Wie kommt es, dass so ein Mittelalterdorf den Rang einer Hauptstadt erhält? „Ganz einfach“, sagt Städteguide Nina Rüeger und schmunzelt: „Wenn sich drei streiten – namentlich Genf, Basel und Zürich – freut sich bekanntlich der Vierte. Also Bern. Wir wurden 1848, als die Schweizerische Eidgenossenschaft zum Bundesstaat umgewandelt wurde, aus einem Kompromiss heraus Bundesstadt.“
Entsprechend gemischte Gefühle hegen die Berner gegenüber ihren mondänen Städte-Rivalen, wo die Preise noch höher sind. Zürcher gelten als zu geschäftig und stets gestresst; die eleganten Genfer als abgehoben und die kunstsinnigen Basler als zu ichbezogen. Laut Schweiz-Insidern belächelt der Rest der Eidgenossen gerne die Langsamkeit der Berner, speziell der Berner Oberländer. „Wir Berner sind sehr entspannt – so wie unsere Bären“, kontert Nina trocken.
Wappentier
Wie Bern zum Namen, Wappentier und allgegenwärtigen Maskottchen (bis hin zu lebenden Bären!) kam, weiß niemand genau. Eine Legende besagt, dass das Fürstengeschlecht der Zähringer, das 1191 die Stadt gründete, vorab das erste bei der Jagd erbeutete Tier als Namensgeber auserkor. „Gott sei Dank war es kein Eichhörnchen!“, lacht Nina.
Fakt ist: Bern war immer schon sehr reich und mächtig – und als Lebensmittelpunkt heiß begehrt. Auch als Touristenziel spielt das Postkartenidyll des Bundeshauptdorfes alle Stückerln. Ein Kontrast und Vorzeigeprojekt moderner Architektur ist das Zentrum Paul Klee, 2005 vom italienischen Stararchitekten Renzo Piano erbaut.
Drei Gebäude-Wellen aus Glas, Stahl und Holz ein wenig außerhalb des Zentrums passen sich gut an die grüne, hügelige Landschaft an und beherbergen in ihrem Inneren die weltweit bedeutendste Sammlung an Werken des Malers Paul Klee, wechselnden Ausstellungen und das Kindermuseum Creaviva. Krachmoderne Wahrzeichen sind der Anbau des Historischen Museums und das Freizeit- und Einkaufszentrum Westside aus Glas und Beton von Daniel Libeskind: Am Bahnhofsplatz vereint es Shopping, Gastronomie, Wasserspaß, Wellness, Hotel sowie Kino unter einem Dach.
Wer den Blick über die Dächer schweifen lässt, dem eröffnet sich bei klarer Sicht die Bergwelt mit Viertausender-Giganten wie Mönch, Jungfrau und Eiger. Ein Museum der Kraft, wenn man so will.
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