iPad mini im Test

iPad mini im Test
Es ist kleiner, leichter, günstiger - und laut Hersteller Apple trotzdem ein vollwertiges iPad. Mit seinem 7,9-Zoll-Display nimmt das iPad mini den Kampf gegen Geräte von Google, Samsung und Amazon auf, die schon länger auf kleine Displays setzen und damit mobiler sind als Zehn-Zöller.

Das Jahr 2012 ist das Jahr, in dem Apple begonnen hat, zu reagieren statt zu agieren. Zuerst verbesserte man das iPad, um es gegen die erstarkende Konkurrenz abzusichern. Dann pumpte man das iPhone auf 4 Zoll Display-Diagonale auf, um im Trend zu immer größeren Smartphones zu bleiben. Und schließlich lieferte man mit dem iPad mini ein Gerät ab, das in der selben Liga wie Googles Nexus-7-Tablet, Samsungs Galaxy Tab 7.7 oder Amazons Kindle Fire HD spielt.

Mit dem iPad mini will Apple einen Computer bieten, der mobiler ist als seine bisherigen Tablets und mehr Bildschirm bietet als ein Smartphone. Ob der Spagat gelungen ist, hat sich die futurezone im Test angesehen.

iPad mini im Test

Sehr leicht und gar nicht so klein

Der Erstkontakt zum iPad mini ist sehr positiv - es ist leichter als erwartet (mit 308 Gramm halb so schwer wie das große iPad) und gar nicht so klein wie gedacht. Klar, das Display mit 7,9 Zoll Bildschirm-Diagonale ist 1,8 Zoll kleiner als die großen iPad-Brüder, doch durch den vergleichsweise schmalen Rahmen wirkt der Bildschirm des iPad mini größer, als es eigentlich ist. Außerdem ist es einen Tick dünner und angenehm zu halten - auch dank der griffigen Aluminium-Rückseite, die nicht rutschig ist wie bei anderen mobilen Geräten.

Nur bei den Kanten hat Apple nicht die selbe Vorsicht walten lassen, wie bei den bisherigen iPads. Das Aluminium-Gehäuse wird zu den Seiten hin etwas breiter, bevor es nach unten hin wieder abgerundet ist. Bei diesem Übergang zwischen breiter und schmäler ist eine dezent scharfe Kante. Unangenehm fällt diese aber kaum auf, da man aufgrund des geringen Gewichts das iPad mini recht locker halten kann und nicht den Handballen in die Kante rammen muss, um es in der Hand zu fixieren. Wer will, kann das iPad mini in eine Manteltasche oder in die Gesäßtasche seiner Jeans zwängen - allerdings ragt ein Teil des Displays aus der Tasche heraus.

Größe und Gewicht erlauben, dass das iPad mini längere Zeit mit einer Hand gehalten werden kann - und das ist vor allem unterwegs interessant. Während man 10-Zoll-Tablets nur schwer mit einer Hand nutzen kann, kann man das iPad mini im Hochformat mit einer Hand bequem greifen - die andere ist dann etwa frei für die Haltestange im Bus. Einige Tätigkeiten lassen sich gar einhändig erledigen, etwa das Umblättern in E-Books oder das Auslösen der Kamera per eingeblendeten Button. Hier gibt es einen kleinen Kritikpunkt: Der Auslöseknopf wird im Querformat immer für Rechtshänder eingeblendet, Linkshänder haben das Nachsehen. Ein Vorteil der kompakten Maße: Das Tippen auf der virtuellen Tastatur fällt leichter als am großen iPad, wenn man das Gerät nirgends ablegen kann und in der Hand halten muss. Liegt das iPad Mini aber etwa mit dem Smart Cover als Ständer am Tisch, sind die kleineren Tasten weniger angenehm, als die der ausgewachsenen iPads.

