Abenteuer Vertrauen schöpfen
Grooooooßaaaartiiiig! Bewegend, berührend. Vielleicht fällt einem nicht aufs erste die Beschreibung „mitreißend“ im herkömmlichen Sinn ein. Diese Inszenierung (von Direktor Thomas Birkmeir) des Jugendroman „Tschick“ ist aber sogar mehr. Trotz so mancher Stellen, die definitiv Lachen provozieren, nimmt diese Version das Publikum richtiggehend mit auf die große Reise durch die kleine und doch so unendlich große Welt zweier verletzter, vernachlässigter, an den Rand gedrängter Jugendlicher Rabauken bei der Flucht in wenige Tage Welt voller Abenteuer, erstmals erlebtes Vertrauen, Freundschaft, auch Überwinden von Vorurteilen.
Licht und Schatten
Kein Umbau, immer dieselbe Kulisse – eine schräge Fläche im Hintergrund und an der Decke – beide aus Quadraten mit neutral bemalten Leinwänden und hinterlegt mit LED. Deren verschiedene Farb- und Helligkeitstöne erzeugen die Stimmungen: Egal ob elterliches Wohlstandshaus des Maik Klingenberg, Autobahnen, Landstraßen, Feldwege, gar der Abhang über den Maik und Andrej Tschichatschow, genannt Tschick mit ihrem „ausgeborgten“ Lada stürzen oder der nüchtern, kahle Furcht einflößende Gerichtssaal, vor dem sich die beiden am Ende als Angeklagte wieder finden.
Bilderbuch, Karikaturen und leibhaftig
Und das ist nur das Setting, in dem die fünf Schauspieler_innen – mit Ausnahme der beiden Hauptdarsteller – in jeweils mehreren Rollen ausgezeichnet - entsprechend ganz unterschiedlich - agieren. In nur kurzen Nebennebenrollen wirkt die Familie, die Maik und Tschick zum Essen einlädt, bilderbuchmäßig (Pia Baresch, Felicitas Franz und Uwe Achilles). Der in der Pampa herumballernde Fricke scheint eine Karikatur auf Waffennarren, Schuss, Schuss, Schuss – aber vor dem „Kriegsgebiet Berlin“ Angst haben. Maiks Mutter und Vater tragen in ihrer Überspitzung sozusagen verdichtete, prototypische Züge reicher Eltern, die sich um ihre Kinder nicht wirklich kümmern.
Vielschichtig
Auch Meo Wulf transportiert von Anfang an mit, was in Maik steckt. Auch wenn er mehrmals sagt, der größte Feigling und Langweiler zu sein, vermittelt er die Bereitschaft, sich auf den Weg des ungewissen Abenteuers zu machen, weil das immer noch besser ist als sein klares, eindeutiges, aber faktisch nicht wirklich aushaltbares Leben mit Mutter und Vater, die „gerne unglücklich sind“, es offenbar zu lieben scheinen, sich anzubrüllen.
Schönste Wochen
Zeitlos
von Wolfgang Herrndorf
Bühnenfassung von Robert Koall
Ab 13 J.;
Maik Klingenberg: Meo Wulf
Tschick Luka Dimić
Isa / Tatjana /
Florentine /
Krankenschwester Felicitas Franz
Maiks Vater /
Wagenbach /
Friedemann / Fricke /
Stimme am Telefon Uwe Achilles
Maiks Mutter /
Friedemanns Mutter /
Sprachtherapeutin /
Richterin Pia Baresch
Regie Thomas Birkmeir
Bühne Goda Palekaite
Kostüme Susanne Özpınar
Licht Lukas Kaltenbäck / Johann Cizek
Videogestaltung Julian Wieser
Dramaturgie Wolfgang Türks
Assistenz,
Teilinspizienz Felix Metzner
Teilinspizienz Florian Pilz
Regiehospitanz Anna Klein
Aufführungsrechte Rowohlt Theater Verlag, Reinbek bei Hamburg
Wann & wo?
Bis 2. April
Theater im Zentrum, 1010 Wien, Liliengasse 3
Telefon: (01) 521 10-0
www.tdj.at
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