I wü nua wieda ham…

I wü nua wieda ham…
"Odysseus am Sand" im DschungelWien: Frau und Kind sind ihm lieber als Krieg und Held-sein-müssen.

Ein großes bläulich-weißes, faltig geworfenes Tuch – Meer eh kloar. Ein Hügel. Auf dem sitzt der Musiker (Johannes Specht) wie in einem kleinen Tonstudio. E-Gitarre, Computer, Sound-Effekt-Geräte. Ein Mann taucht aus dem "Meer" auf, wird an den Strand gespült. Eh schon wissen, der Abenteurer, Held, Listige, Irrfahrer… Rückblickend erzählt Reinhold Moritz die sehr verdichtete Geschichte von Odysseus samt dem trojanischen Krieg in einigen wichtigen Stationen. Kern dieser von Holger Schober verfassten Version ist jedoch, dass er schon gleich zu Beginn gar nicht in den Krieg ziehen. Viel lieber möchte er auf der Heimatinsel Ithaka Felder bestellen, um mit dem erst einjährigen Sohn Telemach(os) und mit der wunderbarsten (Ehe-)frau Penelope die Zeit zu verbringen. Doch selbst ein Trick, sich zu verstellen hilft nix, König Menelaos zwingt ihn mit. Schnellstmöglich, so verspricht er, werde er zurück sein.

Vom Spielzeug zur genialen List

I wü nua wieda ham…

Nicht nur die zehn Jahre währende Belagerung Trojas, Morden, Brandschatzen usw. gehen ihm auf den Geist, auch das ewige Zusammensein mit Männern und ihren eingeschränkten Themen nimmt der spielende Erzähler, der von einer Sekunde auf die andere in die unterschiedlichsten Rollen schlüpft, gekonnt aufs Korn. Meist reicht ihm eine deutlich andere Färbung der Sprache und Spiel mit der Stimme, um Aphrodite oder Pallas Athene, also Göttin der Schönheit bzw. jene der Weisheit zu geben, oder Achill, Odysseus oder einer der anderen Krieger.
Immer wieder lässt er Bilder auftauchen, was wäre, wenn er jetzt endlich seine Familie um sich haben könnte. Was wohl jetzt der heranwachsende Sohn macht? Womit würde er spielen? Bei dieser Vorstellung lässt er seinem Helden übrigens die List mit dem trojanischen Pferd einfallen, weil dieser Odysseus phantasiert, dass der Elfjährige mit einem kleinen hölzernen Pferd spielt…
Und dann nach dem Trick mit dem trojanischen Pferd kommen noch die nochmals ein Jahrzehnt dauernden Abenteuer, Zyklop Polyphem, Kirke… exemplarisch werden einige der Abenteuer rausgegriffen. Stets widerwillig schildert er die Heldentaten.
Und als er schließlich am heimatlichen Strand landet, dauert’s bis Odysseus überhaupt behirnt, wo er da "am Sand" ist…
Hin und wieder wird auch die eine oder andere aktuelle Anspielung eingebaut wie der "Rettungs"Schirm als Waffe, fällt der Name Papandreou. Der Bogen und das Wechselspiel mit der Livemusik spannt sich von ohrenbetäubendem Sturm und Wellenpeitschen bis zu Uralt-Hits wie "La Paloma" oder "Junge komm bald wieder". Oder den Disput, ob das Abenteuer auf der Insel der Zauberin Kirke überhaupt erzählt werden solle.

Infos

Odysseus am Sand
Besetzung:
Fassung und Regie: Holger Schober nach dem Epos von Homer
Darsteller: Reinhold G. Moritz
Komposition, Livemusik: Johannes Specht
Bühne: Michael Alexander Pöllmann
Ausstattung: Agens Burghardt

30.November, 1./2. Dezember 2013

Dschungel Wien
1070, MuseumsQuartier
Telefon: (01) 522 07 20 20.

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