Yoga: Behutsam mit den eigenen Grenzen

Yoga: Behutsam mit den eigenen Grenzen
Die Diskussion um die Vor- und Nachteile von Yoga hält an. Verantwortung auf Lehrer- und auf Schülerseite ist gefragt.

Die heilsamen Effekte von Yoga wurden in den vergangenen Jahren in den Himmel gelobt. Zahlreiche Studien zeigten den positiven Einfluss auf Menschen mit Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Auch bei Asthma, Depressionen oder während der Schwangerschaft soll Yoga helfen. In der Folge schossen Yoga-Studios und eigens entwickelte Stile wie Schwammerln aus dem Boden. Die fernöstliche Praktik wurde zum Allheilmittel für die westlichen Alltagsprobleme – ja, Yoga erlebte einen Boom.

Doch der Artikel „Wie Yoga deinen Körper ruinieren kann“ in der New York Times bringt die Welt der überzeugten Yogis nun schon seit Wochen ins Wanken – der KURIER berichtete. Verunsicherte Yoga-Jünger klopfen nun immer öfter bei Sportmedizinern an, um sicherzugehen, dass sie sich womöglich nicht mehr schaden als nutzen.

Jetzt nimmt die Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS) zu der Diskussion Stellung – der Grundtenor lautet: Die Vorteile von Yoga in seiner Standardform stellen die potenziellen Gefahren in den Hintergrund.

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Kritik gab es in den vergangenen Wochen vor allem für unerfahrene Yoga-Lehrer, die sich in Schnellkursen ausbilden haben lassen, um mit dem Boom mitzuhalten. Für den Orthopäden Manuel Sabeti-Aschraf vom Wiener AKH ist es eine Frage der Zeit, bis erste Anzeigen gegen Yoga-Lehrer aufgrund von Verletzungen erstattet werden.

Für einen Yogi ist es wichtig, die eigene Herangehensweise zu überdenken. Die Unfallchirurgin Stefanie Syre erklärt das so: „In unserer westlichen Welt neigen wir leider oft dazu, Yoga als Konkurrenzsport zu sehen.“ Für den schönsten Lotussitz gibt es jedoch keinen Preis – wer seine Grenzen überschätzt und überschreitet, tut sich nichts Gutes.

Sabeti-Aschraf erzählt von einer Patientin, die sich beim Versuch, den Lotussitz zu erzwingen, sogar den Meniskus eingerissen hat: „Würden Yoga-Schüler etwas mehr auf ihren Körper hören, würde so etwas nicht passieren. Der Körper gibt uns die Grenzen vor.“

Die Verantwortung liegt also auf Lehrer- und auf Schülerseite. Die GOTS kritisiert vor allem die uneinheitliche Ausbildung. Vizepräsident Karl-Heinz Kristen: „Jedes Fitnesscenter will mit dem Trend mithalten, aber Yoga geht sehr in die Tiefe – es geht auch um Atemtechnik, um die Verbindung von Körper und Geist. Das kann man nicht in einem Schnellkurs lernen.“ Ein guter Yoga-Lehrer bildet sich außerdem ständig fort, muss die Grenzen seiner Schüler erkennen und sie notfalls in ihrem Ehrgeiz bremsen.

Rosemarie Wagner-Fliesser vom Yogazentrum Ashtangavienna wäre es am liebsten, wenn man bei Yoga gar nicht mehr von Sport sprechen würde. Es gehe um eine Lebensphilosophie. „Unser emotionaler Zustand beeinflusst unseren Körper und umgekehrt.“ So rücken die positiven Effekte von Yoga auch wieder in den Vordergrund.

Info: Verschiedene Yoga-Stile

Hatha-Yoga Ideal für den Einsteiger, sehr körperorientiert, viele Atemübungen.

Ashtanga-Yoga Sehr kraftvolle, dynamische Form des Hatha-Yoga.

Bikram-Yoga Wird bei 38 Grad und bis zu 40 % Luftfeuchtigkeit praktiziert. Sehr sportlich, sehr fordernd.

Kundalini-Yoga Intensive Atemübungen – es geht um die Anregung der Energie am Ende der Wirbelsäule.

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