Warum sich eine Reise nach Sri Lanka sogar zur Regenzeit lohnt

Blick auf Sigiriya Löwenfelsen in Sri Lanka mit Berg- und Dschungellandschaft im Hintergrund
Sri Lanka. Die Insel im Indischen Ozean ist voller Tempel, Tee und Elefanten. Geschichten eines Landes mitten im Monsun.
Von Lea Moser

Der riesige Elefantenbulle, der über die Landstraße spaziert, lässt sich vom strömenden Regen nicht beeindrucken. Er trottet weiter, rüsselschwenkend und ohne die Touristen zu beachten, die unter Ohs und Ahs die Handykameras zücken, um ihn auf ein Foto zu bekommen. Der gut gelaunte Hutaffe, der wenig später am Straßenrand eine gelbe Frucht verspeist, bekommt da nur die halbe Aufmerksamkeit.

Sri Lanka lässt sich das ganze Jahr über bereisen, weil sich Südwesten (Reisezeit Dezember bis März) und Nordosten (Mai bis Oktober) der Insel mit den Regenzeiten abwechseln. Man könnte aber auch sagen: Eigentlich regnet es immer irgendwo. Und wenn es regnet, dann richtig. Der Regen färbt die Luft weiß, wie ein Vorhang legt sich der Monsun über die Landschaft. Kokospalmen am Straßenrand, Reisfelder, Buddhas mit vergoldetem Lächeln an jeder Kreuzung, Teehügel und Sandstrände – alles verschwimmt im Dunst des tropischen Regens.

Reisfeld und Kokospalmen in Sri Lanka

Reisfelder prägen die Landschaft in weiten Teilen Sri Lankas: Zu Beginn der Regenzeit werden die zarten Reispflanzen eingesetzt 

So sehr er diejenigen nervt, die statt Sommerparadiesinsel jetzt gatschigen Pseudo-Weltuntergang erleben – der Regen ist überlebenswichtig. Wie sehr, merkt man erst, wenn er ausbleibt. Auf Sri Lanka werden Reis, Kokos, Tee, der berühmte Ceylon-Zimt, Früchte und Pfeffer angebaut. Die Klimakrise ist auch hier spürbar. Immer häufiger regnet es zu spät und zu wenig. Die Landwirtschaft ächzt unter der Wasserknappheit und die vielen Elefanten der Insel verlassen immer öfter die Nationalparks auf der Suche nach Futter.

Das Geschäft mit dem Tee

Der Regen gestaltet auch die unbewirtschaftete Landschaft: die Trockenzone im Norden, die Küsten mit ihren Mangrovenwäldern oder das Bergland im Südwesten der Insel, wo Nebelwälder und Teeplantagen die Hügel bei Nuwara Eliya prägen. In Regenponchos sitzen drei Frauen zwischen den Teepflanzen, ihre Körbe haben sie vor sich abgestellt und machen Mittagspause. Zwanzig Kilogramm pro Tag müssen sie pflücken. Der Tee ist bis heute das wichtigste Exportprodukt – und war eine Goldgrube für Kolonialherren wie den Briten Thomas Lipton, der vom damaligen Ceylon ausgehend ein Megaimperium aufbaute.

Teehügel in Sri Lanka kurz nach dem Regen, nasse Straße

Im Hoch- und Bergland in Sri Lanka wird Tee angebaut. Es ist bis heute eines der wichtigsten Exportprodukte. 

Auf der schmalen Straße sind die Fahrer von bunten Tuk Tuks, Lastwägen und Reisebussen darum bemüht, sich bei waghalsigen Überholmanövern nicht umzubringen. Ein Mann läuft barfuß einem Bus nach, nimmt kreischend eine Abkürzung über die steile Böschung und wartet bei jeder Kurve wieder auf die Reisenden. Er wachelt wie wild mit einem zerzausten Blumenstrauß – in der Hoffnung auf Almosen. Der Regen erzählt nicht nur Geschichten von einem fruchtbaren und saftigen Sri Lanka.

Sri Lanka ist ein "Phönix aus der Asche"

Sondern auch von einem Land, dessen Vergangenheit durchzogen ist von Krisen. Ab den 1980er-Jahren wütete fünfundzwanzig Jahre lang ein Bürgerkrieg zwischen der singhalesischen Mehrheit und den Tamilen, der meist hinduistischen Minderheit im Norden des Landes. 2004 wurden Tausende Menschen von den Wellen des Tsunamis in den Tod gerissen. Vor ein paar Jahren erlebte Sri Lanka eine Wirtschaftskrise, die das Land in den Staatsbankrott und die Armut in die Höhe trieb.

