Kindergärtner und Lehrer gemeinsam ausbilden

Kindergärtner und Lehrer gemeinsam ausbilden
Der Kindergarten gehört wie die Volkssschule zum Bildungsbereich.

Für eine gemeinsame Ausbildung von Kindergartenpädagogen und Volksschullehrern haben sich Psychologen und Erziehungswissenschafter im Rahmen eines Workshops der Österreichischen Forschungsgemeinschaft (ÖFG) zum Thema "Übergänge im Bildungssystem" ausgesprochen. "Der Kindergarten gehört wie die Grundschule zum Bildungsbereich, da müssen (die Pädagogen, Anm.) alle an der Pädagogischen Hochschule (PH) ausgebildet werden", so die Leiterin der Berufspraktischen Studien an der PH St. Gallen (Schweiz), Susanne Bosshart, bei einer Pressekonferenz am Montag in Wien.

In der Schweiz gibt es seit 2003 auf kantonaler Ebene eine gemeinsame Ausbildung von Kindergartenpädagogen und Grundschullehrern an PH. In Österreich sieht der entsprechende Gesetzesentwurf, der demnächst den Ministerrat passieren soll, zwar ebenfalls vom System her eine Einbeziehung der Kindergartenpädagogen in die Lehrerausbildung vor - de facto bleibt die Ausbildung in nächster Zeit aber weiter an den berufsbildenden höheren Schulen (BHS) angesiedelt.

Schweizer Modell

"Wir merken schon, dass die Leute im Praxisfeld gefragt sind", so Bosshart über die neue gemeinsame Ausbildung in der Schweiz. "Diese Leute gehen mit dem Übergang vom Kindergarten in die Volksschule ganz anders um." Mittlerweile gebe es auch dieselben Anstellungsbedingungen für diese Pädagogen, egal ob sie im Kindergarten- oder Grundschulbereich beschäftigt werden. Auch Barbara Schober, Professorin am Institut für Angewandte Psychologie: Arbeit, Bildung, Wirtschaft der Uni Wien, plädierte für die gleiche Ausbildung der Pädagogen beider Bereiche.

Problem: Der Kindergarten werde in Österreich nach wie vor zum Sozial- oder Betreuungsbereich gezählt, so Instituts-Vorständin Christiane Spiel. Indirekte Folge sei auch die Abnahme der Lernfreude im Lauf der Schulzeit, meinte Tina Hascher, Professorin an der School of Education der Uni Salzburg: "So lange die Trennung besteht, dass in der Schule nicht gespielt wird und im Kindergarten nicht gelernt, bleibt das problematisch."

Übergänge

Thema des Workshops sind die verschiedenen Übergänge im Bildungssystem - also etwa vom Kindergarten in die Volksschule, von der Volksschule in die AHS-Unterstufe/Hauptschule/Neue Mittelschule oder von der Sekundarstufe II in den Hochschulbereich. Als Hauptproblem in Österreich sieht der Erziehungswissenschafter Ferdinand Eder (Uni Salzburg), "dass die Übergänge - außer in die Volksschule - so konstruiert sind, dass es Gewinner und Verlierer gibt". Man könne etwa das Gymnasium oder eine spezielle Schwerpunktschule "gewinnen" oder aber "verlieren". Dazu sei es auch noch belastend, dass es Gewinner- oder Verliererlaufbahnen gebe, "obwohl sie in der bildungspolitischen Diskussion als gleichwertig dargestellt werden".

Gewinner und Verlierer

Ziel müsse es daher sein, sachliche Ansätze von diesem Gewinn- bzw. Verlustaspekt zu entflechten, betonte Eder. So sei etwa der Übergang von der Volksschule in die AHS-Unterstufe bzw. Hauptschule "überhaupt nicht nach sachlichen Aspekten konstruiert" - in Wien schafften es 50 bis 60 Prozent ins Gymnasium, in anderen Bundesländern nur 20 Prozent. Auch die Profilbildung der einzelnen Schulen werde so exekutiert, dass es erst wieder Gewinner oder Verlierer gebe. Hauptschulen mit Informatik- oder Sportschwerpunkt würden diese nützen, um anderen Schulen Schüler wegzunehmen: "So kommen wir wieder zu einer Selektion, die eine Restklassenbildung ermöglicht". Die Möglichkeit der Profilbildung bzw. schulautonomen Schwerpunktsetzung sei von der Absicht her ja gut gewesen, "aber hier kann man wirklich von einem Kollateralschaden sprechen, weil eine Auffächerung in hochwertige, mittelwertige und minderwertige Ausbildungen passiert".

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