Ein halbes Jahrhundert Weltgeschichte wird in nicht ganz zwei Stunden lebendig. Verkörpert durch die Darsteller zweier historischer Persönlichkeiten und ihrer Parallelitäten bzw. Gegensätzlichkeiten. Ausschließlich anhand von (übersetzten) Original-Zitaten von Winston Churchill und Adolf Hitler. Letzterer „natürlich“ von Hubsi Kramar perfekt in seinem heute lächerlich wirkenden Sprachduktus und ebensolcher Gestik wiedergegeben, wie er dies seit vielen Jahren in etlichen Rollen getan hat. Hier nur viel ernster - bestimmt durch den Lauf der Geschichte, die in Windeseile den Weg vom ersten in den zweiten Weltkrieg nachzeichnet. Und nicht zuletzt die erschreckende Offenheit jener Vorhaben von denen danach so viele nicht gewusst haben wollen bloßlegt – von der Vernichtung jedweden jüdischen Lebens bis zur frühen offenen Kriegsabsicht.
Persönliches plus Historisches
Dem besessenen Wahnsinn des einen steht die weltmännische Weitsicht des anderen gegenüber. Und seine Hartnäckigkeit. Früh erkennt er die von vielen unterschätzte Gefahr eines drohenden Krieges, werde Hitler nicht Einhalt geboten. Doch spät erst wird der Warner an die Schalthebeln der britischen Macht geholt. C. C. Weinberger gibt überzeugend den bedächtigeren nichts desto trotz von seiner Mission eines Art Anti-Hitlers durchdrungenen Churchill. Vielleicht würde er – wie Kramar als Hitler – authentischer rüber kommen, könnte er seinen Passagen auf Englisch sprechen.
Redner
Apropos sprechen – beider erster Auftritt ist jeweils ein Loblied auf die Redekunst. Dramaturgisch setzt Ochs‘ mehrere persönliche Stationen unmittelbar nach-/nebeneinander wie Soldat im ersten Weltkrieg, Prügel – Churchill in der Schule, Hitler vom Vater -, Lieblingsgegenden (
Irland vs. Braunau), aber auch ihre ausgesprochene persönlich gegenseitige Abscheu. Meisterhaft verknüpft der US-amerikanische Journalist, der aus einer im 19. Jahrhundert aus Wien ausgewanderten Familie stammt, den Einfluss persönlicher Stationen und Eigenschaften auf das politische Geschehen und liefert so – dargeboten durch die beiden Protagonisten – eine spannende Doppelstunde Geschichte im Schnelldurchlauf, ohne dass die je lehrmeisterlich wird und wirkt, sondern stets künstlerisch bleibt.
Winnie & Adi
Ein Theater der Wirklichkeit In zwei Akten: Donnergrollen und Der Sturm bricht los von ADOLF HITLER und WINSTON CHURCHILL Textcollage: Ludwig Peter OCHS, Mitarbeit: Gudrun Waltenstorfer
Regie: Hubsi KRAMAR Es spielen: Hubsi KRAMAR (Hitler) C. C. WEINBERGER (Churchill)
Bis 20. September Di– Sa, 20 Uhr
Sonntags„matinée“ am 7. September, 14 Uhr
TAG (Theater An der Gumpendorferstraße) 1060, Gumpendorferstrasse 67 Karten: Telefon: 0676 657 78 19
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