Stadtporträt Frankfurt am Main: Die unbekannte Bekannte

Blick auf die Skyline von Frankfurt am Main
Frankfurt am Main. Meistens fährt man an ihr vorbei oder kennt nur den Flughafen. Dabei hat die Stadt alles zu bieten – Geschichte, Kultur und viel Grün.

Klar, der Flughafen als eines der wichtigsten Drehkreuze Europas für Langstreckenflüge. Und das Würstel. Vielleicht noch die mächtige Europäische Zentralbank, die hier ihren Sitz hat, oder die Buchmesse jeden Herbst. Aber sonst? Recht wenig wissen die meisten Menschen über Frankfurt am Main. Dementsprechend wird die Metropole in Hessen links liegen gelassen, ob auf der Durchreise per Flugzeug, Auto oder Bahn. Die Hitlisten deutscher Städtereisen, die führen andere an.

Das ist, von unten und mittendrin betrachtet, verwunderlich. Denn die Stadt am Mainufer hat im Grunde alles, um mehrere Tage in sie einzutauchen, ganz ohne Fadesse. Frankfurt vereint die verschiedensten Interessen: Geschichte, Kultur, Kunst und Partykultur als Wiege der elektronischen Musik. Gut essen zwischen Tradition und Sterneküche kann man ebenso. Und als Stadt am Wasser finden sich bei Schiffsfahrten und Ausflügen in lauschig-grüne Naherholungsorte geruhsame Momente.

Handel und Geld

Der Main ist es auch, der das Bild der Stadt prägte. Nicht nur architektonisch – die Altstadt liegt gleich daneben –, er war schon früh für den wirtschaftlichen Aufschwung als Handelsstadt mitverantwortlich. Bankiers und Kaufleute prägten das Wesen der Stadt über Jahrhunderte, und das ist bis heute unübersehbar. Eine Stadt des Geldes, des Handels. Prunkvolle historische Villen säumen das Mainufer, dank der Sammelleidenschaft ihrer betuchten Bewohner sind sie auch gut bestückt mit hochkarätigen Kunstwerken.

Am Südufer beherbergen viele davon heute Museen und bilden das Museumsufer, das als einer der international bedeutendsten Museumskomplexe gilt und auf kleinstem Raum eine Themenvielfalt bietet, wie sonst kaum wo – von alten Meistern bis zu zeitgenössischer Kunst und Literatur. Allein das berühmte Städel Museum, 1815 vom Bankier Johann Friedrich Städel gegründet, umfasst 700 Jahre europäische Kunst, darunter 3.100 Gemälde.

„Struwwelpeter“ im Apfelwein-Viertel

Beim „Struwwelpeter“ kann man Äppelwoi trinken und „Grie Soß“  essen – in der holzgetäfelten Gastwirtschaft oder im Biergarten.

Antike und Nachbauten

Nur einen Spaziergang über die pittoreske gusseiserne Fußgängerbrücke „Eiserner Steg“ ans andere Ufer ins historische Stadtzentrum ist die lange Geschichte der Stadt an jeder Ecke präsent. Von römischen Ausgrabungen bis zum „Römer“, dem bekannten Fachwerkhaus-Ensemble am Hauptplatz, dem Römerberg. Es ist allerdings ein originalgetreu rekonstruierter Nachbau. Die Originale wurden, ebenso wie die Häuser der „Neuen Altstadt“ daneben, im Zweiten Weltkrieg durch Bombentreffer völlig zerstört. Beeindruckt sind die meisten Besucher (es sind gerade hier, in den engen Gässchen, wirklich viele), die historische Unschärfe wird zugunsten der netten Stimmung hingenommen.

