Perfekte Kinderreise: Eine Radtourenidee mit Kind

Die Rheinmündung: Kind in Lasten-Fahrrad mit Fahrradhelm, am Bodensee, im Hintergrund See und Berge
Kindern gefällt der Urlaub auf dem Fahrrad – sofern es Pausen für gutes Programm gibt.

Es ist genau wie bei jeder Rucksackreise: Man hat immer alles dabei, kann stehen bleiben, wo man will, und spürt die Freiheit ... und das alles in perfekter Kinderdosis. Eine mehrtägige Radtour mit dem Nachwuchs ist abenteuerlich, stressbefreit (sobald alles eingepackt ist) und gegenüber vergleichbaren Unternehmungen überraschend preiswert.

Dabei ist die Radtour selbst nur das Skelett, wie eine Bus- oder Kreuzfahrt. Das gleichmäßige Vorankommen selbst ist meditativ, zur Reise wird es erst durch das Programm. So interessieren sich Kinder auf den 320 Kilometern zwischen Passau und Wien überraschend wenig für die Blicke auf den Fluss. Der Donauradweg ist tatsächlich auch am schönsten, wenn er von der Donau wegführt, direkt am Fluss fährt man zu oft auf sterilen Dämmen, makel- und leblosen Asphaltbahnen. Kinder gieren nach Abwechslung, nach Chaos, nach Verstörung. Und so offenbaren die seltenen Abschnitte neben stark befahrenen Straßen ein Abenteuer, wenn Kleinkinder ob bombastischer LKWs johlen.

Direkt am Fluss muss man – wie bei jeder Radtour mit Kind – die Pausen einplanen. Jene zum Essen und Klogehen sowieso, aber auch jene zum Spielen und Kuscheln. Es geht beim Radfahren mit Kindern immer um die Stopps. Sich bei den sehr imposanten freiliegenden Sandbänken bei Ottensheim auf einer Wiese wälzen oder Ball spielen – das ist der höhere Zweck einer Radtour. Auf jener entlang der Donau ist für Kinder jeden Alters etwas dabei, wie auch für ihre Eltern.

Perfekte Kinderreise: Eine Radtourenidee mit Kind

Perfekter Rad-Stopp für Kinder: Affenberg in Salem.

Begegnungen

So haben sich einige Weinhöfe der Wachau auf Familien eingestellt, viele imposante Klöster und Kirchen entlang des Weges bieten (von außen wie innen) eine großartige Kulisse. Das ehemalige Konzentrationslager Mauthausen ist für ältere Kinder ein bemerkenswerter Stopp, die Naturszenen des vergessenen Strudengaus für alle. Vor allem interessieren sich Kinder aber für Menschen. Der Fährmann in der pittoresken Schlögener Schlinge – die Donau macht hier eine absurde 180-Grad-Kurve – ist wie einer Sage entsprungen. Die Linzer, die auf der Uferpromenade Yoga üben, sind ebenso sehenswürdig wie die Winzer vor Weißenkirchen, die Rebstöcke schneiden.

Wer solche Ablenkungen nicht in den Tourplan kalkuliert, wird den Zorn des Erben bald zu spüren bekommen. Vor allem das Mittagessen strukturiert die Radtage auf spezielle Weise. Man nimmt sich beim Frühstück vor, am Vormittag bis zu einem bestimmten Ort zu kommen, an dem das Essen wie eine Siegerehrung ist. Aber ohne Feierlichkeit, denn danach möchte man noch bis zum Nachtquartier weiterfahren. Oft fallen die geplanten Etappen zu üppig aus, wie fast immer beim Reisen mit Kind. Das Gute: Motivierte Väter und Mütter können sich im höchsten Moment der Erschöpfung stets auf das Kind ausreden, es braucht jetzt eine Pause, ich selbst könnte natürlich noch zwei Stunden, aber naja, wenn das Kind eine Pause braucht.

Perfekte Kinderreise: Eine Radtourenidee mit Kind

Am Bodensee-Radweg gibt es viel Kinder-Programm.

