Accra, Ghana: Breites Lachen in engen Gassen
Die Straßen sind eng, aber sauber. Frauen rühren vor ihren Hauseingängen in großen Töpfen für große Familien, sie blockieren den halben Weg, aber sie lachen einen breit an, wenn man sich durchzwängt. Hier sehen die Bewohner oft Touristen, wenn sie eine der „Walking Touren“ durch Old Accra machen. Sie rufen ihnen fröhlich „Welcome to Ghana“ entgegen und kichern aufgeregt, wenn die Eindringlinge mit ihnen zu reden beginnen.
Die Stimmung hier ist gut, mal tanzen Frauen und Kinder zu wummernden Ethno-Beats, wenige Meter weiter strömen Halbwüchsige in eine Boxschule. Dort werden, im Hinterhof-Flair eines Rocky-Films, Vierjährige bis Teenager unterrichtet, motiviert und vielleicht ein wenig vom Leben abgelenkt.
Was dieses Leben genau ist, fragt sich der Tourist spätestens beim Ussher Lighthouse. Mit Blick auf die Fischer, die wie oft an Ghanas Küste ihre typisch bunten Holzboote schlichten und Netze aufwickeln. Und mit Blick auf den vielen Müll, der die Stadtböschung zum Meer hinunter überwuchert hat. So sauber die Straßen in Accras Altstadtteilen Ussher Town (das einst holländische Viertel) und James Town (das englische) sind, so schmutzig ist das Ufer.
Ist das ein Leben im Slum?
Ist das ein Leben im Slum? Die Frage erntet ein entrüstetes „No no no!“. Hier sei einfach nur das dichte, enge Leben eines sehr alten Stadtzentrums ohne Autostraßen. Das Leben von früher. Das Leben der Herkunftsfamilien, aus denen die Jungen weggezogen sind und sich in breiteren, moderneren Vierteln am Stadtrand angesiedelt haben. In das sie am Wochenende aber gerne zurückkehren, Mama und Papa besuchen, die jüngeren Geschwister und Nachbarn und Freunde von damals. Das Leben eben.
Fast jede Reise nach Ghana beginnt in der Hauptstadt Accra, deren Sehenswürdigkeiten man oberflächlich rasch erledigt hat. Wenn man sich dann aber hineinwühlt und die Stadt wirken lässt, kann man leicht hängen bleiben. Etwa in den Bars der Oxford Street, wo junge Menschen wie bei uns fröhlich zu lauter Musik wie bei uns tanzen und flirten und eine gute Zeit haben. Wie bei uns. Nur dass sie schwarz sind – man rügt sich selbst für diesen Gedanken, man meint es ja nicht so.
Galerie Die Artists Alliance Gallery, an der Küste gelegen, ist in einem alten Kolonialhaus untergebracht und wirkt wie ein Museum. artistsalliancegallery.com
Walking Tour James Town Boutique (siehe Facebook, Instagram) bietet Walking Tours durch Ussher/James Town
Programm visitghana.com, gute Agentur: joli-ecotours.com
Aber Accra – wo streng genommen nur dreihunderttausend Menschen leben, das als Metroregion aber dreißig Millionen umfasst – ist eine jener modernen, aufstrebenden Städte in Afrika, wo man selbst als aufgeklärter Mensch noch Klischees abbauen kann. Mit Hochhäusern, mit schicken Stadtteilen und einer erkennbaren Mittelschicht.
Fließende Grenzen zwischen Ethnokitsch und Kunst
Das sieht man an den vielen Galerien, die zwar nicht immer streng zwischen Ethnokitsch und Kunst unterscheiden, aber dadurch oft mehr zeigen als nur Bilder und Statuen. Oder am Bemühen vieler Lokale, typische Kost in modernem Flair zu bieten. Oder auch auf dem Makola Market, wo es neben klassischer Marktware innovatives Streetfood und den neuesten Elektronikkram gibt.
Kommentare