Geheimtipp auf Gran Canaria: das fruchtbare Tal Agaete
Der kleine Ort Agaete im Norden Gran Canarias wird wegen seiner Ursprünglichkeit, seines intakten Ortsbildes und seines kleinen Botanischen Gartens in Reiseführern angepriesen. Allerdings: Die meisten Besucher machen hier nach einem Stündchen wieder kehrt – und lassen das Beste links liegen. Hinter Agaete beginnt nämlich Gran Canarias fruchtbarstes Tal, das Valle de Agaete. Und das ist mehr als eine Stunde Aufenthalt wert. Dank des hier subtropischen Klimas wachsen an den fruchtbaren Hängen alle Südfrüchte dieser Welt: Avocados, Feigen, Mangos, Orangen, Papayas, Zitronen – und sogar Kaffeesträucher! Auf ihnen reifen Arabica-Kaffeebohnen heran, aus denen Europas einziger Kaffee geröstet wird, zu verkosten in einer der zahlreichen Kaffeeplantagen.
Erschlossen ist das Valle de Agaete durch eine Straße (GC 231). Viel lohnender ist es freilich, wenn Sie sich die Mühe antun, das Tal zu Fuß zu erkunden. Startpunkt ist das Dörfchen San Pedro, fünf Kilometer hinter Agaete. Hier startet der gut ausgeschilderte Weg S-97, der abseits der Straße ins Tal hinein führt.
Anfangs geht es zwischen rustikalen Fincas und üppigen Gärten flach dahin, je näher der Talschluss kommt, desto dünner wird die Besiedlung, desto mehr steigt der Weg an. Plötzlich wird der Weg zum steilen Pfad und schraubt sich schließlich in Serpentinen einen mit Kiefern bewachsenen Steilhang hinauf, an dessen Ende Sie wieder auf die hier kaum mehr befahrene Straße treffen. Blicken Sie nach Norden zurück und genießen den fantastischen Blick über das ganze Tal bis zum Meer!
In der anderen Richtung, im Weiler El Sao, endet die Welt moderner Verkehrserschließung – wer zur nächsten bewohnten Siedlung El Hornillo, die von über tausend Meter hohen Bergen umgeben ist, vordringen möchte, kann dies nur zu Fuß (in einer schweißtreibenden Stunde) tun oder einen ebenso langen Umweg mit dem Auto nehmen.
Nur siebzig Autominuten sind die Touristenhochburgen des Südens entfernt, und doch vermeint man, auf einem anderen Planeten gelandet zu sein. Für den Rückweg lassen Sie sich auf der menschenleeren Straße abwärts treiben – vorbei an einem verfallenen Hotel und einem Caritas-Heim für Alkoholabhängige, die in der Abgeschiedenheit von ihrer Sucht loskommen sollen. Sind Sie nach drei Stunden wieder am Ausgangsort angelangt, werden Sie ungläubig an den anderen Planeten, auf dem Sie gerade noch waren, zurückdenken.
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