Flashmob für Kinderrechte

Flashmob für Kinderrechte
Serie von Aktionen für Kinderrechte rund um den Geburtstag der Kinderrechtskonvention. Flashmob vor der Wiener Hauptbücherei, szenische Performance im Dschungel Wien

Mehrmals macht Lukas mit einer Fanfare aus seiner Trompete auf dem Wiener Urban-Loritz-Platz vor der Hauptbücherei auf die Aktion aufmerksam. Rundum stehen Kinder und Jugendliche mit bunten Ballons. Daran haben sie Postkarten befestigt.

Freund_innen treffen, essen/trinken/wohnen, Gewaltfreiheit

Flashmob für Kinderrechte
Auf jeder von ihnen steht eines der Kinderrechte: Essen, trinken und ein Zuhause hat Luisa gewählt. Tina ist das Recht, Freundinnen und Freunde zu treffen, am wichtigsten. Kim und Clara suchten sich aus, dass jedes Kind auf der ganzen Welt das Recht hat, in die Schule gehen zu dürfen. Nadine und Eva ist es ein Anliegen, dass Kinder nicht geschlagen werden (dürfen). Die eben genannten Kinder waren extra aus Grünbach am Schneeberg nach Wien angereist, um an dem „Flashmob“ für Kinderrechte teilnehmen zu können. „Wir haben in den Gruppenstunden über Kinderrechte gesprochen“, „verraten“ sie dem Kinder-KURIER, weshalb sie wissen, was vielen Menschen noch immer unbekannt ist: Dass es Kinderrechte gibt und das schon eine ganze Weile.

Kinder haben Rechte – international vereinbart seit rund 24 Jahren. Am 20. November 1989 beschloss die Generalversammlung der Vereinten Nationen die Kinderrechtskonvention. Bald darauf wurde sie von – fast – allen Staaten der Welt unterzeichnet (wer fehlt sind Somalia und die USA).

Bunte Karten

Flashmob für Kinderrechte
Hannah, Daniel und Alusine aus der Pfarre Oberbaumgarten haben ihre Karten, die sie an den Ballonschnüren befestigt haben, sogar vorher noch bunt bemalt. Letzter klebte die Karte mit dem Recht darauf, über den eigenen Körper bestimmen zu dürfen an die Schnur. Hannah will, dass kein Kind geschlagen wird und Daniel, dass jede und jeder Freundinnen und Freunde treffen darf.

Zeichnungen und Sprüche

Flashmob für Kinderrechte
Ans Ende der Schnur haben die rund 50 Kinder kleine Steine gebunden. Die legen sie auf dem Platz vor dem Büchertempel auf den Boden. Die Ballons mit den Botschaften stehen nun wie junge Bäume da, die sich im Wind wiegen und biegen. Die Kids mehrerer Gruppen der Katholischen Jungschar gehen in die Knie, schnappen sich bunte Straßenmalkreiden und zeichnen Bilder, die zu ihren ausgewählten Rechten passen – Häuser, Essen und Getränke, Kinder, die einander die Hand geben… - und Sprüche wie „Kinder haben auch Rechte!“

Spielplätze statt Autos

Es war in diesem Jahr die erste einer Reihe von Aktionen. So laden die Kinderfreunde am Vormittag des 19. November zu einer Straßenaktion am Schwedenplatz. Unter dem Motto „Kinder verändern die Welt“ werden rund fünf Dutzend Kids den Platz umgestalten - nach ihren eigenen Vorstellungen über einen idealen Spielbereich mitten in der Stadt. Ähnlich könnt’s am Abend desselben Tages bei der Aktion der Roten Falken in der Begegnungszone der Mariahilfer Straße nahe der Neubaugasse zugehen.

Am Kinderrechtetag selbst stieg im Theaterhaus Dschungel Wien im MuseumsQuartier zwei Mal eine Performance. Bei dieser verpackten Marie Fürnsinn, Julius Haag, Martin Narendja, Talha Sariyerli, Florentina Suchy und Marton Vadja, Kinder die mit dem Dschungelbus an verschiedenen Ecken der Stadt, unter anderem dem Platz der Kinderrechte in der Brigittenau, unterwegs waren ein paar Fakten rund um Kinderrechte und deren Verletzung – auch in Österreich – sowie Wünsche in Szenen. In Form von klischeehaft dargestellten erwachsenen Männer-Typen spielten einige von ihnen die Karikatur auf einer Fernsehdiskussion.

Flashmob für Kinderrechte
Plötzlich stürmen andere Kinder in ihrer eigenen Rolle das Studio und verlangen, dass endlich auch einmal sie zu Wort kommen. Immerhin ist im Artikel 12 der Kinderrechtskonvention verankert, dass Kindern in allen sie betreffenden Dingen anzuhören sind!
Traurig die Reaktion des – fast ausschließlich erwachsenen – Publikums, das genau Mitsprache – und künstlerische Entfaltung abwählte. Die jungen Darsteller_innen hatten mehrere Rechte aufgezeigt und gefragt, welche sollten gestrichen werden – es sei nämlich zu wenig Geld da. Kein Widerspruch, dass Kindern alle Rechte zustehen.

Wunschbaum

Flashmob für Kinderrechte
Übrigens: Einer der Ort, die der Dschungelbus (unterstützt von Ani Antonova, Julia Perschon, Melika Ramić, Myriam Rossbach, Flo Staffelmayr) im Vorfeld angefahren hatte, war wie schon genannt der Platz der Kinderrechte, wo Meinungen eingesammelt worden waren. Mehreren Gruppen waren die Rechte gegen Gewalt an Kindern am wichtigsten. Dazu wurden dann auch kurzen Szenen gespielt. Spannend war, dass Kinder der Lernwerkstatt (einer Lerngemeinschaft unter dem Dach einer Regelschule) Kinderrechte viel geläufiger waren als angehenden Kindergartenpädagog_innen. Bei der Frage, wem ein Kind gehöre – dem Staat, den Eltern oder sich selbst – entschieden sich alle Kinds für sich selbst, gut die Hälfte der Kindergarten-Schüler_innen meinten, den Eltern!

Immer der dabei – bei den Bus-Stationen und den Performances im Proberaum des Dschungel Wien: Ein Baum, an dem jede und jeder ein Bändchen mit dem ihr/ihm wichtigsten Recht drauf binden konnte.

Das Netzwerk Kinderrechte - eine Plattform von mehr als drei Dutzend Kinder- und Jugendvereinen und -organisationen sowie die Bundesjugendvertretung haben kurz vor dem Geburtstag der Kinderrechtskonvention rund 30 Seiten an Wünschen, Forderungen und Forschlägen als "Impulse für das Regierungsprogramm" vorgestellt. Durch alle zieht sich eines durch: Endlich sollen Kinder und Jugendliche in allen Bereichen, die sie betreffen, zu Wort kommen. Derzeit werden Entscheidungen über Bildung, Zivildienst, Kürzung von Familienleistungen usw. immer ohne Rücksicht auf die jüngsten Bürgerinnen und Bürger getroffen. Es gebe aus der jüngsten ziet auch positive Beispiele, so die Sprecher_innen: Die Jugend- und die Gesundheitsstrategie.

Und: Kürzungen oder auch "nur" Nicht-Erhöhungen von Unterstützungen haben diese in einigen Bereichen seit 2001 um faktisch ein Viertel (25 Prozent) sinken lassen.

Melina Nicolussi und Flora Feigl, zwei Schülerinnen, die derzeit ihre berufspraktischne Tage im Kinder-KURIER verbringen, haben einen Beitrag über das Pressegespräch verfasst.

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