Wie aus geerbtem Schmuck etwas Neues entsteht - das man gern trägt

Weggeben? Keinesfalls. Tragen? Trifft nicht den eigenen Modegeschmack. Österreichs Haushalte sind voll mit ungetragenem Schmuck, der geerbt und somit von hohem emotionalen Wert ist.
"Ich höre sehr oft von alten Stücken, die unberührt in der Schatulle lagern", sagt Goldschmiedin Lena Grabher beim KURIER-Besuch in ihrem Atelier, das nur wenige Schritte vom Wiener Karmelitermarkt entfernt liegt. Dort bietet die Gründerin des Labels Lena Kris seit Kurzem einen Workshop für Schmuck-Interessierte an. Im Zuge von Ein- oder Zweitageskursen können Erbstücke unter Anleitung der Designerin in neuen Schmuck verwandelt werden. "Ich habe festgestellt, dass viele Menschen das Alte gerne jemandem zum Umarbeiten geben würden. Jetzt können sie es selbst tun."
Einblick ins Handwerk
Die Möglichkeiten sind vielfältig. So kann gemeinsam mit Grabher beispielsweise ein Silikonabdruck des Erbstücks angefertigt werden. Dieser dient als Basis, um aus Silber oder Gold eine modernere Replik anzufertigen.
Wer sich zwei Tage Zeit für den Workshop nimmt, kann den mitgebrachten Schmuck sogar einschmelzen – und daraus etwas Neues anfertigen. Omas Ohrringe sollen (mit Mamas Segen ...) endlich zu etwas Modernem umgearbeitet werden.

Omas alte Ohrringe werden eingeschmolzen
Nachdem sie eingeschmolzen und zu einem sogenannten Drahtrohling gegossen worden sind, lädt Grabher dazu ein, sich an einer großen Walze auszuprobieren. Stück für Stück wird der Rohling so lange immer dünner gepresst, bis ein Ringdraht entsteht.
Fingerfertigkeit ist beim nächsten Schritt gefragt. Mit einer Zange muss das Gold möglichst gleichmäßig zu einem Ring gebogen werden, der anschließend gelötet wird. Erst nachdem die Verbindungsstelle mit der Feile geglättet und poliert wurde, können mit etwaigem übrig gebliebenen Material noch individuelle Details angefertigt werden.

Der fertig gebogene Ring
Nach mehreren Stunden im Atelier ist der Ring aus dem Gold der Großmutter fertig geschmiedet. "Viele finden den Beruf eines Goldschmiedes faszinierend, können sich aber nicht so wirklich etwas darunter vorstellen", weiß Schmuckdesignerin Lena Grabher. "Ich möchte einen Einblick in diesen Beruf gewähren und zeigen, dass man mit teils sehr einfachen Techniken aus Altem etwas Neues erschaffen kann."
Das emotional wertvollste Stück aus Mamas Schmuckschatulle liegt im Gegensatz zu früher jetzt nur noch selten drin. Sie hat Oma jetzt Tag für Tag wieder ganz nah bei sich – auf ihrem linken Ringfinger.

Politur des fertigen Rings
Im Atelier von Lena Kris werden ein- oder zweitägige Workshops angeboten. Die Dauer des Kurses hängt von der Komplexität des neuen Schmuckstücks ab. Wer alte Stücke einschmelzen möchte, muss zwei Tage einplanen.
Kosten
Eintagesworkshop (ab 2 Std.): 70 Euro pro Stunde für eine Person, 120 Euro pro Stunde für zwei Personen.
Zweitagesworkshop (Gesamtdauer ca. 5 Std.): 60 bzw. 110 Euro pro Stunde
Mehr Infos: www.lenakris.com
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