Jessamyn Stanley: Yoga kennt keine Kleidergröße
"Hallo, ich bin Jessamyn. Ich bin verliebt in Yoga" - mit diesen Worten beschreibt sich Jessamyn Stanley auf ihrer Homepage selbst. Scrollt man durch ihre Website wird eines schnell klar: In puncto Yoga macht ihr keiner so schnell was vor.
Die US-Amerikanerin unterrichtet Yoga. Doch das ist noch lange nicht alles. Neben Privat-Kursen, Workshops und Seminaren bietet die in North Carolina lebende Frau auch einen alternativen Blick auf Körperlichkeit an. Auf ihrer Website, Youtube und Social Media zeigt Stanley sich selbst und ihre Kurven in komplexen Posen - und stellt damit gängige Vorstellungen von durch Yoga geformten Körpern auf die Probe. Dabei wählt Stanley stets einen wohlwollenden, positiven Blick auf ihre Figur.
Auch ihr Selbstverständnis als Yoga-Lehrerin ist von diesem Zugang geprägt. So will sie mit ihren Kursen "einen selbstliebenden Zugang zu Yoga" lehren, der "die Körper ihrer Schüler feiert" und sie dazu ermutigt sich auf die Frage "Wie fühle ich mich?" einzulassen, anstatt dem Fragezeichen hinter dem Satz "Wie sehe ich aus?" nachzueifern.
Schillernd auf Social Media
Seit 2012 bespielt die junge Frau ihren Instagram-Account aktiv mit Bildern, die sie beim Yoga zeigen. Bereits nach kurzer Zeit realisierte sie, dass sie für viele Frauen eine echte Inspiration darstellte. "Ich bekam Reaktionen auf meine Bilder, in denen mir gesagt wurde: 'Wow, ich wusste nicht, dass dicke Leute Yoga machen können'", erzählte sie dem Guardian. Obwohl Stanley selbst ihren Körper nie als Hindernis gesehen hatte, erkannt sie, dass viele Menschen sich aufgrund ihrer fehlenden Mainstream-Maße nicht trauten Yoga auszuüben. "Als ich zum ersten Mal Fotos von mir machte dachte ich mir, dass mein Bauch sehr sichtbar und dick ist. Mit der Zeit habe ich jedoch erkannt, dass ich wirklich stark bin und diese Posen halten kann. Mein Bauch ist zwar da, aber ich bin trotzdem stark", so Stanley. Es gebe in unserer Gesellschaft eine große Trennung zwischen dem, was Menschen erreichen können und den Möglichkeiten, die ihnen gezeigt werden. Darin sehe sie eine große Problematik, die nicht nur auf Yoga beschränkt sei.
"Du bist so eine Inspiration"
Bis heute setzt sich die US-Amerikanerin aktiv für die Sichtbarkeit der vielfältigen Körperbilder im Yoga ein. Im Netz lässt sie Interessierte an ihrem Leben und ihren Erfahrungen teilhaben. Dabei bleibt sie immer realistisch und ehrlich, zensiert weder ihren Körper, noch ihre Gedanken.
Auf Instagram erntet sie dafür viel Lob und Anerkennung. "Du bist so eine Inspiration. Zeig jedem, dass man alles erreichen kann, was man sich vornimmt!", kommentierte beispielsweise ein User. Ein anderer schrieb: "Ich bin so froh, dass du dich so echt gibst. Wir sind alle wunderschöne Werke, die sich laufend entfalten."
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