„Darauf konzentrieren, was wichtig ist!“

Bernadette Kalcher, Viktoria Ohler, Martha Kontschider, Sophia La Marca
OÖ-Landes-Auszeichnung für Jugendliche eines Gmunder Gymnasiums - Erwin Wenzel Preis für SchülerInnen des Pensis

Leben am Rande des Todes und Sterben in Würde – begleitet von Menschen statt in Einsamkeit – damit beschäftigten sich Jugendliche des Gymnasiums der Kreuzschwestern Gmunden. Nicht theoretisch, sondern ganz praktisch – durch Begegnungen mit Menschen in der Palliativstation des Landeskrankenhauses Vöcklabruck. Für das Projekt „Dem Leben Bedeutung geben“ erhielten Schülerinnen und Schüler der sechsten Klasse des Gymnasiums und Oberstufen-Realgymnasiums im ehemaligen Pensionat der Kreuzschwestern Gmunden Ort (geblieben ist der Name Pensi) Mitte November 2013 den nach einem früheren oberösterreichischen Landeshauptmann benannten Erwin Wenzl Preis für herausragende Leistungen in der Kategorie Schüler/innen.

Das Projekt

„Darauf konzentrieren, was wichtig ist!“
Veronika Führer, Theresia Leeb, Johanna Möslinger
Im Rahmen des Religionsunterrichts wurde dem Thema nachgegangen, welchen Beitrag ein christliches Menschenbild zu den Fragen unserer Zeit bieten kann. Dazu gehört auch die Frage: „Wie wollen wir sterben?“
Ein Lehrausgang zur Palliativstation des Landeskrankenhauses Vöcklabruck sollte den Schüler/innen verdeutlichen, wie die letzte Phase des menschlichen Lebens gestaltet werden kann. Dr. Christina Grebe führte die Jugendlichen durch die Station und erzählte von ihrer Arbeit. Während dieses Gesprächs entstand die Idee zu dem Projekt „Dem Leben Bedeutung geben“.

Zeit nehmen/geben

„Darauf konzentrieren, was wichtig ist!“
Susanna Maxwald, Eva Mitterndorfer bei Maria Pöttinger
Die Schüler/innen nahmen sich Zeit, um Patient/innen der Palliativstation zu besuchen. In Zweierteams und mit Unterstützung des Mobilen Hospizteams, ließen sie sich deren Lebensgeschichte erzählen und hörten aufmerksam zu. Die Gespräche selber dauerten zwischen 90 Minuten und fast drei Stunden. Die Schüler/innen waren überrascht, wie stark und lebensfroh die Patient/innen sind. „Ich nehme aus den Gesprächen mit, dass man sich nicht wegen Nebensächlichkeiten aufregen, sondern sich auf das konzentrieren soll, was wirklich wichtig ist“, war das Resümee eines Schülers nach dem Besuch.

Die Erfahrungen aus diesen Begegnungen wurden im Frühjahr beim 4. Österreichischen Palliativkongress in Gmunden einem größeren Kreis von Interessenten zugänglich gemacht. Die Idee der Schüler/innen war es, wichtige und berührende Gedanken der Patient/innen darzustellen und zu fotografieren. Dass dies gelungen ist, zeigten die Zuhörer/innen mit Standing Ovations.

„Darauf konzentrieren, was wichtig ist!“
„Mein Gespräch war faszinierend. Ich durfte eine 60 jährige Frau besuchen, die unglaublich freundlich, offen und vor allem stark ist. Denn ihr Mann, der über 40 Jahre lang an ihrer Seite war, litt an Lungenkrebs. Sein Zustand wurde von Tag zu Tag schlechter und trotz größter Unterstützung von seiner Frau, starb er an den Folgen der schweren Krankheit.“
Viktoria Ohler

Beidseitige Bereicherung

Am 14. Februar wurden Sebastian und ich von einer auf der Palliativstation arbeitenden Pflegerin von der Schule abgeholt. Während der Fahrt wurden wir über die Krankheitsgeschichte von Herrn Friedrich R. informiert, sowie darauf vorbereitet, was uns erwarten würde. Beim Patienten angekommen, herrschte zuerst eine eher bedrückte Stimmung. Glücklicherweise half uns die Pflegerin das Eis zu zerbrechen. So erfuhren wir über sein Leben, seine Arbeit und von Kontakten, die der Patient bereits mit der Palliativstation und Betreuer/innen gemacht hatte.
Des Weiteren kamen wir auf Themen wie Politik, rauchen, sein Haus und einen Schlaganfall, dem er den Rollstuhl zu verdanken hat.
Vor dem Gespräch bereitete uns die Frage, wie wir den Patienten am besten ansprechen sollten, großes Kopfzerbrechen. Nachher gingen wir um einiges an Lebenserfahrung bereichert zurück zum Auto und versuchten unsere Eindrücke zu verbalisieren.
Die Auseinandersetzung mit Menschen, deren letzter Lebensabschnitt abzulaufen beginnt war eine Bereicherung für unser beider Leben. So denken wir auch heute noch über Herrn R. und sein Leben nach.
Stefan Brandl

Unvergesslich

„Frau Haimbucher, die Patientin, die ich besuchen durfte, kämpfte 10 Jahre lang mit Brustkrebs. Auch wenn sie sehr geschwächt von der Krankheit war und sie wusste, dass es keine Heilung mehr geben wird, hat sie dennoch nie ihren Lebensmut aufgeben und immer gekämpft. Sie hatte in ihrem Leben so einiges durchmachen müssen, aber war dennoch immer stark gewesen.
Leider ist sie bereits wenige Wochen nach unserem Gespräch an den Folgen ihrer Krankheit gestorben und als ich dies erfuhr, wusste ich anfangs nicht so wirklich wie ich damit umgehen sollte. Es ist ein komisches Gefühl zu wissen, dass sie nicht mehr unter uns weilt und dass ich nie wieder die Chance haben werde sie zu besuchen, aber ich weiß, dass mir das Gespräch mit ihr unfassbar viel mitgegeben hat und dass es wohl unvergesslich bleiben wird. Die Erfahrung, die wir mit diesem Projekt machen durften, ist unbezahlbar und in manchen Momenten denke ich auch jetzt noch an die Worte von Frau Haimbucher.
Lena Spitzbarth

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