Wagrein-Kleinarl: 5 Winter-Geheimtipps abseits der Piste

Skispitzen im Schnee und bei einer Skitour in Wagrain-Kleinarl
Energie zu tanken und Wintersport zu genießen in den Alpendörfern Kleinarl und Wagrain, hat Tradition. Und die möchte man auch bewahren.

Die Frühaufsteher unter den Skifahrern surren mit den ersten „Flying Mozart“-Gondeln bergan. Es ist die beste Zeit, um fast allein Carvingschwünge in den Schnee zu zaubern und das Bergglühen zur Morgenröte zu erleben. In den drei Alpendörfern Flachau, Wagrain und St. Johann (also dem „Snow Space Salzburg“) hat der Winter Einzug gehalten, über zweihundert Pistenkilometer warten auf Genuss-Skiläufer und Sportliche.

Wagrain und Co. wurde 2024 von Skiresort.at, dem weltweit größten Testportal von Skigebieten, als Sieger in der höchsten Kategorie „Fünf-Sterne-Skigebiet“ ausgezeichnet. Pisten, Hütten, Alpendorfleben und freundliche Dorfbewohner – vieles ist hier noch stimmig. Trotzdem stellt sich die Frage nach dem touristischen Wohin.

Skifahrer stehen vor einer Pistenkarte

12 Peaks Trophy: Die 46 Pistenkilometer lange Skirunde führt  durch fünf Täler und über zwölf Gipfel der Skiregionen Snow Space Salzburg, Flachauwinkl-Kleinarl und Skiparadies Zauchensee-Flachauwinkl

Visionen für die Zukunft

„Einen Urlaub, der wirkt – und nicht stresst“, das wünscht sich Wolfgang Wild vom Tourismusverband und erklärt, dass sich „der Ruf des Berges“ zuletzt verändert hat.„Ganzheitliche Erholung, Naturerfahrungen und Gesundheit werden wichtiger. Studien und Gästebefragungen belegen das“, berichtet er. Regeneration im Urlaub soll zur Zauberformel werden. Man spricht über Nachhaltigkeit, steigende Energiekosten – und monatelang leer stehende Appartements abseits der Wintersaison.

Wagrain-Kleinarl möchte lebenswert bleiben und nicht zur unpersönlichen Appartementcity mit KI-Service werden. Weg von Rekorden bei Gästebettzahlen im Winter, hin zur Ganzjahresdestination mit Alpendorfcharakter ist der Wunsch. Dazu sind Konzepte und Projekte notwendig. „Die Natur hat uns viele Schätze abseits der Pisten geschenkt, die wollen entdeckt werden“, sagt Wolfgang Wild.

5 Beispiele, wie die Region im Winter erlebt werden kann

  1. Bei Bernadette und Puno auf der Alpaka-Alm

Hoch oben auf einem Bergbauernhof hat sich Bernhard seine Zukunftsvision erfüllt. „Die Entscheidung, Alpakas zu züchten und ihre Wolle zu verarbeiten, war goldrichtig“, erzählt er. Bernhard stellt seine Tiere im Freigehege vor, führt durch die kleine Werkhalle. Neben der gutmütigen Ausstrahlung – er führt mit Gästen auch Wanderungen mit den Alpakas durch – liefern die Tiere Wolle, die auf dem Hof zu feinstem Vlies für Filzprodukte verarbeitet wird. Alpakas brauchen wenig Platz und Futter. Die aus den Anden in Südamerika stammenden Tiere sind fast lautlos und genügsame „Rasenpfleger“. Beste Voraussetzungen also, um mit Puno, Bernadette, Valentin und Co. weiterzuarbeiten, mit Gästen in die Bergwelt zu spazieren und die Wollprodukte direkt zu vertreiben.

Alpakas stehen im Schnee

Alpakas sind genügsam  und gut geeignet für die Alpen.

  1. Auf leisen Sohlen: Skitour für Anfänger 

Es hat nächtens leicht geschneit, so präsentiert sich Kleinarl frühmorgens als weißes Wintermärchen. Zeit, um diese Eindrücke aktiv bei einer kleinen Skitour zu genießen. Felle aufziehen, die Bindung auf Anstieg stellen, Lawinenpiepser einstellen und den Rucksack auf den Rücken – es darf losgehen zur Kleinarler Hütte. Auf verschneiten Wegen, Waldpfaden und Almböden geht es stetig bergauf. Der Körper hat sich bald auf die Belastung beim Anstieg und die kalte Luft eingestellt. Es bleibt also Zeit zum Schauen, Sinnieren und Genießen bei 360-Grad-Rundumblick, heute sogar bei stahlblauem Himmel. Das Skitourengehen hat enorm an Beliebtheit gewonnen. Das Draußen-Sein in der Natur, auf einen Berg mit eigener Energie hochzusteigen, das ist „in“. Bleibt nur noch die Erfahrung im alpinen Gelände, die nicht gekauft oder per „rent“ erworben werden kann. Denn Wissen und Erfahrung sind lebensnotwendig im alpinen Gelände und bei Gipfelgängen – am besten startet man die ersten Versuche auch auf lawinensicheren Aufstiegen auf markierten Skitourenrouten. Die Tour zur Kleinarler Hütte gehört als zweistündige, sichere „Fünf Sterne“-Anfängertour in diese Kategorie. Auf den Forstwegen zur Hütte sind auch Rodler, Schneeschuhgeher und Winterwanderer unterwegs, oberhalb der Hütte locken die Gipfel für Skitourenfreaks.

