein Hahn installiert, um sich während des Bades selbst Bier zapfen zu können. Etwas eigentümlich zu Weihnachten. Aber eben besonders.
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