Der Playboy ist fast tot. Der Männertyp, der Frauen verehrt und zugleich frisst, stirbt aus, die Gunther Sachse und Udo Jürgense sind abgetreten und keiner kommt nach. Nur der Mitbegründer des modernen Playboys lebt noch.
Aber selbst Hugh Hefner – er wird heute 90 Jahre alt – hat seine wilde Phase hinter sich. Sagt seine Ehefrau Crystal, geborene Harris. Sie wird demnächst 30 und wenn deine Frau öffentlich über euer Eheleben sagt: "Heute kuscheln wir oder spielen Backgammon", dann liegt der Playboy-Zenit hinter dir.
epa03521727 (FILES) US Editor-in-chief of Playboy magazine and Chief Creative Officer of Playboy Enterprises Hugh Hefner (L) and Crystal Harris (R) attend the Playboy Club London Gala Opening Event in Mayfair, Central London, Britain, 04 June 2011. According to reports on 01 January 2013, Hefner and Harris married on New Year's Eve. EPA/DANIEL DEME *** Local Caption *** 02780015
Die Frau, mit der er Bett und Backgammonbrett teilt, hatte sogar zwei Mal die Hochzeit abgesagt. Einst lebte Hefner mit Hunderten. Noch vor zehn Jahren mit sieben, danach mit drei Frauen, eine davon immer "Hauptfrau". Die Playboy Mansion, Hefners Anwesen, auf dem sich Scharen an Playmates im Pool rekelten, wurde zum Einfamilienhaus. Und soll demnächst sogar verkauft werden, wie die gesamte "Playboy Enterprises", hieß es jüngst von der Wall Street.
Der Start
Am Anfang war alles anders. Der 27-jährige Hefner war 1953 voller Träume vom vergangenen Glanz der opulenten 1920er-Jahre – "der Party, die ich verpasst habe." Die prüden Nachkriegs-USA widerten ihn an, wie viele andere. Das erkannte Hefner und schwatzte einem Fotografen alte Nacktbilder von der mäßig berühmten Monroe ab und druckte sie auf das Cover seines ersten Männermagazins. Und: Auf das Centerfold (Pin-up) in der Heftmitte – lebensgroß ausklappbar. Die vielleicht wichtigste Erfindung in Hefners Leben.
PAP99- 20000413 - LONDON, UNITED KINGDOM : BLACK AND WHITE ONLY Undated library filer of Hugh Hefner, editor & publisher of Playboy Magazine, with American actress Barbara Benton, 19, surrounded by Bunny Girls at the Playboy Club in Park Lane, London. The Playboy Bunnies are set to make a return to the UK club scene after a near 20-year absence under a deal announced Thursday 13 April 2000 between leisure company Hilton and the Playboy empire. Hilton's Ladbroke Casino business and Playboy Enterprises plan to open a Playboy Casino Club in London's West End. PA photo. UK OUT NO MAGS NO SALES NO INTERNET NO ARCHIVESEPA PHOTO /PA/dsy-hh
50.000 verkaufte Stück später strotzte der studierte Psychologe und frühere Vertreiber eines Kindermagazins vor Egomanie, der Grundzutat des modernen Playboy-Mannes: Der Erfolg des Magazins sei so groß, weil "es eine Ode an mich selbst ist."
Geld, die neuen Zeiten und Freizügigkeiten wirkten wie ein Turbo auf Hefners Ego. "Die Welt änderte sich, und wir waren Teil dieser Veränderung." Die Pablo Picassos, John Updikes und Woody Allens jener Tage veröffentlichten im Playboy und irgendwann war Hefner so groß, dass er sich nur mehr selbst vernichten konnte.
Das tun alle großen Männer früher oder später. Eine Art natürliche Selbstregulation des Playboys.
Hefner versenkte Geld in Entertainment-Projekten und unterschätzte die neue Konkurrenz von Hustler und Penthouse. Der neue Konservativismus der Reagan-Ära und die härtere Wirtschaft hatten keinen Platz für den Playboy reserviert. Weder für den aus Papier noch den aus Fleisch, den 1985 ein leichter Schlaganfall in die Sinnkrise stieß.
Playboy founder Hugh Hefner poses with six of his seven girlfriends (L-R), Kimberly Stanfield, Katie Lohmann, Cathi O'Malley, Tina Jordan (giving Hefner a kiss), Tiffany Holliday, and Buffy Tyler during Hefner's 75th birthday party at Studio 54 inside the MGM Grand hotel-casino in Las Vegas March 2, 2001. Hefner, who doesn't turn 75 until April 9, decided to have a party while in Las Vegas to promote the April issue of Playboy Magazine which features girls from the Hard Rock Hotel & Casino in Las Vegas. REUTERS/Ethan Miller
Vier Jahre später heiratete er – erst zum zweiten Mal. Hefner hat sechs Kinder, davon vier eheliche. Doch die fixe Idee von der geilen Blondine bekam er nicht aus Kopf und Lende. Große Egos wachsen immer aus kleinen Verletzungen, Hefner erklärte in seiner Biografie: "Mein Geschmack für Blondinen wurde in der vierten Klasse geweckt. Ihr Name war Audrey Zimmermann und sie hatte lange blonde Locken." Und ihn keines Blickes gewürdigt. In dieser Biografie beschreibt Hefner seine Kindheit als "frei von Liebe und Entertainment". Sein Lebenswerk wurde zur großen Kompensation.
Das Ende
Immerhin gehört Hefner noch immer das "Y" des berühmten Hollywood-Schriftzugs in L.A. und die Urnenkammer neben dem Monroe-Grab. Und auch wenn im US-Playboy keine Nackten mehr gezeigt werden und Hefners Sohn Cooper das Magazin führt – Hugh ist noch immer Chefredakteur.
Ihm bleibt das Gegenüber beim Backgammon, das im Vergleich mit den Oberweiten und Schlauchlippen früherer Mitbewohnerinnen aussieht wie das hübsche Mädchen von nebenan. Der Mann ist alt geworden.
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