Heizen, bis der Arzt kommt

Heizen, bis der Arzt kommt
Hohe Raumtemperaturen schaden Gesundheit und Klima.

Wenn es um Möbel, um Teppiche oder um neue Fenster geht, sind die Models in der Werbung meist knapp bekleidet und bloßfüßig. Nach dem Motto, hol dir den Sommer in den Winter, lässt, man die Hüllen fallen und dreht im Gegenzug die Heizung auf. Sehr schick.

Die fatale Botschaft kommt leider gut an, Lifestyle geht vor Vernunft. Während nämlich aus medizinischer Sicht in den Wohnräumen 20 bis 22 Grad, in Schlafräumen 17 bis 18 Grad als optimale Raumtemperatur empfohlen werden, sind mittlerweile für viele Menschen 24 bis 25 Grad und mehr die Normalität. Offensichtlich ist es für sie unvorstellbar, sich im Winter mit Pullover und langer Hose in Innenräumen aufzuhalten. Kein Zufall, dass Armut in den Medien gerne durch Bilder von Menschen illustriert wird, die sich im Zimmer warm anziehen müssen, weil sich arme Teufel keine karibischen Temperaturen leisten können.

Tropentemperaturen im mitteleuropäischen Winter haben aber nicht nur negative Folgen für Energieverbrauch, Klima und Geldbörsel. Sie sind auch ungesund. Letzteres auch deshalb, weil hohe Temperaturen oft mit trockener Raumluft einhergehen. Haut, Schleimhäute der oberen Atemwege und Augenbindehäute trocknen leichter aus und werden für chemische Schadstoffe und Infektionserreger angreifbar. Augenbrennen, Halskratzen, Infektionen und Unwohlsein sind die Folge.

Reduziert man die Raumtemperatur auch nur um ein Grad, spart man bis zu sechs Prozent an Heizkosten und umweltschädlichem CO2 ein. Rund 300 kg sind es pro Haushalt und Jahr. Logisch, dass zugleich auch der Schadstoff-Output, etwa der Feinstaub, den Holzheizungen verursachen, reduziert wird.

Holz, aber richtig

Dieser Brennstoff erfreut sich zunehmender Beliebtheit, gehört er doch zu den nachwachsenden Rohstoffen, ist klimafreundlich und liefert behagliche Wärme. Diese Vorteile für Mensch und Umwelt können allerdings nur bei richtiger Verwendung realisiert werden. Welche hohen Schadstoffbelastungen durch nicht sachgemäßes Heizen mit Holz entstehen, konnte bereits mehrfach in Untersuchungen, auch in Österreich, festgestellt werden. Diesen zufolge tragen veraltete Holzheizungen massiv zur Feinstaubbildung bei.

Die Belastung durch Feinstaub wird übrigens auch für den Innenraum unterschätzt. Offenes Kaminfeuer hat nämlich neben der romantischen Behaglichkeit auch Schattenseiten, denn offene Holzfeuer in den eigenen vier Wänden setzen enorme Mengen an ultrafeinen Staubwolken frei, die lange in den Räumen hängen bleiben.

Während es unter optimalen Bedingungen (mit moderner Technologie) zur Verringerungen gesundheitsrelevanter Schadstoffemissionen kommt, steigt die Menge an ausgestoßenem Dioxin beim Einsatz von zu feuchtem Holz oder bei zu geringer Luftzufuhr auf das mehr als 40-Fache an. Wenn lackiertes Holz mitverbrannt wird, entsteht die 500-fache, und bei Beimischung von PVC die 1000-fache Menge an Dioxin. Insgesamt muss in diesem Bereich noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden, nämlich dass maßvolles, vernünftiges Heizen nichts mit einem Verlust an Lebensqualität zu tun hat, sondern mit einem glatten Gewinn.

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