Wie Psychologinnen
Im Büro oberhalb der Verkaufsräume hängen an den Wänden alte Werbungen aus Zeiten, als der Badeanzug noch Seebadkostüm hieß – und auch von Männern getragen wurde. „Es war damals noch aus Wolle gefertigt“, erinnert Erol-Ittner schmunzelnd. Deutlich angenehmer die Stoffe, die heute im Geschäft hängen. Michalek: „Sie sind leicht, dünn und geben dennoch Stabilität.“
Die Produktqualität alleine sichert in Zeiten des Online-Booms freilich nicht das Überleben. Zwar könne Unterwäsche bequem von daheim bestellt werden, jedoch weiß die Tochter: „Das Zentimeter-Maß sagt noch nichts über die Passform aus.“ Seit rund zwei Jahren gibt es auch bei Ittner einen Onlineshop, das Hauptgeschäft wird dennoch stationär gemacht. Das Geheimnis: Ihre Mitarbeiterinnen, eine davon seit 40 Jahren angestellt, seien ein wenig wie Psychologinnen. „Eine sehr persönliche Beratung wird auch für die junge Kundin immer wichtiger. Wir verkaufen eigentlich nicht primär die Ware, sondern die Dienstleistung“, erklärt Michalek, die früher in der Politik arbeitete, bevor sie ins Familienunternehmen einstieg. „Ohne Onlineshop geht es natürlich nicht mehr, aber ich sehe digitalen und stationären Handel nicht im Widerspruch. Es ist wichtig, eine Art zusätzliches Schaufenster zu haben.“
Für ihre Mutter ist der Webshop ungewohntes Terrain: „Als ich angefangen habe, gab es so etwas noch nicht. Aber es gab Telefonverkauf. Früher hat mir die Kundschaft einfach die Kreditkartennummer am Telefon gesagt und wir haben die Ware danach versendet. Teils sogar nach Amerika. Ein bissl wie online, nur dass man die Ware vorher nicht sehen konnte.“ Ein unerwartetes Comeback der Telefonbestellungen bescherte der erste Lockdown. „Ich war nur noch am Handy, weil so viele unbedingt etwas kaufen wollten.“
Die Pandemie habe die Wertschätzung für so manches Produkt erhöht. „Obenrum im Video-Meeting waren alle gestriegelt und geschniegelt, untenrum wurde auf Pyjamahose gesetzt. Die war zuletzt einer unserer Bestseller.“
Bestellung per Post
Wie stark die Bindung zur Kundschaft ist, zeigt eine Postkarte, die Katharina Erol-Ittner und Stefanie Michalek kürzlich erhielten: „Eine Dame hatte aus unserem Folder jene Artikel ausgeschnitten, die sie kaufen wollte. Und in welcher Größe sie diese wünschte“, erinnert sich Michalek. „Das war so entzückend und weit weg von Digitalität. Trotzdem war alles klar.“
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