Am See

Besonders viele Stopps fordern Kinder am Bodensee ein, um den ebenfalls ein Radweg führt. Und die 270-Kilometer-Runde besteht nicht nur aus Kultur, wobei die wuchtigen Kirchen und Schlösser in idyllischen Seestädtchen wie dem schweizerischen Romanshorn oder Arbon beachtlich sind, ebenso wie die älteste bewohnte Burg Deutschlands in Meersburg. Neben all dem alten Gemäuer haben sich jedoch unfassbare Spielplätze angesiedelt. Man gewinnt den Eindruck, rund um den drittgrößten See Mitteleuropas investiert man in zweierlei: Blumen-umrandete Seepromenaden für Über-60- und coole Spielplätze für Unter-14-Jährige. Dazwischen liegen gut ausgebaute Asphalt-Radwege zwischen Bahnschienen, Feldern und Obstplantagen, manchmal in der prallen Sonne, aber fast immer flach.

Die deutsche "Südküste" am Bodensee hat sich auf diese Radreisen mit Kindern richtiggehend spezialisiert. So muss man am Affenberg Salem wirklich viel Zeit einrechnen, am besten einen ganzen Tag. Ebenso im Wild- und Freizeitpark Allensbach (wilde Tiere und steile Rutschen!). Weil solche Highlights aber oft nicht direkt am See liegen, sind besonders kurze Etappen klug, es geht schließlich ums Stoppen.

Und um Zeit am Ankunftsort, in einigen Unterkünften gibt es viel zu entdecken. Für das Schloss Wartegg braucht man zum Beispiel einen ganzen Nachmittag: Schlosspark mit Tieren, Bächlein, Fußballwiese, das größte Spielzimmer der Schweiz oder die Badewanne Kaiserin Zitas – ein kleiner Pool. Das gleiche gilt für alle Quartiere mit Wasserzugang.

Perfekte Kinderreise: Eine Radtourenidee mit Kind

Wichtig sind die Stopps: Sandbänke bei Ottensheim.

Andere Stopps liegen direkt am Weg. Etwa das faszinierende Pfahlbaumuseum in Unteruhldingen oder die abenteuerliche Lädinenfahrt unweit davon. Auch die Glashausalleen der Insel Reichenau oder das riesige Kinderland der Blumeninsel Mainau (besonderer Tipp: das Schmetterlingshaus).

Der Rheinfall liegt nicht auf der Route, ist aber der perfekte Ausflug mit dem Schiff. Vor dem Ablegen sollten Eltern ihren Kindern unbedingt die Liliputbahn und ihre rührenden Erbauer im kleinen Ort Stein gönnen, wo der Rhein den See verlässt.

Apropos: Die Rheinmündung bei Bregenz ist ein hübscher Umweg in die Natur, auf den Dämmen fährt man quasi in den Bodensee hinein. Neben der Seebühne in Bregenz ist sie das Highlight des 27-km-Fuzzerls, das Österreich am Bodensee hält. Der Zufluss des Rheins hier und der Abfluss bei Stein, das sind Zusammenhänge, durch die Kinder die Welt verstehen. Der Fluss rinnt in Österreich in den Bodensee hinein und da wieder heraus.

Auf dem Rad hat man eben Zeit, die Welt zu betrachten.

Womit fahren und wohin

Kiste und Anhänger: Alle Radanhänger für Kinder haben das Problem, dass Kinder den ganzen Tag nur Mutters oder Vaters Hintern sehen. Gute Alternative ist ein (dreirädriges) Lastenfahrrad, bei dem das Kind in einer Kiste vor dem Lenker sitzt – mit Sitzbank, Gurt, Regenverdeck und mit Platz fürs Gepäck. Das Kind sieht so mehr und kann mit den Eltern immer kommunizieren.

Fluss und See: Am schönsten ist es, auf der Tour flexibel zu sein. Während der Hauptsaison sollte man aber sowohl bei Donau- als auch Bodensee-Radweg Quartiere vorab buchen. Zwischen Passau und Wien (320 Kilometer, www.donauradweg.at) gibt es ruhige Orte, aber wenig expliziertes Kinderprogramm. Rund um den Bodensee (270 Kilometer, www.bodensee.eu) reichen hingegen wegen der vielen Angebote 30 Kilometer pro Tag.

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