Online oder offline - wo lernt man jemanden kennen?
Es ist die Frage, die sich wohl die Mehrheit der 1,7 Millionen Singles in Österreich schon einmal gestellt hat: Wo findet man im Jahr 2017 am ehesten die Liebe – auf Tinder und anderen Datingportalen? Oder doch im realen Leben – in der Schlange vor der Supermarkt-Kassa, auf der Straße, im Büro?
Eben weil so viele Menschen betroffen sind, beschlossen zwei Münchner, einen Online-Kongress zum Thema zu veranstalten: "Wir wollten die beiden Arten des Kennenlernens gegenüberstellen", erklärt Magdalena Hacklinger, die den "Verlieben-Kongress" mit ihrem Mann Andreas (beide Mitte 30) ins Leben gerufen hat. Von heute bis Dienstag werden 18 Dating-Experten auf www.verliebenkongress.com über die Vor- und Nachteile des analogen bzw. digitalen Anbandelns sprechen. (Die Teilnahme ist kostenlos.)
Mehr Online-Paare
Während die Partnersuche im Internet noch vor wenigen Jahren als letzter Ausweg für schüchterne Nerds galt, ist sie heute Mainstream geworden: Jede vierte Beziehung, rechnet das Portal www.singleboersen-vergleich.at vor, hat sich auf virtuellem Wege angebahnt – in 15 Jahren wird es jede zweite sein, vermuten britische Forscher. Etwa 160.000 Österreicher finden jährlich im Internet einen Partner.
"Es ist schwierig geworden, im Alltag jemanden kennenzulernen, weil jeder auf der Straße in seinem Smartphone versinkt oder die Kopfhörer aufhat", meint Singlecoach Eva Fischer, Expertin für Online-Dating. Dass die analoge Kontaktanbahnung dennoch funktionieren kann, erklärt ihre Kollegin Susi Bartmann (siehe unten).
Beide Expertinnen werden beim Verlieben-Kongress über das Für und Wider der beiden Kennenlern-Arten sprechen. "Wir sehen uns als Mut- und Hoffnungsmacher für schüchterne Singles", sagt Magdalena Hacklinger, die ihren Mann vor sieben Jahren in einer regionalen Online-Partnerbörse kennen- und lieben lernte. "Uns ist es wichtig, zu zeigen, dass es für jeden eine Möglichkeit gibt, die Liebe zu finden – man muss nur den für sich passenden Weg wählen."
"Viele haben Flirten ohne Smartphone verlernt"
Susi Bartmann ist Flirtcoach und Mentaltrainerin. Sie hilft schüchternen Singles, im wahren Leben die wahre Liebe zu finden.
Kann man in Zeiten von Dating-Apps überhaupt noch jemanden offline kennenlernen?
Natürlich – wenn man es schafft, von seinem Smartphone aufzuschauen. (lacht) Es gibt so viele Möglichkeiten, auf einfache Weise jemanden kennenzulernen – sei es auf der Uni, beim Radfahren oder in der Kantine. Ich denke, dass viele Singles durch Tinder & Co. das Kennenlernen im realen Leben verlernt haben und oft nicht wahrnehmen, dass gerade ein süßer Typ vor ihnen in der Schlange steht.
Selbst wenn – viele trauen sich nicht, jemanden einfach anzusprechen.
Schüchternheit kann die charmanteste Art sein, jemanden kennenzulernen. Dann heißt es, sich kleinen Herausforderungen zu stellen und seine Komfortzone zu verlassen. Vergangene Woche erst habe ich eine Kundin dabei begleitet, einem Fremden ein High-Five zu geben oder einen Mann spontan zu fragen, ob er ein Foto von uns macht. Mentale Techniken helfen dabei, diese kleinen Hürden zu überwinden und selbstbewusster zu werden. Nach den Herausforderungen hatte sie eine wunderbare Ausstrahlung und war richtig glücklich.
Drei Tipps, um offline den Traumpartner kennenzulernen?
Erstens: Überleg dir, welche Eigenschaften und Hobbys dein Partner haben sollte. Zweitens: Lass vergangene Beziehungen los. Drittens: Werde aktiv und nimm Gelegenheiten an den richtigen Orten wahr. Wenn du weißt, welchen Partner du willst, weißt du auch, wo er sich aufhält – in der Wandergruppe, beim Salsa-Kurs. Dort kann man einander dann flirtende Blicke zuwerfen oder etwas Spontanes sagen.
Info: www.mentallove.at
"Zu viele Ansprüche im Profil schrecken ab"
Singlecoach Eva Fischer hat sich auf Online-Dating spezialisiert. Mit ihrem Team hilft sie erfolglosen Singles, sich im Netz besser darzustellen.
Online-Dating hat den Ruf, extrem oberflächlich zu sein. Stimmt’s?
Es kommt drauf an, wo man sucht. Börsen, die nur ein Foto bieten, gratis und idiotensicher zu bedienen sind, sind ideal, wenn jemand Sex sucht und dabei vor allem nach der Optik geht. Wer etwas Ernsthaftes sucht, sollte seinen Wunsch beim Schreiben erwähnen und nicht zu leicht zu haben sein.
Was sind die drei häufigsten Fehler beim Online-Dating?
Erstens: Die falsche Partnerbörse auswählen. Erkundigen Sie sich über das Angebot und sprechen Sie mit anderen, die gute Erfahrungen gemacht haben. Zweitens: Schlechte Fotos. Jeder kann ein gutes Foto von sich machen, man muss sich nur bemühen! Drittens: Zu viele Ansprüche in das Profil schreiben. Das schreckt ab.
Wie sieht die perfekte erste Nachricht aus?
Man sollte unbedingt auf das Profil des anderen eingehen, damit sich die Frau bzw. der Mann persönlich angesprochen fühlt. Außerdem sollte man etwas über sich selbst schreiben und mit einer Frage enden, damit ein Dialog entstehen kann.
Was kann man gegen die Nervosität vor einem Blind Date tun?
Aufregung gehört zum Verlieben dazu. Man sollte einfach locker sagen: Eigentlich bin ich viel cooler, aber gerade schrecklich nervös – ich hoffe, du lernst mich auch im normalen Modus kennen. Übung hilft, also am besten gleich wieder verabreden. Mein Lieblingssatz: Man kann bei den Richtigen nichts falsch und bei den Falschen nichts richtig machen.
Info: www.dieliebesfischer.com
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