Hacker-Konflikt im Nahen Osten

Hacker-Konflikt im Nahen Osten
Arabischer Hacker stahl tausende israelische Kreditkarten. Nahost-Konflikt damit auch im Internet entfacht.

Die neueste Runde im Dauer-Konflikt zwischen Arabern und Israelis begann kurz nach Neujahr mit einem Hackerangriff und einem recht hämischen Kommentar. "Es wird so ein Spaß sein zu sehen, wie 400.000 Israelis vor Banken und Kreditkartenbüros Schlange stehen und darüber klagen, dass ihre Kreditkarten gestohlen wurden", schrieb der Täter, der im Netz als "OxOmar" aus Saudi-Arabien auftrat. Seither folgt Schlag auf Schlag gegen israelische Unternehmen. Zuletzt wurden am Montag die Webseiten der Fluglinie El Al, der Börse und von mehreren Banken zeitweise lahmgelegt.

Auch der Kampf im Internet folgt den alten Konfliktregeln. Zwar ist unbekannt, ob es sich bei dem Hacker tatsächlich um einen Saudi handelt, aber in Internetforen des Königreiches wurde "OxOmar" kräftig virtuell auf die Schulter geklopft. "Gut gemacht, böser Bub... Die Juden sind die abscheulichsten Menschen... Hitler hatte Recht mit dem, was er sagte", lautete etwa ein antisemitischer Kommentar, der von der israelischen Zeitung "Yedioth Ahronot" zitiert wurde.

Cyber-Jihad gegen zionistischen Feind

Der Aufruf zum "Cyber-Jihad" gegen Israel durfte da nicht lange auf sich wartenlassen. Der Kuwaiter Tarek al-Sowaidan, der den islamischen Unterhaltungssender Al-Risala leitet, schrieb im Kurznachrichtendienst Twitter: "Ich denke, es ist notwendig, die Kräfte der Hacker für das Projekt eines elektronischen Heiligen Krieges gegen den zionistischen Feind zu bündeln, dies ist ein aktiver und wichtiger Jihad, für den es mit Gottes Segen reiche Belohnung geben wird." Auch die im Gazastreifen herrschende radikal-islamische Hamas rief die arabische Jugend auf, den elektronischen Krieg gegen Israel zu verschärfen.

Zuvor hatten Internet-Aktivisten für Israel Partei ergriffen und ihrerseits saudische Webseiten lahm und Kreditkartendaten offen gelegt. "Wir agieren im Namen der IDF" (israelische Streitkräfte), schrieben sie in einer Botschaft. "Wenn ihr nicht aufhört, uns anzugreifen, werden wir eure Wirtschaft lahmlegen", drohten die Unbekannten. Und wandelten damit die jahrtausendealte Racheregel ab: Auge um Auge, Passwort um Passwort. Der israelische Vize-Außenminister Danny Ayalon verglich die Hacker-Attacken mit Terrorangriffen. Und drohte: "Israel hat die Fähigkeit, gegen alle vorzugehen, die es zu schädigen versuchen."

Hacker-Attacken als Sicherheitswarnung

Das hält die israelische Expertin für Internet-Sicherheit, Yael Shahar, jedoch für überzogen. "Die Auswirkungen der Hacker-Attacken sind für die Betroffenen sicher ärgerlich, aber es ist kein Terrorismus", sagte sie der Nachrichtenagentur dpa. Bisher seien in Israel auch keine wirklich sensitiven Datenbestände betroffen und die Sicherheit des Staates nicht gefährdet. Der Krieg der Hacker müsse aber als Weckruf verstanden werden, die Sicherheit im Internet zu erhöhen, forderte die Expertin vom Internationalen Institut für Terrorismusbekämpfung in Herzliya.

Sicherheitslücken bei privaten Computern machen es Angreifern leicht, sogenannte Botnetze aufzubauen. Dabei werden weltweit Hunderttausende von Computern mit einer verdeckt agierenden Software infiziert und zu einem Netz zusammengeschlossen. Der infizierte Computer sendet dann auf einen entsprechenden Befehl der Täter hin Anfragen an eine bestimmte Webseite, die unter dem Massenansturm zusammenbricht. Solche "Distributed-Denial-of-Service-Attacken" (DDOS) kommen im Netz häufig in politisch motivierten Aktionen zum Einsatz. Der Diebstahl von Kreditkartendaten, erklärt Shahar, geschehe meist bei ebenfalls unzureichend gesicherten kleineren Unternehmen, wo per Kreditkarte eingekauft werde.

Für die virtuellen Jihad-Krieger gegen Israel hält Shahar jedoch eine Warnung parat: "In arabischen Ländern hapert es in der Regel mit der Internetsicherheit viel mehr als in Israel." Dort seien deshalb durch den Hacker-Krieg viel größere Schäden zu erwarten.

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