Finnland: Schwitzen am Stadtrand
Finnland ohne Sauna ist sinnlos. Das wäre wie Wien ohne Grant, Salzburg ohne Mozart, Italien ohne Pizza. Nicht umsonst ist die finnische Saunakultur auch UNESCO Kulturerbe.
In Helsinki locken viele Angebote in die Sauna, aber eine muss man erlebt haben: Sompasauna.
Die drei kleinen, bunt bemalten Blockhütten liegen am Rand eines Stadtentwicklungsgebietes, kein Ort, wo man eben mal zufällig vorbeikommt. Hier wird nicht zu Klangschalenmelodien meditiert oder Lavendelöl in den Aufgusskübel gekippt, sondern laut diskutiert, Bier getrunken und vor allem geschwitzt. Es gibt weder Kassa noch Personal, nur ein paar Kleiderhaken, die als Garderobe dienen. Von dort führt ein schmaler Holzsteg ins Meer.
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Zu Beginn wurde das Areal noch illegal besetzt, heute gibt es einen Mietvertrag mit der Stadt. Ein bisschen Anarcho-Geist liegt trotzdem in der Luft. Damit die Sauna läuft, müssen die Gäste mithelfen. Das heißt: Holz hacken, Wasser holen, Feuer machen. Man zahlt keinen Eintritt, muss sich aber darauf gefasst machen, dass einem auf Finnisch zugerufen wird, man möge doch den Aufgusskübel nachfüllen gehen.
Wem das löyly (der Aufguss) zu viel wird, der geht einfach. Ständig öffnet und schließt sich die Tür, Menschen aller Schichten und jeden Alters drängen sich auf die Holzbänke oder stolpern mit rotem Kopf wieder an die frische Luft. Angst vor Körperkontakt sollte man nicht haben, ebenso wenig vor extremer Hitze. An so etwas wie eine „kreislaufschonende“ Bio-Sauna glauben die Finnen nämlich nicht, die Temperaturen erreichen gut und gerne über 110 Grad.
„I can take some more“ stöhnt eine tiefe Stimme von weiter hinten, während ein Hundertkilo-Schwergewicht allen Klischees den Kampf ansagt und mit einem leicht verzweifelten „That was too much“ die Tür wieder aufstößt. Draußen steht in einem Holzverschlag ein altes Klavier, an der Wand hängt eine Gitarre. Zwei nackte Männer sitzen nebeneinander auf einem kleinen Hocker und spielen vierhändig Jazz. Dass die Finnen als das glücklichste Volk der Welt gelten, wundert einen hier keine Sekunde mehr.
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Torikorttelit Spaziergang durch das Design-Viertel mit zahlreichen Kaffees und Boutiquen. Für Liebhaber nordischen Designs.
Suomenlinna ist eine Festungsinsel aus dem 18. Jahrhundert. Die Fähre startet im alten Hafen, die Überfahrt ist im Öffi-Ticket der Stadt inkludiert.
Tagesausflug nach Tallinn Mit der Fähre innerhalb von etwa 2,5 Stunden in die mittelalterliche, estnische Hauptstadt (z.B. mit Eckerö Line)
Das Geheimnis der finnischen Lebensweisheit soll in der unübersetzbaren Urkraft sisu liegen. Ihre Bedeutung versteckt sich irgendwo zwischen Willensstärke und Kampfgeist. Wer wissen will, was sisu ist, erklärt ein Helsinkier, „muss sich nur die letzten paar Minuten eines Eishockeyspiels der finnischen Nationalmannschaft ansehen“ – oder sich eben mit ein paar Finnen in die Sauna setzen.
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