Paradies oder Hölle? Freiheit oder Kerker? Rundum, oder zumindest bis zum Horizont „unendliche Weiten“, Wellen, Meeresrauschen. Ein Leuchtturm. Und sein Wärter. Ganz allein. Nur mit seinen Gedanken, Fantasien, Träumen. Und natürlich dem Leuchtturm, dem Licht, den dazugehörigen Kabeln – und einem Fischernetz.
Die beiden letzteren sind Spielmittel des Clowns – vom Kabelsalat bis zum Versuch, Fische zu fangen bieten sie ihm die Gelegenheit zu Slapstick-Einlagen. Trotz vieler Lacher, die Michael Hofkirchner für sein Spiel „fängt“ - erntet wäre hier wohl nicht das angebrachte Wortbild – ist „Der Leuchtturmwärter“ von Theater Asou aus Graz ein über weite Strecken der eineinhalb Stunden eher ruhiges Clownstück – mit nachdenklichen Momenten – insbesondere gegen Ende.
Onedin, Moby Dick...
Ältere Semester werden an die TV-Serie Onedin erinnert, deren melodischen Hauptmotiv samt dazugehörigem Sturm ungefähr in der Mitte des Stücks von der Bühne weht. Ein kurzer Zeitvertreib mit der Lektüre eines dicken Buches ermöglicht dem einsamen Clown dann einige szenische Anknüpfungspunkte zu Herman Melvilles Moby Dick und Käpt'n Ahab. Sehnsucht drückt er unter anderem in alten Fotos schöner Frauen aus, die in ihm erotische Fantasien auslösen – und ein wenig Größenwahn ;)
Ich oder ich?
Neben dem vielseitigen Schauspiel brilliert der Clown auch durch – dem Ambiente angepasste – wenige Worte, dafür gekonnt produzierte Geräusche – Wassertropfen per Fingerschnipsen an seinem Blechhäferl, Möwen- und andere Tierstimmen per Mund...
Eine weitere Facette liefert Hofkirchner – unterstützt von einem kongenialen Team – mit seiner eigenen „Verdoppelung“ in Form einer Handpuppe, die oben am Leuchtturm werkt, am Ende aber ihm selbst als Art zweites ich begegnet. „Ist da jemand? Nein, ich bin's nur!“
Der Leuchtturmwärter Eine Geschichte mitten im Meer und mit einem Viertelliter Wasser
Eine Produktion von Theater ASOU und Circus Michelantonio
Spiel und Stück: Michael Hofkirchner Regie und Stück: Ursula Litschauer Bühnenbild: Christina Weber Lichtdesign: Eugen Schöberl Kostüm: Barbara Häusl Puppenbau: Michael Hofkirchner Sounddesign: Michael Merkusch
12. bis 14 Juni 2014, 19. 30 Uhr Theater Olè, 1030 Wien, Beatrixgasse 3a / Ecke Baumannstraße 0699/ 1881 1771
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