Boomer klagen über fehlende Enkerl - Millennials zeigen wenig Verständnis
Ob man Kinder in die Welt setzt oder nicht, ist eine der persönlichsten Angelegenheiten überhaupt - dass Dritte dabei nichts mitzureden haben, steht eigentlich außer Frage. Doch immer mehr Eltern aus der Babyboomer-Generation scheinen ihren Kummer über fehlende Enkelkinder loswerden zu wollen.
"Die unausgesprochene Trauer, nie Großeltern zu werden" titelt es nun die New York Times und berichtet, dass ältere Menschen gar von Verlust sprechen, wenn die eigenen Kinder sich gegen Nachwuchs entscheiden.
Immer weniger wollen Kinder bekommen
Die sinkende Geburtenrate in den USA, die sich auch hierzulande abzeichnet, hat viele Ursachen. Zwar gab es in Österreich während der Pandemie eine kurze Babyboom-Phase, doch inzwischen nimmt die Zahl der Geburten wieder ab. Gründe dafür sind unter anderem steigende Lebenshaltungskosten, die Auswirkungen des Klimawandels oder schlicht der fehlende Wunsch, Kinder zu bekommen.
Dies zeigt sich auch in den Statistiken. Laut einer Umfrage des Pew Research Center aus dem Jahr 2021 gaben 44 Prozent der Befragten an, dass sie "wahrscheinlich keine Kinder bekommen" werden. Zudem hatte 2021 etwa 50 Prozent der erwachsenen Amerikaner über 50 Jahre mindestens ein Enkelkind – ein Rückgang gegenüber 2014, als es noch fast 60 Prozent waren.
Wie der Bericht der New York Times zeigt, hilft es dabei wenig, wenn Eltern der Millennials emotionalen Druck auf ihren erwachsenen Nachwuchs ausüben. Ältere Amerikaner würden jedoch "ein tiefes Gefühl der Sehnsucht und des Verlustes empfinden, wenn ihre Kinder sich gegen die Elternschaft entscheiden," schreibt die NYT.
Dieses Empfinden sei vorhanden, auch wenn ihnen intellektuell bewusst ist, dass ihre Kinder ihnen kein Familienerbe bzw. keine Enkelkinder "schulden".
Finanzielle Lage hat sich geändert
Dass die Babyboomer unter anderen Bedingungen eine Familie gründen konnten als Millennials oder die Generation Z heute, verdeutlicht die aktuelle wirtschaftliche Lage. In den USA sind die Kosten für Kinderbetreuung zu einer erheblichen finanziellen Belastung geworden, wie die HuffPost berichtet. Im Durchschnitt geben Eltern fast ein Viertel ihres Einkommens nur für Kinderbetreuung aus.
Hinzu kommt die angespannte Lage auf dem Immobilienmarkt: Der durchschnittliche Preis für ein Haus liegt in den USA derzeit bei rund 400.000 US-Dollar – etwa 40 Prozent mehr als das, was die Eltern der Millennials in den 1990er-Jahren für ein Haus zahlten, wie CNBC berichtet.
Dementsprechend wütend reagierten die User im Netz nun auf oben zitierten Artikel der Times: "Boomer, die in ihren abbezahlten 4-Zimmer-Häusern in den Vorstädten sitzen, während ihre Kinder in den Schulden und den in die Höhe geschossenen Lebenshaltungskosten ertrinken und zusehen, wie der Winter schnell verschwindet: 'Aber was ist mit dem, was WIR wollen?'", schrieb eine Userin auf X erbost.
"'Wie konnte das nur passieren?'", riefen wir von unserem Ferienhaus aus, während unsere Kinder sich kaum noch Lebensmittel leisten konnten“, kommentierte ein anderer User.
In den USA hat der zweite Wahlsieg von Donald Trump sogar dazu geführt, dass einige Menschen ihren Wunsch, Kinder zu haben, nun überdenken. "Ich sehe immer wieder Leute, die den Artikel über den unausgesprochenen Schmerz, niemals Großeltern zu werden und Artikeln über die künftige Auflösung des Bildungsministeriums posten, und nun ja... es gibt einige Hinweise!", schrieb etwa User @itsonlyzach auf X.
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