Mission Rosetta: Philae ist gelandet

Ein Foto von der Oberfläche des Kometen.
Die Kometenlandung im KURIER-Live-Blog.

Jubel und Applaus im Satelliten-Kontrollzentrum in Darmstadt! Es war ein halsbrecherisches Manöver, das die Europäische Raumfahrtagentur ESA heute Abend durchzog: Erstmals in der Geschichte der Raumfahrt ist die Landung eines Mini-Labors auf einem Kometen gelungen. Mehr als eine halbe Milliarde Kilometer von der Erde entfernt setzte das kühlschrankgroße Landegerät „Philae“ am Mittwochnachmittag auf dem Himmelskörper „67P/Tschurjumow-Gerassimenko“ auf.

„Rosetta“ und das Landegerät sollen den Kometen analysieren, um möglichst viel über ihn und den Beginn des Sonnensystems vor rund 4,6 Milliarden Jahren zu erfahren. Auch Hinweise auf die Entstehung des Lebens erhoffen sich die Forscher, etwa durch den Nachweis von organischen Molekülen wie Aminosäuren. Bis zum Tag der Landung legte „Rosetta“ rund 6,5 Milliarden Kilometer im All zurück.

Der KURIER informiert Sie im Live-Blog über den aktuellen Stand der Mission.

Mehr zum Thema lesen Sie hier.

LIVE

Mission Rosetta: Philae ist gelandet

"Unsere ehrgeizige Rosetta-Mission hat sich einen Platz in den Geschichtsbüchern gesichert", sagte Esa-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain. "Mit Rosetta öffnen wir die Tür zum Ursprung des Planeten Erde und fördern ein besseres Verständnis unserer Zukunft."

"Erleichtert", zeigte sich Wolfgang Baumjohann, Direktor des Instituts für Weltraumforschung IWF der Akademie der Wissenschaften (ÖAW), vor allem auch nach den in der Nacht bekannt gewordenen Problemen mit der Düse der Landeeinheit. Den sonst zurückhaltenden Wissenschafter hielt es zum entscheidenden Zeitpunkt nicht mehr auf dem Sessel, "ich bin aufgesprungen, obwohl das nicht meine Art ist". Und weiter: "Ich bin glücklich, dass das Ding unten ist."Als sehr positives Zeichen wertet er die Aussage von Ulamec, dass sich die Seile der Harpunen wieder aufgewickelt hätten - das deute darauf hin, dass der Lander tatsächlich auf der Oberfläche sitze.

Auch in Österreich verfolgten viele Menschen die spektakuläre Mission. Die ersten Reaktionen:

"Das werden noch unsere Kinder in den Geschichtsbüchern finden", zeigte sich der Leiter der österreichischen Agentur für Luft-und Raumfahrt, Harald Posch, Vorsitzender des Rates der europäischen Weltraumorganisation ESA.

"Fabulös" und "sensationell", lautete der erste Kommentar von Pascale Ehrenfreund, der Astrobiologin und Präsidentin des Wissenschaftsfonds FWF, die an zwei Instrumenten von Rosetta beteiligt ist. Dass nach so langer Zeit - Rosetta war über zehn Jahre unterwegs - alles geklappt hat, zeige das, "dass das Team unglaublich gut gearbeitet hat. Das ist einer der ganz großen Cornerstones der ESA", sagte Ehrenfreund. Es sei "ein wunderschöner Moment. Europa ist gelandet, und Österreich ist mit dabei".

"Das ist ein großer Erfolg für die Raumfahrt", sagt Esa-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain

Die ersten Details sind da: Wissenschaftler geben eben bekannt, dass Philae eine sanfte Landung hatte und alles wie nach Plan verlaufen ist!

Philae hat natürlich bereits einen eigenen Twitter-Account

Die Mission ist geglückt, das ESA-Team erleichtert und glücklich!

Die ersten Bilder sind da!

Livestream: Für alle zum Mitschauen! Wird das Landemanöver glücken? Ab 17 Uhr sollten wir mehr erfahren

Bald ist es soweit! Wenn alles gut geht kommt um 17 Uhr das erste Signal. Auch William Shatner alias Captain Kirk drückt die Daumen!

Ein Foto, das Rosetta vom Lander geschossen hat - 500 Millionen Kilometer von der Erde entfernt!

"Die erste Postkarte seit der Trennung - sie zeigt mich!", twittert die ESA das erste Bild, das von der soeben abgekoppelten Landeeinheit Philae an die Erde gesendet wird.

Seit kurz nach 12.00 Uhr sendet die Landeeinheit Philae über die Raumsonde "Rosetta" planmäßig Signale zur Erde. Philaes freier Fall ist mehr ein sanftes Hinabgleiten, denn die Gravitation des etwa vier Kilometer langen Kometen ist sehr schwach. Nachdem Philae planmäßig gegen 9.30 Uhr von der Muttersonde Rosetta abgekoppelt wurde, schwebt sie mit einer Geschwindigkeit von etwa 18 Zentimetern pro Sekunde zur Kometenoberfläche hinab. Um 17.00 Uhr (MEZ) wird er voraussichtlich aufsetzen.