iPad mini im Test

Display ohne Retina

Anders als anderen Apple-Geräten hat der Hersteller seinem iPad mini kein Retina-Display gegönnt - wohl, um einerseits Akku und andererseits Herstellungskosten zu sparen. Der Kunde bekommt somit 1024 x 768 Pixel, die eine Spur gesättigtere Farben als jene des iPad 2 schaffen. Die Schärfe ist in Ordnung, legt man aber ein iPad mit Retina-Display oder ein Konkurrenz-Modell (z.B. Toshiba AT270, 7,7 Zoll, 1280 x 800 Pixel) daneben, wird klar: Andere Tablets haben schärfere Displays. Ein Plus: Das Display reflektiert nicht so stark wie jenes des iPad 2, Spiegelungen und Fingertapser gibt es aber natürlich trotzdem häufig.

Interessant ist, was sich Apple bezüglich dem schmalen Rahmen ausgedacht hat. Dieser fordert gerade dazu auf, dass der Daumen auf das Display ragt - was die Touch-Steuerung aber nicht stört. Denn der Touchscreen scheint Finger am Rand zu ignorieren und erkennt richtigerweise Berührungen, die der Nutzer gewollt macht. Diese Funktion ist etwa beim Scrollen auf Webseiten wichtig.

Stichwort Webseiten: Während man beim iPad 2 oder neuem iPad die meisten Webseiten ohne Zoomen lesen kann, muss man mit dem kleineren Display des iPad mini oft ranzoomen, um Web-Texte gut lesen zu können. Bei E-Books stört das kleinere Display nicht, bei Comics schon, da man die Texte nicht mehr lesen kann, wenn die ganze Seite angezeigt wird. Bei iPad-Spielen fiel das kleinere Display nicht negativ auf - im Gegenteil. Durch das geringe Gewicht spielen sich Games bequemer, bei denen man das Tablet in den Händen halten muss.

Anders als viele andere Tablet-Hersteller setzt Apple beim iPad mini weiter auf das 4:3-Format. Das hat den Vorteil, das rund 275.000 Apps Bildschirm-füllend funktionieren. Nicht so toll ist das Format beim Video- oder Film-Schauen - 16:9 bzw. 21:9-Formate bekommen dicke schwarze Balken oben und unten.

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Gregor Gruber
ipad (12)
Schwache Spezifikationen, trotzdem flott
Am Papier wirkt das iPad mini etwas schwachbrüstig. Mit 1 GHz Dual-Core-Prozessor und 512 MB RAM kann es mit Googles Nexus 7 kaum mithalten, dieses hat immerhin einen 1,2 GHz Quad-Core-Prozessor und 1 GB RAM. In der Praxis fällt diese vermeintliche Schwäche aber nicht ins Gewicht. Apps wie die Kamera, der Safari-Browser, die Einstellungen oder Photo Booth öffnen genauso flott wie am neuen iPad, und iOS 6 läuft generell flüssig. Auch Games mit aufwendiger Grafik, wie etwa MetalStorm, laufen rund. Trotz Mini-Größe leistet der Akku großes: Zehn bis zwölf Stunden reine Nutzungszeit sind mit dem iPad mini durchaus möglich, wenn das Display nicht in der höchsten Helligkeitseinstellung genutzt wird.

Auch der Benchmark-Test von Rightware ist beachtlich: Das iPad mini schafft dabei 122367 Punkte und liegt damit gar nicht so weit vom neuen iPad (125717 Punkte) entfernt. Nicht so toll ist die Hauptkamera mit 5 Megapixel, die auch im neuen iPad verbaut ist: Sie löst zwar schnell aus, doch damit das Bild nicht verwackelt, muss man das Tablet sehr ruhig halten. Smartphones wie das iPhone 4S/5 schaffen deutlich bessere Bilder - auch, weil das iPad mini keine HDR-Funktion bietet. Besser als die Cam des iPad 2 ist sie aber auf jeden Fall.

