Warum Barack Obama Feminist ist

US-Präsident Barack Obama erklärt, "wie ein Feminist aussieht".
Barack Obamas Tage als US-Präsident sind gezählt. Im Angesicht seines Abtritts von der Präsidentenbühne verfasste der Zweifachvater einen feministischen Essay für die Zeitschrift Glamour.

In seinem Text reflektiert Obama über seine Rolle als Vater und die Gesellschaft, in der seine Töchter zu jungen Frauen herangewachsen sind. Dabei diskutiert er den Fortschritt, der in puncto Gleichberechtigung von Mann und Frau in den vergangenen 100 Jahren bewältigt wurde - und bezeichnet sich selbst als Feminist.

"Es ist eine großartige Zeit, um eine Frau zu sein"

"Der Fortschritt, den wir in den vergangenen 100 Jahren, 50 Jahren, ja sogar in den vergangenen acht Jahren gemacht haben, hat das Leben meiner Töchter im Vergleich zu jenem ihrer Großmütter signifikant verbessert", schreibt Obama in seinem Schriftstück. Er sage dies nicht nur als Präsident, sondern als Feminist.

Obama blickt in seinem Text zurück. Auf den Arbeitsmarkt, der Frauen in der Vergangenheit auf eine Handvoll schlecht bezahlter Jobs reduzierte, auf soziale Strukturen, die Frauen von ihren Ehemännern abhängig machten, auf den Kampf für Gerechtigkeit, der die Welt "weit gebracht" hat. Es gebe auch künftig noch viel zu tun, Pessimismus legt der scheidende US-Präsident dennoch nicht an den Tag. Stattdessen beschreibt er den wichtigsten Faktor gesellschaftlicher Veränderung: "den Wandel in uns selbst". Man müsse sich von Stereotypen und engstirnigem Denken, Vorurteilen und Werturteilen befreien, um offen eine neue Welt der Gleichberechtigung zu formen.

Was Obamas Feminismus formte

Er selbst sei in seinem Leben stets von starken Frauen umgeben gewesen, die "Großartiges" geleistet hätten. Dabei bezieht sich Obama nicht nur auf seine Töchter, sondern auch auf seine alleinerziehende Mutter und seine erfolgreiche Ehefrau Michelle. "Aufgrund meiner Geschichte denke ich, dass ich ein recht gutes Verständnis dafür habe, welchen Herausforderungen sich Frauen stellen müssen. Das hat meinen eigenen Feminismus geformt", so Obama.

Seine Einschätzungen begrenzt Obama nicht nur auf die weibliche Bevölkerung oder die gesellschaftlichen Vorstellung von Weiblichkeit. Auch heranwachsende und erwachsene Männer seien in ihrer persönlichen Entfaltung limitiert. "Wir müssen diese Grenzen durchbrechen. Wir müssen die Einstellung der Menschen ändern, die Mädchen dazu erzieht, demütig zu sein und unsere Jungs dazu ermutigt, aggressiv zu agieren. Diese Einstellung, die Mädchen dafür kritisiert, ihre Meinung offen kund zu tun und Jungs dafür kritisiert, wenn sie Tränen vergießen."

Während er Frauen auf der ganzen Welt ermutigte aufzustehen und für ihre Rechte einzustehen, sei es auch die Aufgabe der Männer "gegen Sexismus zu kämpfen". Jeder müsse sich dafür stark machen eine Gesellschaft der Gleichberechtigung zu kreieren, in der "jedes Kind das Leben führen kann, dass es will".

Lob und Anerkennung

Die Reaktionen auf den Artikel, der am Donnerstag online veröffentlicht wurde und im September auch in der Print-Ausgabe des Magazins erscheinen wird, sind durchwegs positiv. Das Posting der Zeitschrift auf Facebook wurde tausende Mal gelikt und vielfach wohlwollend kommentiert.

Cindi Leive, Chefredakteurin der Glamour, sagte der New York Times zufolge in der TV-Show CBS This Morning über Obamas Text, dass der Essay über die "üblichen Standardformulierungen" hinausgehe. Genau darin liege seine Kraft.

Auch ein Twitter-Posting des Weißen Hauses, in dem der Artikel geteilt wurde, fand großen Anklang.

Zudem bedanken sich viele Twitter-Nutzer für Obamas Offenheit und sein Bekenntnis zum Feminismus.

Kommentare