"Peepshow im Beauty-Salon": Sozialministerium reagiert

"Peepshow im Beauty-Salon": Sozialministerium reagiert
Nach dem aufgeregten Posting der Besitzerin eines Wiener Kosmetikstudios verweist das Sozialministerium in einem Bericht auf Missstände in diesem.

"Amtsschimmel" - "Marktbehinderung" - "Frechheit" tönte es in den Medien und auf Social Media vergangene Woche, nachdem die Besitzerin eines Wiener Kosmetikstudios vom Arbeitsinspektorat abgemahnt wurde.

Ein kurzer Rückblick: Katia Wagner, Inhaberin eines Beautysalons in der Wiener Innenstadt, verfasste am 10. Jänner ein Posting auf Facebook, in dem sie den Besuch des Arbeitsinspektorats Revue passieren ließ. Dabei sparte die Unternehmerin nicht mit Kritik an den Mitarbeitern der Behörde. Diese hätten demnach bemängelt, dass in ihren Behandlungsräumen, in denen Intimhaarentfernungen mit Wachs durchgeführt werden, kein "Sichtkontakt ins Freie" bestehe.

"Ich meinte zwar bisher, dass bei der Intim-Enthaarung ein diskreter Behandlungsraum ohne Zuschauer im Interesse unserer Kunden sei, aber Sie wissen es offenbar besser", schrieb Wagner. Nachfolgend unterbreitete sie der Behörde das Angebot in ihrem Salon ab sofort "Brazilian Waxing in der Auslage mit 'Sichtkontakt ins Freie'" anzubieten.

Große Resonanz

Wagners Posting verbreitete sich rasch im Netz. Zahlreiche nationale und internationale Medien nahmen sich daraufhin der Sache an. Dabei kam vor allem Wagner selbst zu Wort. In einigen Artikeln wurde auch Christoph Ertl, Pressesprecher des Sozialministeriums, zitiert. Dieser erläuterte, dass sich dem betreffenden Inspektor in diesem Fall ein "chaotisches Gesamtbild" geboten hätte. Gravierende Mängel, wie ein fehlender Notausgang oder eine fehlende Be- und Entlüftungsanlage in den Arbeitsräumen, seien aufgefallen. Der erwähnte "Sichtkontakt ins Freie" beziehe sich außerdem auf die Arbeitsräume im ersten Stock.

Nun wurde vom Sozialministerium ein Bericht veröffentlicht, in dem nochmals ausführlich zu den Beschuldigungen Stellung genommen wird. In dem Report sind insgesamt vier Mängel angeführt, die bei der Inspektion festgestellt wurden. Der fehlende Sichtkontakt ins Freie, der im ersten Stock des Salons erhoben wurde, wird hier zu allererst genannt. "Ein Blick ins Freie und entsprechende Be- und Entlüftung von Arbeitsräumen sind gesetzlich vorgeschrieben", heißt es. Dass es für die Sichtverbindung auch andere Möglichkeiten als ein großes Auslagenfenster gebe, liege jedoch auf der Hand. Das Fehlen eines passenden Notausgangs für Beschäftigte und Kunden sowie eines Aufenthaltsraums werden ebenfalls genannt. Auch die fehlenden Arbeitszeitaufzeichnungen seien problematisch.

Es sei außerdem "problematisch, wenn Vorschriften für menschenwürdige Arbeitsbedingungen und Behörden, die sich um ihre Einhaltung kümmern, als sinnlos hingestellt und ins Lächerliche gezogen werden." Man habe bereits Kontakt mit der Arbeitgeberin aufgenommen, um die Umsetzung der notwendigen Maßnahmen zu besprechen.

Forderung nach öffentlicher Entschuldigung

Wagner selbst scheint von dem Bericht des Sozialministeriums ziemlich überrascht. Auf Nachfrage von kurier.at erzählt sie, dass jene Arbeitsinspektorin, die ihr damals die Weisung zukommen ließ, nicht mehr länger für ihren Salon zuständig ist. "Nach einem konstruktiven Gespräch mit dem Arbeitsinspektorat haben wir jetzt einen neuen Betreuer und ich bin zuversichtlich, dass wir uns einigen werden", sagt Wagner. Generell habe sie enorm viel positives Feedback zu ihrem Facebook-Posting erhalten, von dem sie zuerst dachte, maximal 500 Likes zu bekommen. Mittlerweile sind es beinahe 30.000 Likes, sogar Finanzminister Hans Jörg Schelling und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner hätten sich mit ihr in Verbindung gesetzt und Wagner ihre Unterstützung zugesichert.

Zudem würde der Salon laut Wagner über zwei Notausgänge verfügen, die Zeitaufzeichnung erfolge per Fingerprint. Sie erwartet sich nun eine öffentliche Entschuldigung vonseiten des Sozialministeriums, und zwar bis Freitag. "Die Bezeichnung 'chaotisches Gesamtbild' von einer Person, die selbst noch nicht im Salon war, werte ich ganz klar als Rufschädigung", sagt Wagner.

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