Kleinarler Hütte im Winter, Skifahrer und Skitourengeher stehen davor

Kleinarler Hütte: 2022 renoviert  und neu gestaltet, bietet sie Unterkunft und Essen. Skitourenziele und die Rodelbahn liegen  direkt vor der Haustür. Lebensmittel kommen aus lokaler Landwirtschaft.

  1. Hofgut: Indoor-Programm bei Schlechtwetter

„Wir haben den Schritt vom Schulskikursheim zu einem Family- und Lifestylehotel gewagt“, erzählt Geschäftsführerin Theresia Aicher vom „Hofgut“. Erkenntnisse der Jugendarbeit sind eingeflossen und ein 1.300 Quadratmeter großer Spielkeller mit Bowlingbahn, Trampolinhaus und viel Platz zum Austoben für die Kids wurde gestaltet. Und die Eltern? Für die gibt es stimmige Wohneinheiten, Schwimmbad und Sauna. Die Langlaufloipe und ein Wanderweg starten vor der Haustür, der Skibus stoppt vis-à-vis. „Wir versuchen, Nachhaltigkeit und Nähe zum Gast zu leben, und sind grün zertifiziert“, sagt Aicher und zeigt sich von der Zukunftsvision Wagrain-Kleinarl überzeugt.

Anreise Per Bahn nach St. Johann im Pongau, weiter mit dem Bus 530 oder gratis mit dem Skibus. oebb.at

Advent Stille Nacht Museum und Waggerl Haus Museum: Die Stille Nacht-Veranstaltungen erinnern an Joseph Mohr, den berühmten Dichter. Adventmärkte, Museumsbesuche und Themenspaziergänge

Alpakas Alpaka-Alm Kitzstein Gut: Wanderungen und Wollmanufaktur, alpakaalm.at

Unterkunft Hofgut: familiengeführtes Appartementhotel in schöner Lage, familienfreundlich, feines Essen, großer Wellnessbereich, Aktivprogramm

Auskunft Infos zum Skigebiet oder zur Wasserwelt Wagrain: wagrain-kleinarl.at, skiamade.com   

  1. Langlaufloipe führt zum kristallklaren Jägersee 

Vom Hofgut sind es wenige Meter zur nächsten Langlaufloipe. Egal, ob klassischer Stil oder hochaktiv per Skating, Anfänger oder Profi – beim Langlaufen wird der Körper von Kopf bis Fuß gestärkt. Es geht zumeist langsam genug dahin, um wie hier Richtung Moadörfl die Winterlandschaft zu genießen. Sechsundzwanzig Kilometer ist das Loipennetz im Tal, zweihundertsechzig gespurte Loipenkilometer bietet die Region. Die Königin der Loipen ist die sechzig Kilometer lange Tauernloipe, ein Geheimtipp ist die Route von Kleinarl zum Jägersee. Das kristallklare, smaragdgrüne Gewässer gilt im Sommer als beliebter Start für Tageswanderungen und Spaziergänge, im Winter ist der Jägersee eine Oase der Regeneration. Langläufer gleiten um den zugefrorenen See, umrahmt von tief verschneiten Alpenbergen. Winterwanderer finden hier im Schnee, der unter ihren Schuhen knirscht, ihr „Plug-in“ für Natur und Seelenfrieden.

Kellner bringt im Gipflstadl das Frühstück

Im  Gipflstadl wird das Frühstück im Nähkästchen serviert 

  1. Von Mohr bis Waggerl: Advent in Kleinarl

Kleinarl ist überdies die Heimat des Skiidols Annemarie Moser-Pröll. Aber auch Wagrain kann mit Legenden aufwarten: Der in Bad Gastein geborene Dichter Karl Heinrich Waggerl lebte hier, seine Weihnachtsgeschichten sind bis heute populär. Mehr als ein Jahrhundert zuvor kam in Wagrain Joseph Mohr auf die Welt. Der Dichter war Pfarrvikar in Wagrain und kümmerte sich damals um die arme Bevölkerung in der Region. Berühmt ist er für sein Weihnachtslied „Stille Nacht, Heilige Nacht“, das von hier einen Siegeszug rund um die Welt antrat. Jedenfalls versetzen nun Adventmärkte und geführte Spaziergänge in eine vorweihnachtliche Stimmung.

Stille Nacht Museum im Pflegerschlössel im tiefverschneiten Winter

Das „Stille-Nacht-Museum“ im Pflegerschlössl widmet sich dem Leben des Dichters Joseph Mohr.

Es ist eine feine Mischung aus Winterromantik und Ursprünglichkeit. Das will man hier auch in Zukunft leben.

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