Michael Pammesberger auf Flusskreuzfahrt: Mozarts Donauwalzer

Ein Erlebnis: Mit der "Riverside Mozart" die Donau entlang
Der KURIER schickt wieder einmal den Karikaturisten auf Reise. Es geht abwärts mit ihm. Die Donau abwärts. Der Mann meldet sich auch nur bei Luxusreisen!

Viele, die bei Wien in die Donau hüpfen, wissen ja gar nicht so genau, wie es jetzt weitergeht mit ihnen! Manche schreien „Fischamend!“ oder „Bratislava!!“, schnappen nach Luft und rufen „Passau?“ oder blubbern irgendwas vom „Schwarzen Meer“. Aber dann sind sie auch schon außer Hörweite. Ich muss zugeben, meine Geografie war auch nicht wesentlich detaillierter …

Michael Pammesberger auf Flusskreuzfahrt: Mozarts Donauwalzer

Wenn nun Sie die Donau hinunter schwimmen wollen, dann empfehle ich jedenfalls ein Schiff, noch besser: ein Luxusschifferl. Ich bin mit der „Mozart“ gefahren und war bestimmt nicht auf dem falschen Dampfer. Die „Mozart“ kam davor schon über Passau, Linz, Krems und Wien. Ich bin in Budapest an Bord gegangen. Ein ziemlich großes Schiff, es kann eigentlich nur auf der schönen breiten Donau walzen! Doppelt so breit wie die anderen Fluss-Cruiser. Aber dafür hat man dann natürlich doppelt so viel Platz und Platz ist der wahre Luxus.

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Luxus, das kann ja jeder irgendwie behaupten, das ist ja relativ. Kann einer auf seinen rostigen Schleppkahn, wo vorher irgendwelcher Sondermüll drinnen war, dich auf den Braukohlen-Haufen in den öligen Laderaum setzen und Luxus draufschreiben. Aber nein, das hat hier schon seine Berechtigung. Vom Platz her, vom Essen, den Kabinen, Wellness … alles Top. Es gibt sogar einen Butler! Gut, ich bin jetzt nicht der Typ, der einen Butler zum Herumkommandieren braucht. Dass der mir das KURIER-E-Paper bügelt oder die Turnschuhe poliert, einen Einschlaf-Gaugau umrührt oder was weiß ich. Ist mir ja peinlich.

Aber einmal hab ich ihn doch gebraucht und „herbeigeläutet“, quasi. Ich hab ersucht, einen längeren Bademantel zu kriegen, der im Zimmer war mir – wie immer – viel zu kurz. Dann doch ein bissl zu sexy. Er ging praktisch bis über die Knie, den Gürtel knapp unterm Hals. Das schaut bei allen Männern peinlich aus und bei mir besonders. Hat er mir aber sofort gebracht, beziehungsweise. Auch wieder irgendwie typisch: vom Zimmermädchen bringen lassen.

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Von Budapest ostwärts fahren, das heißt aus einer lauten und hektischen Hauptstadt hinaus, und, zu meiner Überraschung: in die Natur hineinfahren. Erstaunlich ein, zwei Biegungen und man sieht meist kein Haus mehr. Das Ufer ist eine einzige Aulandschaft: Bäume, Altarme Überschwemmungsgebiet. Ab und zu ein Dorf. Damit habe ich nicht gerechnet, ich hatte eher mit Zivilisation, Landwirtschafts- und auch Industriegegenden gerechnet: Stattdessen Seeadler, Eisvogel, Reiherkolonie!

Packages
Riverside Cruises bietet im  Herbst und Winter 2023 auf der „Riverside Mozart“ einige Flusskreuzfahrten an. Etwa
– „Die Donau im Herbst“, Wien–Passau–Wien (5.–9.11.,  ab 978 € p. P.)
– „Bezaubernde Hauptstädte der Donau –  ostwärts“, ab Wien bis Budapest (9.–12.11., ab 734 € p. P.)
– „Die Habsburger Monarchie westwärts“, ab Budapest bis Passau, Ankunft in Wien (12.–23.11., ab 2.422 € p. P.) Weitere Angebote unter:  riverside-cruises.com

2.850 Kilometer misst die Donau und fließt als zweitgrößter Strom Europas durch zehn Länder

Wir fahren durch Ungarn, Kroatien, Serbien und ein ganz klein wenig nach Rumänien. Glaub ich, bin nicht sicher. Ich hätt’ fragen sollen. Wenn mich jetzt wer fragt, ob ich je in Rumänien war, muss ich sagen: Weiß nicht. Sicher ist: auf dieser Reise war ich in Novi Sad (eine sehr schöne Stadt), in Belgrad (eine sehr schreckliche Stadt). Ich war am “Eisernen Tor“ und in Pécs (das liegt nicht an der Donau, ich war aber trotzdem dort).

