Drei Zinnen in Südtirol: Mehr Blick geht nicht
Ganz ehrlich, wenn Sie „Alpen“ hören, welches Bild haben Sie da im Kopf? Ihren Lieblingsberg? Ihr Lieblingstal? Weltweit, das darf man behaupten, kommt wohl einer Vielzahl der Menschen ein Bild von den Dolomiten in den Sinn. Und das kam so:
Unlängst, so vor 220 bis 200 Millionen Jahren, begann der Hauptdolomit durch Sedimentation in Flachwasserbereichen des Urmeeres Tethys zu entstehen. Das verstehen wieder nur Geologen, weil der Unterschied zum Kalkstein ist ein gleicher Anteil an Magnesium, und herausgefunden hat das der französische Steinforscher Déodat Guy Sylvain Tancrède Gratet de Dolomieu Ende des 17. Jahrhunderts. Ja, der durfte den Felsformationen seinen Namen geben. Meine Chefs finden es immer fein, wenn man durch Lesen des KURIER etwas lernt, und – voila – vielleicht kommt so eine Frage einmal in der Millionenshow, aber, mal ehrlich, Sie können mit diesem Wissen eigentlich überall angeben.
Klettern oder Prosecco
Die Dolomiten haben drei echte Stars in ihren Bergreihen, die berühmten drei Zinnen – die Große Zinne, die westliche und die Kleine Zinne. Diese Felstürme sind bei Kletterern sehr beliebt, das muss jetzt nicht sein, der Anblick besonders im roten Licht eines Sonnenuntergangs sei da viel eher empfohlen, vielleicht mit einem Proseccoglas in der Hand und einem geliebten Menschen im Arm.
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Promi-Zinnen
Aus dem Staunen kommt man hier nicht so schnell heraus, dafür sorgt das Bergpanorama. Wirklich toll ist, dass man die drei Zinnen mit den Skiern umrunden kann, der Giro delle Cime ist fünfundvierzig Kilometer lang und geht (mit Liften!) über fünftausendsechshundert Höhenmeter.
Am besten beginnt man in Vierschach (Versciaco), das ist sehr nahe der österreichischen Grenze, mit dem Lift fährt man superschnell auf 2.200 Meter und ist noch mehr überwältigt vom Blick beim ersten Kaffee.
Da das Skigebiet Vierschach/Helm bei unserem Besuch in der Osterwoche in bestem Zustand, wunderschön und mit so einem Drei-Zinnenblick ohnehin nicht mehr zu überbieten war, hatten wir als Familie beschlossen, doch nicht einmal rundherum zu fahren, es soll aber traumhaft sein. Jeden Mittwoch kann man den Ciro delle Cime übrigens mit einem Einheimischen („Local“) absolvieren, in der Skischule erfährt man mehr.
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Aufgefallen sind im Skigebiet von Vierschach einerseits Skihütten, in denen man sehr gut kocht, und andererseits, dass für Touristen ein Riesentorlauf gesteckt ist, den man simpel mit seiner Skikarte aktivieren, und im Internet Video und Rennzeiten abrufen kann. Meine zehnjährige Tochter hatte ich gerade einmal um drei Sekunden besiegt, was auch bedeutet, dass ich das nie wieder mache.
Bahnfahren wie zu K.u.k.-Zeiten
Vierschach selbst ist ein entzückender kleiner Ort mit einer gotischen Kirche aus dem 15. Jahrhundert, das Dorf liegt an der Pustertalstraße, der Pustertalbahn mit dem Bahnhof Vierschach-Helm, und an der Radroute 3 „Pustertal“.
Anreise
Mit den ÖBB entweder über Innsbruck–Franzensfeste und die Pustertalbahn oder über Klagenfurt–Lienz bis Toblach
Beste Reisezeit
Sommer wie Winter
Unterkunft
In Vierschach z. B. das Hotel Andermax, Sommer wie Winter
Pragser Wildsee
Das spektakuläre und ungeheuer beliebte Instagramm-Motiv vom Pragser Wildsee liegt ganz in der Nähe
Gastronomie
Das Tilia in Toblach hat einen Michelin-Stern und eine Wasser-Sommeliere
Skigebiet
Das Skigebiet „3 Zinnen Dolomiten“ mit 20 Liften und 86 km Pisten
Die Bahn muss an dieser Stelle erwähnt werden, sie ist ein (modernisiertes) Überbleibsel aus der K. u. k.-Zeit und wurde mit der Drautalbahn einst als Ost-West-Bahn gebaut, es ging da von Maribor über Bleiburg, Klagenfurt und Lienz bis Innichen, wo die Pustertalbahn über Bruneck bis Franzensfeste und damit zur Tiroler Südbahn Anschluss fand.
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Schönstes Überbleibsel aus der Zeit ist das 1877 erbaute Grand Hotel Toblach, in dem neben Königen auch Gustav Mahler verweilte. Die Blüte des Hotels der Jahrhundertwende ist heute gar nicht mehr, im Ersten Weltkrieg diente es als Lazarett, dann wurde der Konkurs eröffnet, es kam zu zahlreichen Besitzerwechseln, unter anderem war dort der Dachverband der faschistischen Parteiorganisationen Mussolinis. Heute findet sich im Hotelpark das Tilia, ein herrliches Sternerestaurant von Chris Oberhammer.
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