Fidschi-Inseln abseits der Klischees: Delfine, Kava-Rituale und Tom Hanks

Strand auf den Fidschi-Inseln
Eine Reise auf die Fidschi-Inseln im Südpazifik klingt nach endlosen Stränden, tiefblauem Meer und Glücksmomenten in Zeitlupe. Was steckt dahinter? Für den KURIER hat sich Reise-Buchautor Harald Braun umgesehen.

Zusammenfassung

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  • Die Fidschi-Inseln bieten mehr als nur Strände und Meer. Der Wasserfall Nabalasere auf Viti Levu ist ein Höhepunkt. 
  • Kava-Zeremonien sind ein kulturelles Erlebnis. Das Getränk aus der Kava-Pflanze hat eine beruhigende Wirkung. 
  • Eine Kreuzfahrt ermöglicht das Entdecken kleiner Inseln. Traumstrände und Delfinbegegnungen sind Highlights. 

Sechs Uhr morgens ist mir zu früh, um mich unter die Dusche zu stellen. In diesem Fall aber mache ich eine Ausnahme. Die Wasserfontänen, die vor mir laut tosend ins Wasser prasseln, kommen schließlich aus siebzig Metern Höhe und die atemberaubende Landschaft um diese außergewöhnliche Draußendusche herum ist es wert, in aller Frühe bestaunt zu werden.

Wir reden über den Wasserfall Nabalasere im Norden der größten Fidschi-Insel Viti Levu. Er gehört zu den Highlights des Landes – findet Ben, der früher Banker war und heute als Tour-Guide und Botschafter seiner Heimat unterwegs ist. Er hat mich gleich an unserem ersten Tag überzeugt, den Wasserfall zu besuchen. Von den hügeligen Landschaften, nebelverhangenen Bergdörfern und versteckten Natursensationen im Hinterland der Fidschis ahnt man schließlich nichts, wenn man aus Europa anreist. Da hat man eher Postkarten vom tiefblauen Meer im Kopf, von samtgoldenen Stränden, ergiebig tragenden Palmen und Frauen in Baströcken, die am Strand zu polynesischen Klängen tanzen.

Nach der Dusche: der deutsche Autor H. Braun am Wasserfall

Nach der Dusche: der deutsche Autor H. Braun am Wasserfall

Südsee-Klischees?

Die Fidschis sind dreihundertzweiunddreißig oder dreihundertdreiunddreißig Inseln – da ist man sich nicht ganz einig – und auf den hundertzehn bewohnten davon leben rund 900.000 Menschen, Tendenz leicht sinkend. Um in aller Herrgottsfrühe zum Nabalasere Wasserfall aufbrechen zu können, müssen wir schon im gleichnamigen Dorf übernachten. Nabalarese ist klein, mit vielleicht dreißig Hütten, das Bergdorf ist knapp oberhalb der Wolkengrenze malerisch in die grün-braune Landschaft hineingeschnitten. Man macht auch hier die Fidschianer glücklich, wenn man ihnen ein gutturales Bula Bula entgegenschmettert, mehr Landesprache wird selten erwartet. Das liegt daran, dass Bula Bula für „Herzlich Willkommen“ ebenso gut funktioniert wie für „Alles gut!“, „Keine Ahnung?“ oder „Jetzt aber los!“

Wir haben als Gastgeschenk eine harmlos wirkende Kava-Pflanze mitgebracht. Die Kava-Pflanze ist ein Pfeffergewächs, das gemischt mit Wasser in einer Kokosnussschale serviert wird. Die braune Brühe sieht aus wie das Restwasser einer alten Lacke – und schmeckt auch so. Unser Kava-Zeremonienmeister klatscht einmal in die Hände, ruft Bula!, trinkt einen Schluck und reicht weitere Schalen in die Runde. Alle Anwesenden tun es ihm nach, rufen Bula, trinken und klatschen ihrerseits dreimal in die Hände. Alles streng nach Vorschrift. Im ersten Moment scheint es ein Rätsel zu sein, warum Kava so beliebt ist, doch nach einigen Minuten erwacht ein Verdacht in mir. Woher kommt plötzlich diese Taubheit im Mund, diese wohlige Müdigkeit, diese beinahe glückliche, vollkommene Bedürfnislosigkeit? Ein kleines Wunder, dass ich am nächsten Morgen pünktlich bei der Wanderung zum Wasserfall zur Stelle bin.

Kinder tanzen vor einer Wellblechhütte auf den Fidschi-Inseln

Wenn man sich respektvoll verhält, wird der Besuch kleiner Dörfer zu einem Highlight der Reise. Fröhlichkeit und Gelassenheit der Menschen sind auf Fidschi ansteckend. 

