Hühnerhaltung im Trend: Hör mal, wer da gackert

Hühnerhaltung im Trend: Hör mal, wer da gackert
Promis machen es vor: Vom glücklichen Leben mit dem Federvieh, erzählt ein neues Buch.

Huhn zu haben, ist in Mode gekommen. Spätestens seit sich Stars wie Barbra Streisand oder Liz Hurley als Hühnerfans outeten, hält man das Federvieh im Landhaus und sogar in der Stadt.

Hühnerfreund zu sein, bedeutet aber mehr, als nur Hühner zu besitzen. Viele bauen eine enge Beziehung zu den Vögeln auf, ähnlich wie zu Katzen oder Hunden. Wie das ist, hat die Autorin Manuela von Perfall gemeinsam mit der Fotografin Jessica Jungbauer in einem Buch zusammengefasst: „Vom Glück, mit Hühnern zu leben“ (Verlag Callwey). Manuela von Perfall lebte selbst mit ihren Hühnern namens Chicken, Nugget oder Juli. Sie durften sogar zu ihr ins Haus. Die tierliebende Autorin ist vergangenen Herbst im Alter von 66 Jahren überraschend verstorben.

In ihrem Buch verraten 17 Hühnerbesitzer, was das Leben mit Hühnern für sie persönlich bedeutet. Etwa die in New York lebende Schauspielerin Isabella Rossellini („Blue Velvet“, „Fearless“), die erzählt, wie sie aufs Huhn gekommen ist: „Ich wollte Hühner, also bestellte ich welche online. Sie kamen per Post in einer Schachtel mit Luftlöchern.“ Auch Rossellini gibt ihren Hausvögeln Namen, wie etwa Speedy oder Andy Warhol. Was sie ebenfalls verrät: „Hühner schließen Freundschaften. Ich streichle Hühner gern. Sie sind viel weicher als jede Katze, jeder Hund.“ (Sorry Hunde- und Katzen-Fans!)

Entspannte Hühner

Zurück nach Österreich, in die Berge des Tiroler Inntals. Dort, auf einem Hof aus dem 8. Jahrhundert, wohnen die Schauspielerin Nina Proll und Gregor Bloéb, ebenfalls Schauspieler, sowie deren „entspannte“ Hühner. Auf die Idee, Hühner zu halten, kam Bloéb, weil er es hasst, Essen wegzuwerfen: „Ein Hendl wandelt Essensreste direkt in ein Ei um. Zumal es dann auch noch Wiese und Garten umackert und diese düngt. Wenn irgendwas die Bezeichnung Nutztier verdient, dann ein Huhn.“

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Bloéb mit seinem Hendl.

Echte Freilandhühner

Auf einer Wiese, irgendwo in Niederösterreich, nahe einer im Jahr 1915 gebauten Radiostation, gackert eine bunte Schar verschiedener Hühnerrassen durch die Wiesen. Die verfallenen Radiohallen wurden von dem französischen Künstler Sébastian de Ganay zum Atelier umgebaut, im Nachbargebäude wohnt er mit der Familie. Seine Frau Katharina wollte ursprünglich Hühner für die vier Kinder, damit sie erleben können, wie es ist, wenn Küken schlüpfen und Leben entsteht. Mittlerweile laufen viele verschiedene Hühner durch den großen Garten. Sie wissen, was es heißt, ein echtes Freilandhuhn zu sein: „Manche übernachten ab und zu auf den Bäumen“, erzählt de Ganay. Haustiere sind die Hühner trotzdem nicht – die Familie hat auch einen Hund, der Hühner offenbar mag – sondern „Nutztiere mit positiven Nebeneffekten“. Selbst die Federn werden hier verwertet – als kunstvolle Schätze.

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De Ganay und ihre Kinder lieben ihre Hühner.

Hühner in der Cottage

Dass Hühnerhaltung auch in der Stadt möglich ist, beweisen wiederum Nina und Felix Adlon, Ururenkel des Berliner Hotelgründers Lorenz Adlon und Sohn von Regisseur Percy Adlon. Nina ist Sopranistin.

Zugegeben, mit einem Haus und Garten im Nobelbezirk Döbling ist das einfacher als in einem kleinen Schrebergarten irgendwo anders. Und dennoch gelten die Beiden als „Hühnerpioniere“. Sie halten zwei große Hunde und mehrere Hühner, ein Rassenmix aus Sperber, Grünleger und Tetrabraun. Das Paar gab ihnen Namen, etwa Sieglinde (das Lieblingshuhn von Tochter Sophie) – und räumen mit klassischen Vorurteilen auf. Zum Beispiel, dass die Hühner dumm seien: „Sie pflegen Freundschaften, und eine gewisse Hackordnung mit stärkeren oder schwächeren Exemplaren, was freiwillig geschieht“, sagt Felix Adlon. Hühner seien außerdem gesellig und zutraulich: „Man kann mit ihnen durchaus eine Beziehung aufbauen“. Fazit der Beiden: „Die Idee, Hühner zu halten, war eine der besten unseres Lebens. Der Alltag wurde damit über Nacht bereichernder, glücklicher und entschleunigter.“

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Nina und Felix Adlon bereuen ihre Entscheidung nicht.

Wussten Sie...

... es im europäischen Raum 180 verschiedene Hühnerrassen gibt? Weltweit sind es 500.

... Hühnerhaltung im eigenen Garten,  gut überlegt sein muss? Sie brauchen genauso viel Pflege und Aufmerksamkeit wie andere Haustiere auch. Die Broschüre „Huhn im Glück – tiergerechte Hühnerhaltung im Garten“ des Vereins „Tierschutz macht Schule“ informiert. Interessierte können hier bestellen: tierschutzmachtschule.at

... nicht jedes Huhn die gleichen Platzansprüche stellt? Es gibt Hühner, die viel laufen  und andere, die sich mit wenig Wiese begnügen.

... Hühner eine Hütte brauchen? Man rechne mit 5 Hennen pro Quadratmeter, einer Sitzstange (20 cm pro Huhn) und Lege-Nestern, (eines für 3 bis 5 Hühner). Die Hütte sollte etwa einen halben Meter hoch sein. Hühner benötigen außerdem ein Sandbad und Plätze zum Verstecken. Sie sind Allesfresser.

... es in Wien nicht erlaubt ist, Hühner auf dem Balkon zu halten? Vom Gesetz her dürfen die Tiere nur dort gehalten werden, wo es „ortsüblich“ ist.  Es besteht Meldepflicht, außerdem müssen die Nachbarn ihr Einverständnis geben. Nähere Informationen gibt das Magistrat.

 

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