Was Frau zu tun hat, wenn Männer sie nicht ernst nehmen

US-Präsident Barack Barack Obama mit John Kerry,Samantha Power und Susan E. Rice (ganz rechts)
Die Mitarbeiterinnen von Obama haben eine Strategie entwickelt, um sich Gehör und Respekt in Meetings zu verschaffen.

Erst kürzlich hat US-Präsident Barack Obama in einem von ihm verfassten Essay für Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern plädiert und sich darin selbst als Feminist bezeichnet (der KURIER berichtete). Was jedoch noch lange nicht bedeutet, dass diese Gerechtigkeit im Weißen Haus bereits hergestellt ist und gelebt wird.

Juliet Eilperin, Journalistin der Washington Post, wusste in diesem Zusammenhang Anfang der Woche von einer wichtigen Anekdote aus dem Weißen Haus zu berichten. Diese handelt davon, wie sich die Mitarbeiterinnen von Obama im Weißen Haus durchgesetzt haben. Zu Beginn der ersten Amtsperiode Obamas waren zwei Drittel seiner engsten Berater Männer. Frauen hätten sich damals darüber beschwert, ihre Ellbogen einsetzen zu müssen, um ebenfalls an wichtigen Meetings teilnehmen zu können. Wenn es ihnen dann schließlich doch gelang, sei ihre Meinung oft ignoriert worden.

Strategie der "Verstärkung"

Susan E. Rice, nationale Sicherheitsberaterin von Barack Obama sagte zur Washington Post, dass sie in früheren Positionen immer darauf drängen musste, an wichtigen Sitzungen teilnehmen zu können. "Es ist nicht besonders angenehm, sich immer an einen Mann wenden zu müssen und ihn zu bitten, 'Berücksichtige mich in diesem Meeting'".

Die weiblichen Mitarbeiterinnen im Weißen Haus haben daraufhin gemeinsam eine Strategie entwickelt, damit genau das in Zukunft nicht mehr passiert. Diese nannten sie "Verstärkung" und funktioniert nach folgendem Prinzip: Wenn eine Frau einen wichtigen Punkt, Ideen oder Argumente hervorbringt, werden diese Einwürfe von einer Frau wiederholt. Jedoch nicht, ohne ausdrücklich zu betonen, von wem der Gedanke kommt.

Das soll die anwesenden Männer einerseits dazu bringen, die Beiträge wahrzunehmen und andererseits verhindern, dass sie später die Ideen der Frauen als die ihren ausgeben. Eine ehemalige Mitarbeiterin Obamas erzählt in der Washington Post, dass sie die Strategie täglich angewendet hätten. Schließlich habe Präsident Obama Notiz davon genommen und begonnen, Frauen öfter direkt anzusprechen und sie nach ihrer Meinung zu fragen.

Östrogen als Gegengewicht

Die Strategie scheint aufgegangen zu sein, in der zweiten Amtsperiode Obamas war das Geschlechterverhältnis seiner engsten Mitarbeiter bereits ausgewogen. "Ich glaube, dass es einen Unterschied macht, eine kritische Masse zu haben", sagte Valerie Jarrett, langjährige Beraterin Obamas. "Es ist angemessen zu sagen, dass früher eine Menge Testosteron im Umlauf war. Jetzt haben wir ein bisschen mehr Östrogen, das als Gegengewicht fungiert."

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