Bilder: Typisches Essen in Frankfurt

Stadtporträt Frankfurt am Main: Die unbekannte Bekannte

Frankfurter  Würstchen: Nur im Raum Frankfurt/Main hergestellte Würstchen aus Schweinebrät dürfen diesen geschützten Namen tragen. Dazu gibt es Kartoffelsalat. In Österreich kommt   auch Rind dazu, diese  Version heißt in Deutschland  „Wiener“   

Stadtporträt Frankfurt am Main: Die unbekannte Bekannte

Apfelwein: Ob man ihn  Äppelwoi, Ebbelwei oder  Stöffchen nennt, das fruchtig-spritzige, leicht herbe Getränk   verkostet man bei eingesessenen Wirtschaften.  Getrunken wird aus dem Gerippten (Glas), eingeschenkt aus dem Tonkrug

Stadtporträt Frankfurt am Main: Die unbekannte Bekannte

Grüne Sauce: Zur  „Grie Soß“ gehören harte Eier und Salz- oder Braterdäpfeln.  Sieben Kräuter (Borretsch, Kerbel, Kresse, Petersilie, Pimpernelle, Sauerampfer, Schnittlauch) sind Pflicht für die kalte Sauce mit Sauerrahm 

Stadtporträt Frankfurt am Main: Die unbekannte Bekannte

Frankfurter Kranz: Die Kirschen  auf der Buttercreme-Torte mit Krokant stellen die Juwelen einer Krone dar. In Frankfurt wurden die Kaiser des „Römischen Reichs deutscher Nation“ gekrönt

Abseits der bebauten Plätze rund um das Mainufer kann die Stadt auch noch mit viel Grünraum aufwarten, der einen nicht nur zur Ruhe, sondern auch atmosphärisch in andere Gefilde bringt.

Gleich neben der Altstadt etwa in mediterranes Klima – in den „Nizzagärten“, wo im 19. Jahrhundert Pflanzen aus dem Mittelmeerraum angesiedelt wurden, die bis heute gedeihen. Im Bethmannpark, ebenso nahe der Innenstadt, fühlt man sich wie in einer fernöstlichen Enklave: Der Chinesische Garten betört mit Pavillons, Brücken und Teichen.

Anreise Bei den ÖBB gibt es täglich mehrere Züge nach Frankfurt, auch  Direktverbindungen. oebb.at

Unterkunft Das erst kürzlich eröffnete, modern-bunt eingerichtete Nhow Frankfurt liegt zwischen Messe, Finanzzentrum und Hauptbhf. Pro Nacht ab 140 €. nh-hotels.com

Ausblick Die höchste zugängliche Aussichtsplattform Frankfurts beherbergt der Main Tower. Der spektakuläre Ausblick reicht über das gesamte Rhein-Main-Gebiet. Die 54 Stockwerke schafft der Lift in einer knappen Minute maintower.de

Grüngürtel samt Tier

Etwas weiter entfernt ist das wahre Naherholungsgebiet der Frankfurter. Der „GrünGürtel“, ein weitläufiges Landschafts- und Naturschutzgebiet, umschließt die Stadt, hier lässt es sich herrlich ausspannen. Seine 8.000 Hektar können auf verschiedene Arten erkundet werden. Per Rad kann man etwa die gesamte Stadt auf siebzig Kilometern umrunden, zu Fuß finden sich immer wieder überraschende Einblicke und „Komische Kunst“, die mit verblüffenden Gedanken und Bildern den Geist anregt.

Das GrünGürtel-Tier

Sogar ein Maskottchen hat der GrünGürtel: Das GrünGürtel-Tier

Sogar ein Maskottchen hat der GrünGürtel: Das GrünGürtel-Tier ist eine Mischung aus Hund, Schwein und kleinem Drachen, das der Frankfurter Dichter und Karikaturist Robert Gernhardt seiner Stadt und ihrer grünen Lunge schenkte. Das liebenswerte Wesen ist immer wieder anzutreffen.

Und spätestens dann fremdelt man nicht mehr und der hessische Gruß der Einheimischen kommt einem leicht über die Lippen. „Ei Guuude wie!“

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