Doch Sri Lanka ist ein „Phönix aus der Asche“, sagt Pem Wickremasinghe, der Touristen sein Land zeigt. „Ayubowan“ grüßt man in einer der Landessprachen Sinhala, erklärt er. Und hat viel zu erzählen über die Geschichte Sri Lankas und seine alten Könige, die in der westlichen Geschichtsschreibung kaum auftauchen. Über den Buddhismus und gutes Karma (auf das man übrigens nicht gezielt hinarbeiten sollte – das Gute soll ohne egoistischen Hintergedanken in die Welt getragen werden). Über den Krieg, den er als „Unruhen“ bezeichnet und der erst 2009 ein Ende fand, spricht er nicht viel. Nur: „Wir sind keine Feinde.“ Radikalisierte Gruppen hätten die Menschen gegeneinander aufgebracht.

Anreise 
Flug nach Colombo über Dubai, etwa mit emirates.com
Co2-Kompensation 139 Euro via atmosfair.de

Rundreise
– Elf Nächte mit Raiffeisen Reisen ab 13. 1., 10. 2., 17. 3. und 14. 4. 2025 
– Highlights:  Polonnaruwa,  Dambulla-Höhlentempel, Sigiriya, Safari, Zugfahrt von Kandy nach Nuwara Eliya
– Pauschalpreise ab  2.595 Euro p. P. im DZ (inkl. Flug)
– Infos in allen Raiffeisen und GEO Reisebüros, bestfortravel.com

Unabhängigkeit 
1948 wurde Sri Lanka nach langer britischer Kolonialherrschaft unabhängig. Später wurde mit der neuen Verfassung auch der Name geändert: Aus Ceylon wurde Sri Lanka

Auskunft 
srilanka.travel

Wo der Pfeffer wächst

Für einen Moment hat der Regen komplett aufgehört. In der Ferne taucht der Löwenfelsen Sigiriya auf. Oben auf dem riesigen Monolith, der aus dem Dschungel ragt, findet man die Überreste einer königlichen Festung aus dem 5. Jahrhundert. Sigiriya liegt im „Kulturdreieck“, das sich zwischen Anuradhapura, Kandy und der Ruinenstadt Polonnaruwa aufspannt. Manche der archäologischen Stätten seien erst durch den starken Regen freigelegt worden, erzählt Pem.

In dieser Region heißt es immer wieder aufs Neue: Schuhe aus, Tempelsocken an. In Kandy wird der Zahn Buddhas streng bewacht und die weiß gekleideten Pilger bringen so große Mengen an Blumenopfern, dass die Mönche mit dem Wegkehren gar nicht nachkommen.

Blumenopfer vor der Pagode im buddhistischen Zahntempel in Kandy in Sri Lanka

Pilger und Pilgerinnen strömen nach Kandy, um im Zahntempel Blumenopfer zu bringen. 

Eine andere Art der Erleuchtung findet man beim Essen. Die Region rund um Kandy ist für ihre Gewürzproduktion bekannt, hier wachsen Zimtbäume, Pfeffer und Chili, Muskatnüsse und Kurkuma. Ähnlich wie beim großen Nachbarn Indien gibt es hier viel Curry, aber weniger deftig, serviert mit rotem, ungeschälten Reis und Coconut Sambol (ein sehr scharfes Topping aus Chili und Kokosraspeln).

Eine Frau aus Sri Lanka kocht Gemüsecurry mit frischen Okraschoten und Chili über eine Gasherd und zeigt auf das Currypulver

Curry, made in Sri Lanka: Hier wird mit frischen Okraschoten, Chili, Kokosmilch und vielen Gewürzen gekocht 

Wirklich besonders sind „Hoppers“ zum Frühstück – knusprige Reispalatschinken, entweder mit Spiegelei oder, besonders gut, in der süßen Variante mit Kokoscreme und Zucker.

Aufgewühltes Meer zur Monsunzeit, Palmen biegen sich am Sandstrand, Gewitterwolken am Himmel

Zur Regenzeit wird aus den paradiesischen Badestränden eine bedrohliche Kulisse. Das Meer ist rau, wild und spektakulär. 

Draußen kündigen Gewitterwolken den nächsten Regenguss an. Das Meer ist aufgewühlt und rau, die Menschen dafür umso entspannter. Der Monsun gehört zur Insel, genau wie die Elefanten. Und Buddha.

Kommentare