Wenn Wölfe ein fremdes Kind aufnehmen

Szenenfoto aus "Dschungelbuch" von Theater Asou
„Das Dschungelbuch“ vom Theater ASOU derzeit auf Gastspiel im Wiener WuK (Werkstätten- und Kulturhaus).

Vor und zwischen einem mit gar nicht allzu vielen Strichen auf Holz oder Stoff gemalten dunkelbunten Urwaldspielt sich die märchenhafte Geschichte von der Aufnahme eines fremden Kindes, noch dazu Angehöriger des größten Feindes, ab. „Das Dschungelbuch“, teils frei nach dem Original von Rudyard Kipling spielt das Grazer Theater ASOU diesen Klassiker in knapp einer Stunde mit Hilfe von Schauspiel, Live-Musik, Masken und Puppen.

Ein „Buch“, das Musik macht

Genial der Beginn – und folgerichtig das Ende mit dem aus Indien stammenden Instrument Shruti-Box. Diese flache Harmonika-Art sieht im zusammengeklappten Zustand fast wie ein hölzernes Buch aus ;) Mogli-Darstellerin Ursula Litschauer entlockt ihm durch Auf- und Zuklappen für mitteleuropäische Ohren fremd klingende Töne und entführt schon so in eine andere Welt. Den Großteil der Live-Musik übernimmt in der Folge Fiona Thausing-Wang – von er Geige über eine Trommel bis zu unterschiedlichsten Rasseln.

Wenn Affen locken

Wenn Wölfe ein fremdes Kind aufnehmen
Szenenfoto aus "Dschungelbuch" von Theater Asou

Das Menschenkind wird im Dschungel von einer Wolfsfamilie aufgenommen und wächst gleichberechtigt mit den anderen drei Kindern in der Familie, aber auch im Rudel auf, nachdem sich u. a. sein Lehrer, der Bär Balu, bei der Ratsversammlung der Tiere für ihn ausgesprochen haben. Alles scheint paradiesisch zu (verl-)laufen. Bis die Affen auf den Plan treten. Voll verspielt erobern sie im Nu das Herz von Mogli. Sie, die unter anderem reimen „Hier sitzen wir im Gezweig und beraten/Viel schöne Pläne und große Taten. / Doch träumen wir nur von Dingen, / Die im Ernst wir doch nie vollbringen“, locken ihn – „Es ist Zeit - für Neues“, ihr König (oder Kanzler) zu werden...

Rollenwechsel

Ob Wolf, böser Tiger Shir Khan, der sich selbst zum Herrscher über das freie Volk der Wölfe & Co. machen und Mogli als Beute haben möchte oder Ober-Affe mit seinen großen gehäkelten Ohren - Michael Hofkirchner spielt sie überzeugend. Am Affen scheint er so viel Gefallen zu finden, dass man fast das Gefühl bekommt, aus dieser Rolle will er gar nimmer raus. Für Moglis Retterin, die Riesenschlange Kaa, braucht’s kein Kostüm, Ursula Litschauer schnallt sich zwei Kugel-Augen auf eine Hand und tanzt mit dieser und ihrem ganzen Körper, als würde jemand Schlangen beschwören. Das Eintauchen in diese vorwiegend tierische Welt, die den Fremden aufnimmt, wird durch die ständige Musikbegleitung/ -untermalung erleichtert und unterstrichen. Moglis Rückkehr, eigentlich ja bewusst ja Neuentdeckung des Menschenlandes erfolgt hier schlauerweise zwischen den Publikumsreihen.

Das Dschungelbuch Frei nach Rudyard Kipling Schauspiel mit Live-Musik, Masken und Puppen Theater ASOU Regie: Michael Hofkirchner, Ursula Litschauer Support: Ursula Molitschnig Schauspiel: Michael Hofkirchner, Ursula Litschauer Livemusik: Fiona Thausing-Wang

Puppen und Maske: Michael Hofkirchner, Margit Szombath Bühnenbild, Requisiten: Christina Weber, Michael Hofkirchner Kostüm: Barbara Häusl

Lichtdesign: Christina Weber Produktionsleitung: Michaela Zottler

Wann & wo? Bis 11. März 2018 WuK (Werkstätten- und Kulturhaus), 1090, Währinger Straße 59 Telefon: (01) 40121-0 eMail: kinderkultur@wuk.atwww.wuk.at

www.theaterasou.at/

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