Kontrovers: Beauty-OP-Apps für Kinder

Kontrovers: Beauty-OP-Apps für Kinder
Gegen die Handy-Applikation "Beauty Clinic Plastic Surgery" wurde eine Petition eingereicht.

Tess ist gerade dabei, sich für ihren Abschlussball fertig zu machen. Sie hat halblanges, brünettes Haar, pink geschminkte Lippen und Kulleraugen. Plötzlich schreit Tess vor Schmerz auf und vergießt Tränen, weil ihr mit einer Spritze Fett aus dem Kiefer gesaugt wird. Die Einstichstelle wird mit einer blauen Flüssigkeit aus einer kleine Ampulle behandelt.

Kritik an Beauty-OP-Apps

Tess ist eine Figur aus der Android-App "Beauty Clinic Plastic Surgery" des Herstellers Bravo Kids Media. Zusammen mit anderen Smartphone-Spielen steht die App im Mittelpunkt mehrerer Petitionen. Ziel der Unterschriftensammlungen ist, Apple, Google und Amazon dazu zu bewegen, derartige Apps abzuschaffen oder sie zumindest weniger attraktiv für Kinder und Jugendliche zu machen.

"Indem Apps über kosmetische Schönheitsoperationen für Kinder via Apple, Google und Amazon zum Download verfügbar gemacht werden, wird Unternehmen erlaubt, von den Unsicherheiten von Kindern zu profitieren", heißt es in einer Petition der Organisation Endangered Bodies, die sich für einen positiven Blick auf Körper und Körperlichkeit einsetzt. Bisher haben über 120.000 Menschen die Aktion unterstützt. Neben der Unterschriftensammlung gegen "Beauty Clinic Plastic Surgery" hat das Kollektiv auch sieben weitere Petitionen gestartet, die sich gegen ähnliche Apps richten.

Anfang April berichtete die Online-Plattform The Verge erstmals über Apps, die plastische Chirurgie "in ein Spiel verwandeln", wie Autorin Lizzie Plaugic in ihrem Artikel schreibt. Wie die Washington Post berichtet, teilte Tom Neumayr, ein Sprecher von Apple, mit, dass man derartige Spiele nicht toleriere. "Wir haben Richtlinien gegen diese Apps und bieten sie nicht am App Store an." Recherchen der Washington Post ergaben, dass entsprechende Apps in der Tat nicht mehr auffindbar sind.

Problematische Botschaft

Problematisch seien Spiel-Applikationen, die Schönheits-OPs propagieren, in vielerlei Hinsicht, wie Sharon Haywood von Endangered Bodies im Interview mit der US-Zeitung erklärt. Sie würden einerseits die Annahme unterstützen, dass der menschliche Körper etwas sei, dass man "reparieren" müsse. Noch schlimmer sei die Tatsache, dass Eingriffe verharmlost würden: "Veränderung von Make-up und Haaren werden mit gravierenden Eingriffen gleichgesetzt", so Haywood. Schlussendlich sei auch das Schönheitsideal, das den Apps zugrunde liegt, einseitig und schwierig. So würden viele Applikationen weiße, europäische Gesichtszüge zum Vorbild nehmen. In einigen Apps können die Augen der weiblichen Figuren beispielsweise durch Lid-Operationen verändert werden – Eingriffe, die in Asien tatsächlich boomen.

Obwohl viele der angesprochenen Apps gemessen an den Downloadzahlen nicht extrem populär sind, würden sie dennoch Schaden anrichten, sagt Haywood. Im Jahr 2017 stellten britische Forscher beispielsweise fest, dass Mädchen, die über zehn Minuten mit Makeover-Spielen verbringen, sich unwohler in ihrem Körper fühlen.

Ziel der Petitionen sei nicht, jegliche OP-Apps zu verbieten. Apps, die das spielerische Verstehen von Operationen zu medizinischen Zwecke erlauben, seien anders zu bewerten als jene, die problematische Vorstellungen von Schönheit vermitteln – insbesondre dann, wenn sie sich an Kinder richten.

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