Neue Perspektiven
Doch genau das wünscht sich die Deutsche. Neben dem von ihr initiierten World Gold Day, der auf Problematiken in der Goldbranche aufmerksam machen soll, hat Merkle auch die Earthbeat Foundation gegründet.
„Dieses Projekt ist dafür da, um die Brücke zwischen den Bereichen Recycling und Fair Trade zu schlagen“, erklärt Merkle. Das Argument vieler, die traditionell geschürftes Gold für die Herstellung ihres Schmucks einkaufen: Man würde ja den Menschen sonst die einzige Einkommensquelle wegnehmen. „Wenn wir sagen, wir kaufen dieses Gold einfach nicht mehr ein und verwenden nur noch recyceltes Material, ist das prinzipiell ein guter Gedanke“, sagt die Schmuckdesignerin. „Aber das ist zu westlich gedacht. Der von mir hergestellte Ring aus recyceltem Gold ändert noch nichts an der Situation im globalen Süden.“
Deshalb tritt die Earthbeat Foundation mit kleinen Communities, die vom Goldschürfen leben, in Kontakt und bietet ihre Hilfe für eine berufliche Neuorientierung an. „Kein Mensch arbeitet freiwillig im Goldbau. Wir versuchen mit konkreten Job-Alternativen zu helfen. In Uganda haben wir kürzlich einer Community mit dem Ausstieg geholfen und ihnen Ausbildungen zu Imkern ermöglicht.“ Die Mine wurde zugeschüttet und auf der Fläche ein Permakulturgarten gebaut.
Handys helfen
Einer Form des Schürfens kann Guya Merkle dennoch etwas abgewinnen. Mittels sogenanntem Urban Mining, also städtischem Schürfen, sollen Rohstoffe, die sich bereits im Kreislauf befinden, vermehrt zum Einsatz kommen. Was viele nicht wissen: Alte Handys und Laptops sind die idealen Ressourcen, um Gold zu recyceln, weil in Elektronik so viel davon verbaut ist (siehe Infos links).
„Aktuell ist nicht genügend recyceltes Gold im Umlauf, um die größten Schmuckmarken ausschließlich damit zu versorgen“, erklärt Guya Merkle. „Dabei hätten wir weltweit theoretisch schon ausreichend Gold geschürft, welches immer wieder in den Kreislauf zurückgelangen könnte.“ Das große Problem sei, dass, seitdem es in Elektronik verbaut werde, Gold verbraucht werde – weil es immer öfter im Müll landet.
Jeder könne laut der Designerin auf simple Art und Weise dazu beitragen, dass sich die Goldbranche zum Besseren ändert: „Wer sein Handy fachgerecht entsorgt, führt Gold in den Kreislauf zurück.“
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