Pop-Up-Theater: Die Arbeitslose aus der Modeboutique

Szenenfoto aus "Der Winter tut den Fischen gut" von Theater IG Fokus
„Der Winter tut den Fischen gut“: Vorübergehend ist ein altes Geschäftslokal in Wien-Penzing zum Theater geworden.

Ein bisschen wirkt dieser neue Theaterraum wie aus der Zeit gefallen. Und doch wieder modern – Vintage ist seit einigen Jahren ja ziemlich in. Vor allem in der Mode. Kleidungsstücke aus beispielsweise den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Oder solche, die auf alt getrimmt sind. Hier ist der ganze Raum neu auf alt hergerichtet – von den Möbeln bis zu den Wänden. Und ein bisschen auch in der Kleidung der handelnden Figuren, die schon beim Einlass in den Theaterraum, ein ehemaliges Verkaufslokal für Parkettböden in Wien-Penzing, präsent sind. Auf Sesseln und Bänken aus dieser Zeit wird das Publikum praktisch rund um sitzen und in der Mitte spielen Petra Strasser, Elisabeth Veit und John F. Kutil die Geschichte „Der Winter tut den Fischen gut“ nach dem gleichnamigen Roman von Anna Weidenholzer, inszeniert von Margit Mezgolich. Die zwei Dutzend Zuschauer_innen sitzen so nahe am Gesehen, dass es manchmal vielleicht ein wenig unangenehm wird – wie Voyeure im Wohnzimmer.

Der Titel tut wenig zur Sache

Pop-Up-Theater: Die Arbeitslose aus der Modeboutique
Szenenfoto aus "Der Winter tut den Fischen gut" von Theater IG Fokus

Rätseln Sie nicht, was es mit dem Winter und den Fischen auf sich hat – letztere kommen einmal kurz in dem Stück, im Roman ein weiteres Mal vor. Die Geschichte ist eine ganz andere, speziell aber die Erzählweise. Maria Beerenberger (Petra Strasser) erzählt ihr Leben als Verkäuferin in einer Modeboutique – von hinten aufgerollt: Nach der Kündigung nach zwei Jahrzehnten im kleinen Familienbetrieb. Wir erleben eine eingeschüchterte Frau, der bisweilen demütigende Behandlung am AMS widerfährt, deren Ängste zunehmen, weil sie erlebt, dass Firmen, eine Frau in ihrem Alter meist nicht beschäftigen wollen – Erfahrung, Zuverlässigkeit usw. hin oder her. Deren Selbstwertgefühl dadurch sinkt und sinkt, die auch kaum mehr unter Menschen gehen mag, weil sie Angst davor hat, zu sagen, dass sie arbeitslos ist und selbst frühere Freundinnen ihr die Schuld daran zuschieben.

Pop-Up-Theater: Die Arbeitslose aus der Modeboutique
Szenenfoto aus "Der Winter tut den Fischen gut" von Theater IG Fokus

Gekündigt übrigens vom Junior-Chef, den sie schon kannte, als der noch ein kleines Kind war. Dreht sich auch ein Großteil um dieses Berufsleben vom Rauswurf nach vor arbeitend bis zur Bewerbung – die junge Maria wird von Elisabeth Veit gespielt -, wird natürlich auch ihr Privatleben szenisch dargestellt. Das Publikum erlebt die erste Begegnung der ganz jungen Maria mit ihrem späteren Ehemann Walter /John F. Kutil) – der am Ende gar nicht mehr lebt. Und nicht zuletzt einen zum Zerkugeln grandiosen Auftritt dieses Herren als Möchtegern-Elvis-Imitators. Lachen kommt in diesem Theater auf engstem Raum trotz der tragischen Geschichte auch sonst nicht zu kurz.

Vintage- und Upcycling-Mode

Pop-Up-Theater: Die Arbeitslose aus der Modeboutique
Szenenfoto aus "Der Winter tut den Fischen gut" von Theater IG Fokus

Und weil schon Verkäuferin in einer Modeboutique und Retro-Look werden nach dem Stück zwei große Kleiderständer hinter dem Vorhang hervorgeschoben – Kleidungsstücke von Vintage- bzw. Upcycling-Modekünstler_innen können käuflich erworben werden.

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Szenenfoto aus "Der Winter tut den Fischen gut" von Theater IG Fokus

Der Winter tut den Fischen gut
nach dem gleichnamigen Roman von Anna Weidenholzer
Eine Produktion von Theater Fokus

Inszenierung und Romanbearbeitung: Margit Mezgolich

Es spielen:
Petra Strasser, Elisabeth Veit und John F. Kutil

Raumausstattung: Agnes Hamvas
Kostüme: Katharina Kappert
Produktionsleitung: Liesa-Marie Wondraschek

Pop-Up-Theater: Die Arbeitslose aus der Modeboutique
Szenenfoto aus "Der Winter tut den Fischen gut" von Theater IG Fokus

Wann & wo?
31. Jänner 2018
1., 2., 3., 7., 8., 9., 10., 14., 15., 16., 17., 21., 22., 23., 24. Februar 2018
2., 3., März 2018
Jeweils 19.30 Uhr

im Gassenlokal
1140 Wien; Hütteldorfer Straße 141/ Eingang Gründorfgasse

Reservierungen unter 0664/ 977 97 95 oder
ig-fokus@gmx.at
Tageskassa an Vorstellungstagen ab 18 Uhr
Vorsicht, begrenzte Platzanzahl, Reservierung unbedingt empfohlen

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