Gerät der Lander auf die falsche Bahn, können die Forscher nichts machen: Aktiv steuern lässt sich das etwa kühlschrankgroße Mini-Labor nicht. Funksignale von Rosetta brauchen 28 Minuten, um bis zur Erde zu gelangen. Philae hat die Landung einprogrammiert bekommen.

Heute gegen 17 Uhr landet Sonde Philae auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko. Letztes Update: Philaes Landegestell ist ausgefahren

Auch auf Twitter wird heftig über Rosetta diskutiert. Strichmännchen-Künstler Randall Munroe darf da natürlich nicht fehlen.

Der Darmstädter Esa-Direktor für bemannte Raumfahrt und Missionsbetrieb, Thomas Reiter, schätzte den Erfolg der Landung auf etwa 50 Prozent. „Wir sagen Fifty-fifty-Chance“, meinte der Ex-Astronaut im ZDF-„Morgenmagazin“.
In der Nacht hatte es beim Klarmachen zum Landemanöver heikle Momente gegeben. Noch ist nicht sicher, ob auf „Philae“ ein System funktioniert, das den Lander aufgrund der äußerst geringen Schwerkraft auf „Tschuri“ drücken soll. Es gibt aber zwei Harpunen, die beim Aufsetzen abgefeuert werden, damit sich das Mini-Labor im besten Fall festkrallen kann.

Die Muttersonde Rosetta 22 km über dem Kometen dient während der Lander-Operation als Relaisstation zur Erde, die auch die ersten Panorama-Bilder des Kometen heute abend übermitteln wird. Die Landung selber ist ein heikles Unterfangen. Die Kometenoberfläche ist sehr zerklüftet. Die nach einiger Überlegung ausgewählte Landezone (zunächst "J" genannt, später nach einer Nil-Insel "Agilkia" getauft) weist einige Vorteile auf, die die anderen Kandidaten nicht hatten. Sie ist sonnig, was wichtig ist, weil der Landeroboter nach den ersten 60 Stunden auf Solarbetrieb umstellt.

Ein paar Fakten

20 Jahre Mission "Rosetta": Von der Planung bis zur Landung

Kometenhafter Abstieg
Die abgetrennte Sonde wird nach 7 Stunden auf die Kometenoberfläche auftreffen. Damit der waschmaschinengroße, mit wissenschaftlichen Geräten gefüllte Landeroboter nicht wieder in den Weltraum zurückfedert, wird er bei Bodenberührung mit 3 Eisschrauben fixiert. Der Lander Philae hat weder eigenen Antrieb noch Bremsen, sie ist eine Ummantelung für wissenschaftliche Instrumente, Spektrometer, Mikroskope, Kameras und ein kleiner Ofen sind in der Hülle untergebracht. Ein Bohrer dient sowohl der Fixierung am Boden. In den Bohrer, der 20 cm tief in den Untergrund eindringen kann, sind zugleich Mess- und Analysegeräte eingebaut. Der Ausfalls einer Landevorrichtung, einer Anpressdüse, hat den Technikern im Kontrollzentrum in Darmstadt Kopfzerbrechen bereitet. Landungs-Leiter Stephan Ulamec gab aber schließlich doch das "Go" für den Landevorgang: "Wir werden einiges Glück brauchen, damit wir nicht auf einem Felsen oder einem Steilhang aufsetzen." Die geplante Landung wird von der ESA als Meilenstein betrachtet. Manche Experten vergleichen das Manöver mit der Mondlandung 1969.

Geht alles nach Plan, dh. die Landesonde steht gerade und alle Instrumente funktionieren einwandfrei, beginnen bald nach dem Aufsetzen die physikalischen und chemischen Messungen.

Worum geht es hier eigentlich?

Die ESA hat die Hintergründe zur Kometenlandung in einem nett animierten Video für Einsteiger zusammengefasst.

Mit der Geschwindigkeit eines Spaziergängers - mit 1,2 m pro Sekunde - senkt sich die rund 98 Kilo schwere Landesonde Philae auf den Kometen "67P/Tschurjumow-Gerasimenko" ab. Die Abtrennung erfolgte kurz nach 10 Uhr, "Rosetta und Philae waren zehn Jahre zusammen, nun war es an der Zeit für die Trennung“, meinte der Projektleiter der Landeeinheit beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, der Österreicher Stephan Ulamec, und räumte ein "relieved" (erleichtert) zu sein. Anhand der Telemetriedaten sei klar, dass die Landeeinheit definitiv alleine unterwegs ist.

Kommentare