Bilder von der "Riverside Mozart"

Michael Pammesberger auf Flusskreuzfahrt: Mozarts Donauwalzer

Michael Pammesberger auf Flusskreuzfahrt: Mozarts Donauwalzer

Michael Pammesberger auf Flusskreuzfahrt: Mozarts Donauwalzer

Michael Pammesberger auf Flusskreuzfahrt: Mozarts Donauwalzer

Michael Pammesberger auf Flusskreuzfahrt: Mozarts Donauwalzer

Michael Pammesberger auf Flusskreuzfahrt: Mozarts Donauwalzer

Michael Pammesberger auf Flusskreuzfahrt: Mozarts Donauwalzer

Michael Pammesberger auf Flusskreuzfahrt: Mozarts Donauwalzer

Michael Pammesberger auf Flusskreuzfahrt: Mozarts Donauwalzer

Michael Pammesberger auf Flusskreuzfahrt: Mozarts Donauwalzer

Eine Reise in Mitteleuropa durch Deutschland, Österreich und weiter in den Osten, das kann bei wachem Sinn natürlich nie eine reine Vergnügungsreise sein. Ein Feel-Good-Journey, wie meine amerikanischen Mitreisenden das nennen. Zu viel ist geschehen, noch immer nicht geschlossen sind die dunklen Kapitel der Geschichte entlang der Donau. Bei allen Annehmlichkeiten und schönen Seiten der durchfahrenen Länder: Es kann nicht nur das Schöne geben.

Landausflüge als Reise in die Geschichte

Natürlich gibt es genügend angenehme Landausflüge mit Kulinarik, Wein, Sport und Kultur, aber eine solche Donau-Reise ist eine Reise in unsere Geschichte. Der Geschichte Ungarns, Österreich-Ungarns und des Balkans. Das beginnt in Budapest, wenn man an den bronzenen Schuhen vorbeifährt, ein erschütterndes Mahnmal dort, wo die Faschisten die Juden ermordet haben, und setzt sich fort in jüngerer Geschichte die Balkankriege. Die fürchterlichen Zerstörungen, deren Spuren bis heute sichtbar sind: etwa in der kroatischen Stadt Vukovar. Vielen ist vielleicht noch der dortige Wasserturm aus damaligen Berichten in Erinnerung – er ist heute ein Denkmal und Museum. Man sieht und hört die Versuche auf allen Seiten, das aufzuarbeiten und damit fertig zu werden. Dass das noch nicht abgeschlossen ist, ist klar.

Alte Siedlung nahe Vukovar

Gleich in der Nähe von Vukovar gab es vor circa 8.000 Jahren eine Siedlung von rund 2.000 Menschen. Heute ist das nicht viel, aber für spätbronzezeitliche Verhältnisse war das eine Großstadt! Es gibt ein modernes, wirklich sehenswertes Museum über die Vucedol-Kultur, man kann sich wunderbar in das Leben der damaligen Metropole hineinversetzen. Wer jetzt meint, das ist ihm wurscht, dem sag ich: Die haben das Bier erfunden, schon vor den Ägyptern!

Aufschlussreich sind die Keramiken der „Vucedoldinger“: ganz berühmt ist ein Vogel, er zierte bis 2023 eine Kuna-Banknote. Der Vogel wird als Taube bezeichnet. Mit vielen Fragezeichen. Seit der Reise zermartere ich mir das Hirn, was das wirklich für ein Hendl sein könnte. Ich komm auf keinen grünen Zweig. Ein dreibeiniger Donau-Uferflugsaurier? Helfen Sie mir.

Die Weltansichvorbeiziehgeschwindigkeit

Das Schönste an der Flussfahrt sind aber nie die Ausflüge oder die Bordannehmlichkeiten und Verwöhnungen. Am schönsten ist es, an Deck zu sitzen und die Landschaft vorbeiziehen lassen. Die ideale Uferbeobachtungsdistanz, der perfekte Riverside-Beobachtungswinkel, die Weltansichvorbeiziehgeschwindigkeit. Ein Donauwalzer eigentlich. In der linken Hand einen Tee, in der rechten ein Fernglas. Und wenn du ganz, ganz großes Glück hast – und ich hatte dieses Riesenglück –, dann siehst du in der Abendsonne ein kleines Schwemmholz daher treiben, auf dem vier kleine Vogerl sitzen. Und dann kommt eine kleine Welle, ein Wellerl eher, das versetzt dem schwankungsanfälligen Vogerlrast-Floß einen sanften Schubser, sodass die vier Vogerl ganz kurz aufhupfen in die Luft, um sich gleich wieder in aller Ruhe wie vorher niederzulassen und weiter zu gleiten. Weil, wenn du das siehst, na wem da nicht das Herz aufgeht, der hat ja gar keines.

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