Die Lautsprecher werden als Stereo-Speaker angepriesen - doch echten Stereo-Sound bekommt man damit nicht. Die Speaker sitzen in der Unterkante des Tablet - hält man das iPad mini im Querformat, dann kommt der Sound natürlich trotzdem nur von rechts oder links. Störend ist, dass das ganze Tablet mitvibriert, wenn man den Ton laut dreht. Außerdem ist der Kippschalter einzelnen Knöpfen für "Lauter" und "Leiser" gewichen - diese sind nun nicht mehr so intuitiv zu bedienen und verlangen anfangs ein wenig Tasterei.
 
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Gregor Gruber
ipad (05)
Fazit

Die große Frage zum Schluss: Für wen ist das iPad mini nun eigentlich gedacht? Wer bereits ein neues iPad oder iPad 2 hat, hat keinen Grund zum umsteigen - außer die Sammlung an Apple-Geräten zu vervollständigen. Wer ohnehin vorhat sein iPad 1 in Rente zu schicken, sollte das iPad mini auf jeden Fall mal im Geschäft ausprobieren und mit einem iPad 2 oder neuem iPad vergleichen.

Auch für Tablet-Neulinge ist das iPad mini durchaus eine Überlegung wert. Ist man viel unterwegs, ist das iPad mini eine gute Wahl. Soll das Gerät hauptsächlich zuhause genutzt werden, wie es bei den meisten Tablet-Besitzern der Fall ist, greift man besser zu einem normalgroßen iPad.

Würde man das iPad Mini nur nehmen, weil es um 70 Euro weniger kostet als das günstigste iPad 2, sollte man gleich überlegen, lieber ein Google Nexus 7 zu kaufen. Das hat mit 32 GB doppelt so wiel internen Speicher und kostet 249 Euro statt 329 Euro.

2012 ist für Apple zu einem Jahr geworden, in dem der größte Hightech-Konzern reagiert statt agiert. Gegen die erstarkende Tablet-Konkurrenz hat man dem iPad ein hochauflösendes Retina-Display geschenkt, das iPhone wurde gemäß dem Trend zu größeren Bildschirmen auf 4 Zoll aufgepumpt.
Auch das iPad mini ist als Reaktion auf Produkte rivalisierender Anbieter zu sehen.

Samsung: Der südkoreanische Hersteller war einer der ersten, der  mit dem „Galaxy Tab 7.7“ (ab 310 Euro) auf ein kompaktes Gerät mit hochauflösendem Display (1280 x 800 Pixel) setzte. Es hat einen  Doppelkern-Prozessor mit 1,4 GHz und 1 GB RAM.

Google: Im Sommer vorgestellt, ist das Tablet „Nexus 7“, das Asus für Google fabriziert hat, jetzt auch in der 32-GB-Variante in Österreich verfügbar (249 Euro). Es bietet ein 7-Zoll-Display, einen Vierkern-Prozessor, 1 GB RAM  und die neueste Version von Googles Android-Betriebssystem.

Amazon: Noch nicht in Österreich verfügbar, hat der Online-Händler Amazon sein 7-Zoll-Tablet „Kindle Fire“ im Herbst nach Europa gebracht. Je nach Ausstattung (z.B. HD-Display, mehr Speicher) ist es ab 159 Euro erhältlich. Das Konzept: Kunden bekommen ein günstiges Gerät, für das sie künftig zusätzliches Geld für digitale Bücher, Filme oder Spiele ausgeben.

Andere: Asiatische Hightech-Firmen wie  Toshiba, Huawei, Acer oder Lenovo haben ebenfalls 7-Zoll-Tablets auf den Markt gebracht, doch keines der Geräte konnte viele Konsumenten überzeugen. Auch der taiwanesische Smartphone-Hersteller HTC oder der BlackBerry-Macher RIM haben sich relativ früh an 7-Zoll-Tablets versucht, die Produktion aber wieder eingestellt.

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