Postkartenstrand

Nach dieser ersten unerwarteten Fidschi-Erfahrung soll Ben mich an einen Traumstrand bringen, Wasserfälle hin, Kava-Drinks her: Ich will das Postkarten-Fidschi sehen. Er habe da einen Freund, sagt Ben und grinst. Zwei Stunden später halten wir vor der Natalei Eco Lodge in der Nähe von Dawasamu. Dort erwartet uns Jay auf seinem Boot „Dolphin Cruiser“. Jay Bau, um präzise zu sein, ein breit lachender Koloss von einem Kerl im blauen Papageien-Palmen-Hemd. Es dauert nicht mal zehn Minuten auf offener See, da sind wir am Moon Reef schon umrundet von entspannt im Wasser tanzenden Delfinen – vielen! Das ist jetzt das Fidschi, von dem ich geträumt habe, von dem alle träumen. Bonus: Viele Touristen sind es nicht, mit denen man an Traumorten wie dem Moon Reef in Natalei um die beste Sicht auf Delfine rangelt. Jay Bau hat auch noch einen Tipp für uns: „Willst du die Schönheit der Fidschis erleben, solltest du eine Inselhopping-Kreuzfahrt machen. Da siehst du viel mehr von den kleinen Inseln.“

Mann auf einem Boot auf den Fidschi-Inseln, trägt ein Papagaien-Hemd

Jay Bau lacht einen nicht nur an, er bringt uns auch zu den Delfinen. 

Eine Kreuzfahrt? Ich weiß nicht. Aber auch Ben stimmt zu: „Das sind keine riesigen Städte auf dem Wasser. Tatsächlich ist das Schiff, auf dem ich zwei Tage später für eine dreitägige Tour bei den Cook Cruises einchecke, ein überschaubarer Kasten mit nostalgischer Note. Die vielleicht hundert adretten Kabinen sehen aus, als ob sie seit Jahrzehnten der höheren britischen Gesellschaft für die Passage Southampton-New York gedient hätten.

Wir besuchen einige der Trauminseln auf den Fidschis, die Mamanuca und Southern Yasawa Islands gehören dazu. Die nächsten Tage vergehen wie ein überlanger Hollywood-Streifen à la „Fluch der Karibik“, abzüglich Johnny Depp.

Anreise „Die Fidschis“ liegen im Südpazifik, aus Wien mit Stopps in rd. 30 Std. erreichbar (z. B. Etihad, Turkish). CO2-Ausstoß 3,2 Tonnen, CO2-Kompensation 80 €

Insel-Hopping Captain Cook Cruises (max. 130 Pers.) und Blue Lagoon Cruises (kleiner) fahren viele der Inseln an, mit Kajaken, Ausflügen, Schnorcheltouren, Glasbodenboot, ...  

Programmtipps
– Dörfer/Hinterland: Geschenk mitbringen (z. B. Kava), der Dorfvorsteher gewährt Einlass in das Dorf, Hut und Sonnenbrille abnehmen!
– Wasserfall Nabalasere: inmitten einer Bergkette, Tagestrip von Nadi, Schwimmsachen mitnehmen, Übernachtung im Camp möglich

Übernachten Es gibt alles vom einfachen Gasthaus bis zum Luxushotel. Z. B.:
– Natalei Experience Eco Lodge: am Meer, Besitzer Jay Bau hat die „Dolphin Cruiser“; nataleiecolodgefiji.com
– Sofitel Fiji Resort and Spa: Design-Luxushotel auf künstlicher Halbinsel, toller Beach Club, sofitel-fiji.com

Allgemein fiji.travel (offiziell), auch gut: fiji.de

Strandleben

Wir – etwa achtzig Passagiere – schweben an zahllosen kleinen Inseln vorbei, an den schönsten legen wir an. Mit Motorbooten werden wir an den Strand gebracht, wo wir je nach Temperament schnorcheln, schwimmen, SUP oder Kajaking machen können. Auf diese Weise erkunden wir die Inseln Monu, Yanuya und eben die „Castaway“-Insel Monuriki. Dort verbrachte Tom Hanks um die Jahrtausendwende einige Wochen als gestrandeter „Robinson Crusoe“-Charakter und musste für seine Rolle zweiundzwanzig Kilogramm abnehmen.

Stand, der tropische Früchte wie Ananas und Melonen und Erdnüsse verkauft

Frische Früchte überall: der typische Snack auf den Inseln ist meistens ein Obst

Dieser Gefahr werden wir nicht ausgesetzt. Wir dürfen uns stets in den mit tropischen Früchten und kühlen Getränken gefüllten Picknickboxen bedienen, die selbst an den einsamsten Strand mitgeführt werden. Auch sonst ist das Programm unserer Entdeckungsreise auf dem Wasser originell: Ein Meeresbiologe namens Abraham hält uns einen Vortrag über das Übel, das der Mensch den Weltmeeren zufügt, zwei Stunden später werden wir von ihm an Deck 3 des Schiffes zur spektakulären Fütterung von – allerdings recht kleinen und angeblich ungefährlichen – Haien gebeten. Jeden Tag neue Inseln, neue Eindrücke, neue Traumstrände.

Schlauchboot vor einem Strand mit Sand und türkisem Wasser auf den Fidschi-Inseln

Kajak, Schnorcheln, Ausflüge: Man sollte auf Fidschi aktiv sein

Das Einzige, das sich täglich vor Sonnenuntergang auf dem Deck des Schiffes wiederholt, ist das unverzichtbare „Kava“-Ritual, an dem sich Bordbesatzung und Passagiere gleichermaßen mit großer Freude beteiligen: Bula Bula, dreimal in die Hände geklatscht, Kopf in den Nacken – fertig ist das Inselglück. So einfach kann das Leben auf den Fidschi Inseln sein.

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